Das Wolf Speed System ist ein leichtes Beschleunigersystem mit versetzten Stufen. Es ermöglicht ein symmetrisches Beschleunigen

Wolf Speed System mit versetzten Stufen
// Foto: Lu-Glidz

Piloten, die mit einem Liegegurtzeug fliegen, kennen das Problem: Die Beine liegen parallel im Beinsack. Möchte man den Beschleuniger mit einem Bein mittig betätigen, ist das andere Bein irgendwie im Weg. Man tritt den Beschleuniger deshalb nicht symmetrisch, wodurch der Schirm auf einer Seite etwas stärker beschleunigt wird und entsprechend driftet. Als Pilot muss man dann gegensteuern bzw. noch nachträglich mit dem Beschleuniger gewissermaßen die Mitte suchen.

Vor Jahren schon hat der italienische Wettbewerbs-Piloten Marco Busetta nach einer Lösung für dieses Problem gesucht. So kam er auf die Idee der "Bullet-Speedbar". Diese besitzt drei Stufen, die allerdings nicht mehr alle mittig, sondern in den ersten zwei Stufen schmaler und seitlich versetzt angeordnet sind. Für jedes Bein gibt es eine passend ausgerichtete Stufe. Das System funktioniert gut, wie ich bereit 2018 in einem Test auf Lu-Glidz geschrieben habe.

Allerdings ist die Bullet-Speedbar noch relativ massiv aufgebaut – mit Stufen aus schwerem Plastik und breiten Gurtbändern. Die Entwicklung bei den Liegegurtzeugen ist seither weitergegangen. Vor allem in den heute verbreiteten Leicht- und Semileicht-Liegegurtzeugen wirkt dieses Design etwas zu massig. Es gibt aber Alternativen.

Vor einigen Jahren schon hatte ein spanischer Pilot namens Felix eine Variante der Bullet Speedbar entwickelt und im Paraglidingforum präsentiert. Sie arbeitet mit einer ganz ähnlichen Geometrie der Aufhängung, besteht aber nur noch aus dünnen Dyneema-Schnüren und leichten, kohlefaser-verstärkten Trittplatten. Allerdings ist dieses Modell nicht einfach über einen Shop verfügbar. Hier kommt Eugen Wolf vom Wolf Paragliding Service in Feldkirch ins Spiel. Er hat eine ganz ähnliche Lösung designt. Er nennt sie das Wolf Speed System, das ich im weiteren Text als WSS abkürze.


Offset verhindert Asymmetrien

Über diesen Sommer hinweg hatte ich die Gelegenheit, ein WSS in meinem Swing Connect Race Liegegurtzeug zu testen. Im Ergebnis kann ich sagen: Das System funktioniert gut und bietet eine ähnliche Funktionalität wie die originale Bullet-Speedbar. Durch den Offset der ersten beiden Stufen ist es auch hier gut möglich, mit den Beinen parallel nebeneinander die "Leiter" rauf und runter zu steigen, ohne dass man größere Asymmetrien in der Beschleunigung ausgleichen muss.

In der Praxis empfand ich die WSS allerdings als nicht ganz so komfortabel wie die originale Bullet. Vor allem wenn es darum geht, die unterste Trittstufe zu finden, geht das mit der Bullet etwas direkter und intuitiver. Das liegt vermutlich daran, dass die Trittstufen bei der Bullet durch die breiten Gurtbänder, an denen sie befestigt sind, von Anfang an besser ausgerichtet sind.

Die WSS liegt mit ihrer Schnurkonstruktion etwas schlabbriger im Beinsack. Vor allem wenn man nach dem Start das erste Mal in den Beschleuniger treten will, hängt zuweilen nicht alles schon ideal am Platz. Ich musste dann immer wieder mal etwas mit dem Fuß im Beinsack fummeln, um die erste Stufe korrekt zu finden, zu treten und damit auch auszurichten. Bei nachfolgenden Beschleunigungsvorgängen klappte das dann problemlos. Man muss im Grunde nur noch kurz die Ferse lupfen und nach hinten treten, schon landet man auf dem ersten Tritt.

Es gibt die Möglichkeit, an der untersten Stufe noch ein zweites, zusätzliches Gummiband knüpfen, mit dem man die Stufe nicht nur zum Rand, sondern auch zur Mitte der Fußplatte hin abspannen kann. So wird die Stufe von Anfang an perfekt in Position gebracht. Allerdings kann das mittige Gummi den Einstieg in den Beinsack etwas behindern . Ich habe bei meinen Flügen letztendlich darauf verzichtet.

Von der Qualität her macht das Wolf Speed System einen guten Eindruck. Nach einer Flugsaison im Test ist mir nur ein kleines Manko aufgefallen: Die innere Leine der ersten Stufe verläuft hinter der zweiten Stufe. Das lässt sich nicht ändern, ergibt es sich doch zwangsläufig aus der Geometrie. Das bedeutet allerdings, dass diese Leine bei jedem Treten in den Beschleuniger an der zweiten Stufe oder dem darauf abgestellten Fuß entlang reibt. Nach einem Jahr zeigten sich in meinem Fall schon deutliche Abnutzungsspuren an der Leine. Man muss damit rechnen, dass sie irgendwann ersetzt werden muss. Man sollte also den Zustand dieser Leine besonders im Blick behalten, um nicht im Flug von einem Schaden überrascht zu werden.

Fazit: Wer die Vorteile des symmetrischen Beschleunigens erleben will, bekommt mit dem 90 Gramm schweren Wolf Speed System einen funktionalen Beschleuniger, der gut auch in Leicht-Liegegurtzeuge passt. Wer sehr viel und aktiv mit dem Beschleuniger fliegt und ein robusteres Wettbewerbsgurtzeug verwendet, dem würde ich allerdings vom Handling her immer noch die originale Bullet-Speedbar empfehlen.


Das Wolf Speed System ist zum Preis von aktuell 85 Euro zzgl. Versand im Online-Shop von Wolf Paragliding Service erhältlich.