Das Naviter Omni ist ein vielseitiges Fluginstrument. Nur bei Bildschirmgröße und Laufzeit muss man Kompromisse machen. 

Das Omni passt in eine Hand. // Foto: Lu-Glidz

Hinweis: Dieser Test behandelt zwar das Naviter Omni, doch darauf läuft die App SeeYou Navigator. Diese gibt es auch für normale Smartphones. Alle Beschreibungen der Software-Funktionen des Omni gelten deshalb genauso für die Navigator-App, wenn man sie am Smartphone installiert.

Der slowenische Vario-Hersteller Naviter hat schon vor Jahren eine strategisch wichtige und richtige Entscheidung getroffen. Als klar wurde, dass Smartphones die meisten Funktionen von Fluginstrumenten übernehmen können, stellte Naviter seine eigene Entwicklung gezielt darauf ein: Naviter lancierte die App SeeYou Navigator, die es mit gleicher Funktionalität sowohl für Android, als auch für iOS gibt. 

Zugleich begann Naviter, seine Instrumente auf eine dafür passende Hardware umzustellen. Als erstes kam Ende 2021 das Oudie N auf den Markt, das technisch eine Art großes Android-Smartphone mit fetter Batterie und integrierter Variotechnik samt Fanet- und Flarm-Modul darstellt. Allerdings ist dieses mit einem Gewicht von 430 Gramm schon ein gehöriger Klotz auf dem Cockpit, was zumindest zum Leicht-Trend der Hike-and-Fly Piloten nicht so ganz passen will.

2018 hatte Naviter für deren Bedürfnisse eigentlich das "Hyper" lanciert, ein kleines GPS-Vario mit Farb-Display, das in eine Handfläche passte (s. Test auf Lu-Glidz). Das Hyper setzte allerdings noch auf ein anderes Betriebssystem, wurde dann aber von Naviter mit der strategischen Entscheidung auf "eine Android-App für alle Plattformen" folgerichtig wieder aufgegeben. Als Ersatz für das Hyper kam Anfang 2024 das Omni auf den Markt. 

Dieses bietet alle Funktionen des SeeYou Navigators bzw. des Oudie N, aber reduziert auf etwa die halbe Größe. Ich hatte Gelegenheit, das Omni über die vergangenen Flugsaison ausgiebig zu testen, auch im Wettbewerb. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus habe ich im folgenden, recht ausführlichen Testbericht aufgeführt. 


Form und Größe

Das Omni hat ein Format von 97×71×25 mm. Das ist etwa halb so groß, aber doppelt so dick wie ein klassisches Smartphone. Die Dimensionen sind  vergleichbar mit einer Zigarettenschachtel. Damit passt das Omni auf alle üblichen Cockpits, ohne irgendwo groß überzustehen, selbst wenn z.B. ein Leichtliegegurtzeug nur eine kleine Klettfläche auf dem Frontcontainer bietet. Auf einer Seite steht eine Nase mit integrierter Antenne noch etwas hervor. Diese ist aber so abgerundet, dass sie keinen Leinenfänger darstellt. Im Vergleich zu einem XC Tracer Maxx 2 ist das Omni minimal größer, wirkt v.a. aber wegen seiner Dicke deutlich wuchtiger. Das Gewicht liegt bei rund 230 Gramm. Das Gehäuse besteht aus einem schlagzähen, nicht gummierten Kunststoff und macht einen stabilen Eindruck.


Konnektivität

Das Omni wird über einen USB-C Anschluss geladen, kann darüber aber auch Strom an andere Geräte liefern. So kann es zur Not auch mal als externe Powerbank für ein Smartphone dienen. 

Um aktuelle Karten- und Daten aus dem Internet zu laden, verfügt das Omni über ein WLAN-Modul und einen SIM-Kartenslot. Mit installierter SIM-Karte kann das Gerät via Mobilfunk von überall aufs Internet zugreifen. Interessant ist das vor allem, um auch unterwegs tagesaktuelle Luftraumdaten, Windstationswerte, Positionen anderer Piloten oder Regenradarbilder abzurufen. Zudem ermöglicht es das eigene Livetracking via OGN. Um das volle Potenzial des Omni zu nutzen, ist es m.E. sehr empfehlenswert, eine SIM-Karte mit ausreichend Datenvolumen zu installieren.


Akku & Laufzeit

Naviter gibt die Laufzeit des Omni bei voller Helligkeit des Bildschirms mit 11 bis 13 Stunden an. Schaltet man den Bildschirm aus, soll der Akku bis zu drei Mal so lange durchhalten. In der Test-Praxis habe ich diese Werte leider nicht erreicht. Bei meinem Testgerät lag die Laufzeit mit installierter SIM-Karte, durchgängig eingeschaltetem Bildschirm und ständiger Internet-Konnektivität eher bei nur 8 Stunden (ohne SIM-Karte etwas mehr). Bei winterlichen Temperaturen könnten diese Werte nochmals tiefer liegen.

Wer also wirklich große Strecken mit langen Flugzeiten in Angriff nimmt, könnte dabei mit dem Omni an dessen Power-Grenzen stoßen, wenn man nicht zwischenzeitlich den Bildschirm abschaltet oder eine zusätzliche Powerbank zum Nachladen mitführt. Bei Mehrtagesausflügen sollte man unbedingt verfügbare Ladeoptionen im Blick haben.


Der Bildschirm

Kleiner Bildschirm

Das Omni hat einen Farbbildschirm im 3,5-Zoll-Format. Sichtbar sind davon 60x46 mm. Flächenmäßig entspricht das nur etwas mehr als einem Drittel des Bildschirms eines größeren Smartphones und rund der Hälfte des Oudie N. Dargestellt werden 800x480 Pixel. Auf die gegebene Fläche verteilt, liefert das eine ausreichende Schärfe selbst für kleine Symbole bzw. Schrift.

Allerdings würde ich das Omni als ein Gerät für "junge Augen" bezeichnen. Schriften und Symbole sind in der Standardeinstellung auf dem Bildschirm relativ klein. Wer für die Nahsicht vom Alter her bereits eine Lesebrille braucht, könnte die Schrift schnell als "zu" klein empfinden. Eine Kniemontage des Gerätes schließt sich da von selbst aus, es sei denn, man besitzt Adleraugen. 

Das Omni bietet zwar die Möglichkeit, einen größeren Schriftgrad einzustellen, aber das wirkt sich nur auf die Schrift in der Karte aus, z.B. Ortsnamen. Schriftengrößen in Infoboxen sind weitgehend fix und man muss nehmen, was man kriegt. Hier bedeutet kleiner Bildschirm automatisch entsprechend kleinere Schrift (im Vergleich zu Smartphone oder Oudie N).    

Das Display hat eine Hintergrundbeleuchtung. Die ist stark genug, damit alles auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar bleibt. Das Omni ist heller als die meisten Smartphones. Allerdings ist das Glas etwas spiegelig, sodass man zuweilen mit dem Blickwinkel zum Cockpit "spielen" muss, um ein klares Bild zu bekommen.

Die Ausrichtung des Bildschirms ist frei wählbar, d.h. das Omni kann im Hoch- oder Querformat genutzt und so an die eigenen Vorlieben angepasst werden.


Die Darstellung

Die Anzeige des Omni (wie allgemein der App SeeYou Navigator) gibt dem Piloten viele Freiheiten in der Konfiguration. Der Grundbildschirm ist immer eine Kartendarstellung, bei der man zwischen vier Modi umschalten kann, was auch im Flug jederzeit möglich ist. Karten kann man regionsweise vorab aufs Gerät laden, sodass sie auch offline zur Verfügung stehen: 

  • hell = simple Straßenkarte
  • Omni mit der
    Terrain-Anzeige

    Terrain = farbschattierte Geländekarte, die vor allem im Gebirge gute Übersicht über Geländestrukturen liefert
  • Outdoor = im Stil von Opentopomap mit Höhenlinien, bietet in den Mittelgebirgen bessere Kontraste als "Terrain" 
  • Satellit = klassische Satellitenbilder. Im Flug sind die zu unübersichtlich, aber für manche Planungsaufgaben interessant (nur mit Internetverbindung, erfordert im Flug installierte SIM-Karte).

Hinzu kommen zuschaltbare Kartenlayer, darunter:

  • Fanet+ = Position anderer Piloten auf Basis von Fanet und OGN (OGN nur bei installierter Mobilfunkkarte)
  • Live-Wind = aktuelle Werte von Windstationen im Kartenbereich (bei installierter Mobilfunkkarte). Farbcodierte Pfeile erleichtern die schnelle Einschätzung
  • Paragleiter = Position und Namen von offiziellen Start- und Landeplätzen
  • Entfernungskreise = konzentrische Kreise um die eigene Position mit Distanzangaben. Erleichtert z.B. die Abschätzung der Entfernung zu anderen Piloten. Anzeige passt sich an die Zoomstufe an
  • Regen = Regenradar, zeigt mit blauer Schattierung mögliche Regengebiete (SIM-Karte erforderlich)
  • Thermik = bekannte Thermikbereiche auf Basis von KK7-Daten

Auf diesem Grundbildschirm lassen sich nach Belieben weitere Datenanzeigen platzieren. Naviter nennt sie NavBoxes. Die Auswahl dafür ist groß und deckt alle erdenklichen Informationsbedürfnisse ab, um auch Wettbewerbspiloten und leistungsorientierte XC-Piloten zu dienen. Zu den wählbaren Variablen (insgesamt sind es mehr als 70) gehören Höhe, Höhe über Grund, Geschwindigkeit, Steigen, Steigen integriert, Durchschnittssteigen im letzten Bart, Kreisradius, Windgeschwindigkeit und -richtung, aktuelle Gleitzahl, Distanz zum nächstgelegenen Luftraum, Distanz zum nächsten gewählten Ziel (Wegpunkt), erflogene FAI-Dreiecksgröße etc.

Die NavBoxes können relativ frei auf dem Bildschirm platziert und stufenweise in der Größe eingestellt werden. Die Bedienung dafür ist einfach. Ein längerer Druck auf eine NavBox öffnet ein Auswahlfenster, über das man dann Funktion der NavBox sowie deren Position, Größe, Farbe, und Transparenz verändern kann.

Angesichts des relativ kleinen Bildschirms des Omni stößt man mit der Zahl der platzierbaren NavBoxes jedoch schnell an Grenzen. Wenn man nicht gleich einen Großteil der Kartendarstellung mit den Boxen überlagern will, muss man sich für eine kleine Auswahl entscheiden.   

Allerdings gibt es im SeeYou Navigator und damit im Omni nicht nur eine konfigurierbare Bildschirmseite. Der Pilot kann eine beliebige Anzahl davon anlegen, um darauf jeweils andere NavBoxes zu platzieren, die spezifische Informationsbedürfnisse je nach Flugsituation bedienen. Zum Beispiel eine Seite für den Thermikflug, eine für die Navigation, eine für den Luftraum etc. Im Flug kann man mit einem Fingertipp zur jeweils nächsten Seite weiterschalten. Je mehr Bildschirmseiten man eingerichtet hat, desto mehr muss man allerdings tippen, bis man wieder zur ersten zurückgekehrt ist.

Tipp: Man kann im SeeYou Navitor verschiedene Layouts definieren, abspeichern und dann nach Bedarf am Startplatz laden: Zum Beispiel ein Layout als simples Vario mit nur einer Seite, ein Layout für XC-Flüge, Layout für Wettbewerb (inkl. einer eigenen Seite mit wettbewerbsrelevanten Navboxen wie Endanflugrechner) etc. 


Bedienung

Das Omni besitzt wie ein Smartphone nur drei physische Tasten (An/Aus, Lautstärke) an einer Seite. Alles andere wird direkt über den Bildschirm mit den üblichen Fingergesten gesteuert. Die Karte lässt sich mit einem Finger verschieben und mit zwei Fingern zoomen. Ein Fingertipp auf Schaltflächen startet die hinterlegte Funktion. Das funktioniert gut.

Allerdings stößt man mit den Fingern schnell an die Grenzen des kleinen Bildschirms (im realen und übertragenen Sinn). Vor allem im Flug, wenn man Handschuhe trägt, wird es schwer, kleine Schaltflächen oder gar Punkte auf der Karte überhaupt genau zu treffen. Hält man zwei Fingern im Handschuh über dem Bildschirm, ist dieser schon größtenteils verdeckt. 

Wer im Flug tatsächlich häufiger sein Omni noch bedienen und umschalten will, der wird um einem speziellen Stylus für Touch-Bildschirme nicht herumkommen. Dafür noch ein Tipp: Besser einen längeren als einen kurzen knubbeligen Stylus wählen, um beim "distanziertem" Tippen noch den Blick aufs Display zu behalten.

Übrigens: Auch die Lautstärke-Tasten auf der Seite des Gerätes sind mit Handschuhen im Flug u.U. nur schwer zu bedienen. Der Stylus kann auch dafür als "Drückhilfe" von Nutzen sein.


Die Variofunktion

Das Vario des Omni bietet viele Einstellmöglichkeiten. Die wichtigsten davon sind:

  • Schnelligkeit der Ansprache (in vier Stufen)
  • Frequenzbereich der Variotöne (Sinkton, minimales bis maximales Steigen)
  • Modulation (linear oder logarithmisch. Logarithmisch heißt, dass bei geringeren Steigwerten die Tonhöhe stärker differenziert wird als bei starkem Steigen)
  • Tonübergänge (gleitend in der Tonhöhe oder gestuft wie eine Tonleiter, Naviter nennt das "Klarinette")

Damit kann man den Varioklang gut an die eigenen Hörgewohnheiten anpassen. Eine freie Definition der Tonhöhenkurve wie z.B. bei XC Tracer Maxx ist allerdings nicht möglich. Ebenso schließt die Naviter-Lösung einen "Thermikschnüffler"-Sound knapp unterhalb des Nullschiebers aus. 0 m/s ist der Mindestwert, ab dem das Piepen anspringen kann.

Von der Empfindlichkeit her, ist das Omni in der Standardeinstellung des Varios etwas weniger direkt als ein XC Tracer Maxx und kommt selbst in der Einstellung "schnell" nicht ganz an dieses heran. Das zeigt sich vor allem beim Herausfallen aus einem Bart. Da kann es noch ein wenig länger Nachpiepen. Für die Praxis ist die Genauigkeit aber völlig ausreichend und letztendlich auch eine Gewohnheitssache. 


Thermikassistent

Thermikassistent mit farbiger
Flugspur und windversetzten
Thermik-Bubbles.

Das Omni bietet einen Thermikassistenten. Hat man diesen in der Grundfunktion eingeschaltet, zoomt das Gerät bei erkanntem Kreisen in einer Thermik automatisch so weit in die Karte hinein, dass die einzelnen Kreise in der Darstellung erkennbar werden. Die Trackspur wird dabei gemäß den Steigwerten eingefärbt. Orangene oder rote Abschnitte zeigen, wo starkes Steigen war. Bläuliche Bereiche zeigen die Sinkzonen. So lässt sich mit einem Blick erkennen, in welche Bereiche man seinen Thermikkreise vielleicht verlagern sollte, um das Steigen zu optimieren.

Als weitere Anzeigenoption gibt es noch die "Blasen". Sie symbolisieren unterschiedlich große, eingefärbte Luftblasen, die mit der Thermik aufsteigen, wobei das Omni den Windversatz mit einrechnet. Das heißt, die Blasen werden auf der Anzeige mitverschoben. Die Blasendarstellung kann helfen, das eigene Kreisen in der Thermik zu optimieren. Bei gleichmäßigen Windverhältnissen sollten die Blasen mehrerer Kreise in der Anzeige möglichst übereinander bleiben. Dann kurbelt man mit rechnerisch optimalem Windversatz und läuft weniger Gefahr, vorne oder hinten aus dem Bart herauszufallen. 

Tipp: So verlockend so ein Thermikassistent auch ist, sollte man in der Praxis nicht zu häufig darauf schauen. Um effizient Thermik zu fliegen, gilt es, das eigenen Körpergefühl (Popometer) zu schulen. Ist man mit anderen Piloten im Bart, sollte man eh viel besser diese beobachten - zur eigenen Sicherheit, und weil einem die anderen einem viel besser anzeigen, wo das Steigen im Bart eher zu- oder abnimmt. Der Thermikassistent kann insbesondere in schwierigen Verhältnissen mit schwachem Steigen und stärkerem Versatz der Bärte eine Hilfe sein, v.a. wenn es gilt, einen verlorenen Steigkern wiederzufinden.


Windanzeige

Das Omni bietet auch eine automatische Windanzeige. Sobald man mehrere Kreise geflogen hat, errechnet das Gerät aus dem Versatz die Windrichtung und Stärke. Man bekommt dies dann als kleinen Pfeil mit km/h Angabe eingeblendet neben der eigenen Position eingeblendet. Wie das aussieht, ist oben im Bild der Thermik-Bubbles zu sehen.

Zusätzlich kann das Omni auch Windpfeile und Windwerte umliegender Windstationen darstellen (erfordert eine SIM-Karte im Flug), wenn diese Daten im OGN vorliegen. Diese Funktion ist sicherheitstechnisch sinnvoll, weil man so z.B. hoch oben in der Luft ablesen kann, wie stark und aus welcher Richtung der Wind im Tal oder an einem Berggipfel weht. Das hilft mögliche Lee-Situationen abzuschätzen. Tippt man auf einen Windpfeil (Stylus ist hilfreich, um punktgenau zu treffen), bekommt man zusätzlich Böenangaben und einen Verlauf der Windmessungen angezeigt. 


Lufträume

Einstellungsbildschirm

Das Omni zeigt die Lufträume im sichtbaren Kartenausschnitt als Overlay an. Die Luftraumdaten werden nach dem Einschalten automatisch aktualisiert, wenn man sich in einem bekannten WLAN-Netz befindet oder eine SIM-Karte installiert hat. So kann man davon ausgehen, immer auch die tagesaktuellen NOTAMs auf dem Gerät zu haben. Das ist wirklich hilfreich.

Um die Karte nicht mit irrelevanten Lufträumen zu überfrachten, kann man deren Darstellung einzeln oder für gesamte Luftraumklassen abschalten. Sinnvoll ist hier vor allem die einstellbare Höhenbegrenzung. Dann werden alle Lufträume über einer gewissen Höhe (z.B. 3000m im Flachland) ausgeblendet.

Im Flug lassen sich mit einem Fingertipp weitere Infos zu den Lufträumen abrufen. Dafür tippt man einfach einmal kurz ins Innere eines Luftraums auf der Karte hinein. Das Omni öffnet ein zusätzliches Fenster, in dem alle über diesem Punkt liegenden Lufträume und die jeweils davon geregelten Höhenbereich angegeben sind.

Nähert man sich im Flug einem Luftraum bis auf 1-2 km, poppt ein gelber Warnbalken auf mit Distanzangaben (horizontal und vertikal), dazu ertönt ein kurzer Warnton. Das lässt Zeit, den eigenen Flugweg entsprechend anzupassen. Fliegt man am Rand eines Luftraums entlang und will nicht ständig neu gewarnt werden, kann man weitere Warnungen auch ausschalten (für 15 Minuten oder komplett für diesen Flug). Nähert man sich einem Luftraum so weit, dass man diesen bei gleichbleibender Flugrichtung in 30 Sekunden erreichen würde, ertönt ein schriller Warnton. 

Systembedingt ist die Anzeige der Lufträume bisher nur zweidimensional, also in der Draufsicht möglich. Beim Unterfliegen mancher Luftraumdeckel wäre es wünschenswert, durch eine zusätzliche seitliche Anzeige eine bessere Einschätzung der eigenen vertikalen Position im Verhältnis zum Luftraum zu bekommen. Manche Varios anderer Hersteller (z.B. Skytraxx oder XC Tracer) bieten eine solche Darstellung. Ob Naviter irgendwann eine Lösung für den SeeYou Navigator findet, um zumindest auf einer spezielle Bildschirmseite auch eine Seitenansicht zu ermöglichen, bleibt abzuwarten. Die aktuelle Lösung bietet vor allem dank des sehr einfachen Abrufs von Luftrauminfos per Fingertipp aber auch Vorteile gegenüber der Konkurrenz.


Hindernisse

Das Omni zeigt auf der Karte Luftraum-Hindernisse an und warnt vor ihnen. Das sind vor allem Seilbahnen, Skilifte und Stromleitungen. Die Hinderniswarnung ist sehr gut gelöst. Solange ein Hindernis, z.B. eine Kabel noch weit unter einem liegt, wird dieses nur als blasser grauer Strich angezeigt. Kommt man ihm näher, wird dieser Strich erst rot und schließlich mit einem deutlich sichtbaren roten Rand hervorgehoben, zudem erscheint dann noch ein warnendes Textfeld. So sticht die Position des Hindernisses sofort ins Auge und man kann entsprechend schnell und gezielt reagieren.

Wenn man an einem Hang soart, wo man immer wieder einem Hindernis nahe kommt und nach einer Zeit vom jeweils aufpoppenden Warnfeld genervt ist, kann man die Warnung mit einem Fingertipp temporär ausschalten (für 15 Minuten oder den ganzen aktuellen Tag).

Ich bin schon mit verschiedenen Hinderniswarnern bzw. -anzeigen von anderen Instrumenten (XC Tracer, Skytraxx, Burnair Go) vergleichend geflogen. Von diesen allen hat mir die Lösung von Naviter - mit der gestuften optischen wie auch akustischen Warnung - in der Praxis am besten gefallen. Gerade in manchen kabelverseuchten Schweizer Bergtälern (z.B. Engelberger Tal) wäre der SeeYou Navigator allein dank dieser Funktion mein Favorit!


Navigation

Test-Setup auf dem Cockpit:
XC Tracer Maxx, Omni und
Smartphone mit Burnair Go.

Das Omni bietet die Möglichkeit, Wegpunktdateien und geplante Routen im Gerät zu hinterlegen. Das Gerät bzw. die App Navigator ist darauf optimiert, mit der cloudbasierten Planungssoftware SeeYou von Naviter zusammenzuarbeiten. Wer einen SeeYou-Account hat, kann auf dieser Plattform am heimischen Rechner alles sehr komfortabel vorplanen. Mit bestehender Internet-Verbindung werden Wegpunkte und Routen automatisch mit dem Omni synchronisiert und stehen auch dort zur Verfügung. Das ist komfortabel gelöst und ermöglicht es auch, Daten innerhalb des Naviter-Kosmos mit weiteren Geräten bzw. Apps zu teilen.

Es besteht auch die Möglichkeit, andere Planungstools zu nutzen, wenn diese die Daten im .cup-Format abspeichern können. Dann kann man die Dateien entweder via SeeYou.cloud importieren oder über ein Datenkabel direkt auf das Omni übertragen.     

Sind Wegpunkt-Sammlungen schon im Gerät gespeichert, so lassen sich daraus auch neue Routen bzw. Flugaufgaben direkt im Omni anlegen und abspeichern. Allerdings ist es nicht möglich, einzelne Wegpunkte im Omni neu zu definieren und zu benennen.

Bislang gibt es hier nur eine simple GoTo-Funktion: Man kann per Fingertipp auf der Karte ein Ziel auswählen und sich dann dorthin navigieren lassen. Mit entsprechend eingerichteten NavBoxen bekommt man dafür auch die Distanz zum Ziel oder die benötigte Gleitzahl angezeigt.

Die Zielführung ist optisch gut gelöst: Hat man einen Wegpunkt oder ein GoTo-Ziel festgelegt, weist eine lange Linie, die von der eigenen Flugposition auf der Karte ausgeht, die Richtung. Hat man die Kartenanzeige so eingestellt, dass die eigene Flugrichtung immer nach oben am Display weist, kann man sehr schnell erkennen, ob man auf der optimalen Linie fliegt.

Ist ein Wegpunkt einer Route erreicht, springt die Anzeige sofort auf den nächsten Wegpunkt weiter.     


Wettbewerbs-Funktionen

Das Omni ist dank der Navigator-Software auch voll wettbewerbstauglich. Alle nötigen Funktionen zur Anzeige und Steuerung von Tasks samt Startgates, optimierter Flugroute, Endanflugrechner etc. sind vorhanden. Immerhin gehört der Navigator neben der App XCTrack heute zu den am häufigsten genutzten Software-Lösungen von Comp-Piloten.

Eine tolle Funktion des Omni: Das Gerät besitzt auf einer Seite eine Kamera. Damit lassen sich QR-Codes, in denen heute üblicherweise ganze Wettbewerbsaufgaben im XCTSK-Format bereitgestellt werden, direkt ins Gerät einlesen. Eine langwierige und fehleranfällige Programmierung eines Tasks samt Wegpunkt-Radien etc. ist damit nicht mehr nötig. Das Einlesen klappt reibungslos.

Als alleiniges Instrument beim Wettbewerbsfliegen würde ich das Omni allerdings nicht empfehlen. Dafür ist der Bildschirm einfach zu klein, v.a. wenn man darauf etliche der wettbewerbs-spezifischen NavBoxen unterbringen will. Man muss dann zu häufig zwischen verschiedenen Bildschirmseiten hin und her schalten. 

Ich hatte bei einem Wettbewerb die Lösung, dass ich mit einem Omni als Vario mit Thermikanzeige geflogen bin, während ich daneben noch mein Smartphone mit ebenfalls installierter Navigator-App auf dem Cockpit hatte. Darauf hatte ich die task-bezogenen Anzeigen eingerichtet. Mit so einem doppelten Bildschirm hatte ich dann alle nötigen Infos immer im Blick.

Von Wettbewerbspiloten mit einem Submarine-Gurtzeug hörte ich, dass dort das Omni im geschlossenen Cockpit (hinter einer Folie) besonders schwer abzulesen ist. Die meisten von ihnen bevorzugten deshalb das größere Oudie als Instrument.


Livetracking

Das Omni ist livetracking-fähig. Das geht zum einen (ohne SIM-Karte) über Fanet bzw. Flarm, wenn diese Signale von einer Bodenstation empfangen werden. Hat man die SIM-Karte installiert, kann das Omni die Position auch direkt via Internet zum Open Glider Network (OGN) schicken. Auf diesem Weg kann das Omni sogar zur "fliegenden" Bodenstation für Fanet-Signale anderer Piloten werden. So bekommt das Livetracking eine für die Sicherheit sinnvolle, hohe Redundanz.

Das Omni kann zudem auch die Live-Positionen anderer Piloten im Umfeld empfangen und darstellen. Die Daten kommen via Fanet bzw. aus dem Internet (OGN). Angezeigt wird die Position als kleines Symbol plus Angabe der Flughöhe und Steigwerte.  


Flug-Upload

Flüge im Logbook

Alle Flüge, die man mit dem Omni macht, werden als igc-Files im Gerät gespeichert. Man kann sie einfach über ein USB-Kabel am Rechner auslesen und dann weiter verarbeiten.

Hat das Omni Internet-Verbindung (WLAN oder SIM-Karte), kann man Flüge auch direkt aus dem Gerät in Online-Datenbanken wie DHV-XC oder XContest hochladen oder per Email versenden. Das lässt sich mit wenigen Fingertipps sogar direkt nach der Landung erledigen, was die Nacharbeitung eines Flugtages vereinfacht.  

Die Flüge werden zudem mit dem eigenen Seeyou.cloud-Archiv synchronisiert. So kann man die dort verfügbaren Analyse- und Replay-Funktionen nutzen.

Ein "Abspielen" von Flügen direkt auf dem Omni, etwa um dabei verschiedene Anzeigen oder Warnfeatures zu testen, ist bisher leider nicht möglich - weder in Normalgeschwindigkeit noch im Zeitraffer. Angeblich steht das aber bei Naviter auf der Liste potenzieller Features.  


Besondere Geräte-Features des Omni

Die Kamera des Omni taugt nicht nur, um QR-Codes damit zu lesen. Man kann damit auch ganz normal fotografieren. Die Bildqualität und Auflösung ist sogar ganz passabel. Wenn man also mal einen Fotoapparat vergessen hat, aber dennoch ein Erinnerungsbild z.B. vom Startplatz machen will, hat man sein Backup immer dabei. 

Ein sinnvolles Sicherheitsfeature ist die Möglichkeit, das Omni im Notfall auch mal als Powerbank fürs Smartphone zu nutzen. Dafür sollte man dann allerdings das passende Kabel im Cockpit haben.

Hat man eine SIM-Karte im Omni installiert, kann man auch SMS verschicken. Texte auf dem kleinen Bildschirm zu verfassen verlangt zwar einen spitzen Finger. Aber für den Notfall, wenn z.B. das eigene Smartphone ausgefallen oder nicht greifbar ist, hat man so noch eine zweite Option. Man kann sogar GPS-Daten der eigenen Position oder anderer Punkte auf der Karte in die Zwischenablage kopieren, um sie dann in eine SMS einzufügen.

Tipp: Es ist ratsam, den Zugriff auf die selten genutzten Funktionen des Omni (Kamera, SMS) mal in Ruhe vorsorglich auszuprobieren. Wenn man sie wirklich braucht, weiß man dann schon, wie man aus der Variodarstellung dorthin kommt.


Kosten

Das Omni kostet offiziell rund 790 Euro, wird bei manchen Händlern aber auch für etwas weniger angeboten. Will man den vollem Funktionsumfang des Gerätes nutzen, kommen aber noch weitere, laufende Kosten hinzu. 

Um z.B. alle Routenplanungs-, Wettbewerbsfunktionen und Offline-Karten freizuschalten, ist ein Abo von Seeyou.cloud erforderlich. Das erste Jahr ist im beim Kaufpreis des Gerätes inkludiert. Anschließend liegen die Abokosten bei knapp 60 Euro/Jahr.

Will man das Omni mit SIM-Karte nutzen (was m.E. ratsam ist), muss man auch die Kosten für einen passenden Datentarif berücksichtigen. Unterm Strich muss man mit SeeYou-Abo (ab dem 2. Jahr) und SIM also mit typischerweise 100 Euro oder sogar mehr an laufenden Kosten rechnen. 

Hinweis: Das Omni funktioniert auch ohne bezahltes Seeyou-Abo und ohne SIM-Karte, ist dann aber bei manchen Funktionen eingeschränkt und nicht mehr so komfortabel, z.B. bei tagesaktuellen Updates von Lufträumen oder dem Upload von Flügen.


Fazit

Das Omni ist dank des großen Funktionsumfangs der enthaltenen SeeYou Navigator Software plus der Fanet/Flarm-Funktion eins der komplettesten und vielseitigsten Vario-GPS-Geräte am Markt. Nimmt man den Formfaktor hinzu, könnte man sagen: Von den Kleinen das Größte. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man wegen der Kompaktheit auch ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen muss. 

Der kleine Bildschirm ist zwar hell und scharf, bietet aber wenig Platz für größere Schrift und eine größere Auswahl an NavBoxen. Entsprechend wird man mit nicht mehr ganz scharfen Augen zuweilen mit der Ablesbarkeit mancher Infos zu kämpfen haben. 

Das zweite Manko ist die Akku-Laufzeit von gerade mal acht Stunden im Full-On-"Realbetrieb". Für richtig lange Flüge oder mehrtägige H&F-Abenteuer ist das aus meiner Sicht etwas zu wenig und verlangt dann doch nach einer fetten Ersatz-Powerbank. Das Oudie N von Naviter macht bei diesen beiden Kritikpunkten die bessere Figur.. 

Wer eh überlegt, mit Smartphone auf dem Cockpit fliegen zu gehen, für den bietet sich die App Seeyou Navigator als Alternative an. Mit einem (kleinen) Bluetooth-Vario gekoppelt, bekommt man die gleichen Funktionen wie beim Omni, aber mit größerer Anzeige. Nur Fanet und Flarm fehlen dann. 

SeeYou Navigator ist vom Funktionsumfang und der Bedienfreundlichkeit her eine der besten Flug-Apps am Markt. Ob man diese letztendlich nur auf dem eigenen Smartphone laufen lässt, oder auf eine Komplettlösung á la Omni oder Oudie N setzt, ist letztendlich auch Geschmackssache.

Mein Tipp: Vor dem Kauf eines Omni erst einmal den Seeyou Navigator auf dem Smartphone ausprobieren, um sich mit den Funktionen vertraut zu machen. Dabei auch einfach mal das Smartphone mit ausgestreckten Arm vor sich halten. Dann entspricht die relative Anzeigengrößen etwa einem Omni, das in normaler Lesedistanz auf dem Cockpit sitzt.