Können Wärmebildkameras bei der Thermiksuche helfen? Ein portugiesischer Pilot ist davon überzeugt. Doch sein Videobeweis auf Youtube hinkt. 

Rote Flecken markieren die heißesten Stellen
am Boden. Der Wald erscheint kühl.
// Quelle: Pedro Feijao, Youtube
Einige Gleitschirmpiloten träumen davon, mit speziellen Brillen oder Kameras die Thermik sehen zu können. Zumindest wenn es darum geht, die heißesten Stellen am Boden zu erkennen, können heute schon kleine Wärmebildkameras, die es als Aufsatz fürs Smartphone gibt, nützliche Dienste leisten. Vor wenigen Monaten berichtete zum Beispiel Armin Harich im Gespräch mit Lu-Glidz über seine Experimente mit dieser Technik (s. Auf Thermiksuche mit Wärmebildern).

Der portugiesische Gleitschirmpilot Pedro Feijao glaubt ebenfalls an das Potenzial solcher Gadgets. Er hat auf Youtube ein kurzes Video eingestellt, auf dem ein Ausschnitt eines Fluges in der Serra da Lousã zu sehen ist. Die Bilder zeigen zum einen normale Videoaufnahmen des Geländes, zum anderen eine Darstellung, bei der in einer Überlagerung die jeweils "heißesten" Bereiche farblich hervorgehoben sind. Das seien die Stellen, an denen die besten Thermiken zu erwarten sind, schreibt Pedro in einem Post im Paraglidingforum.

Schaut man sich das Video allerdings genauer an und vergleicht dies mit typischen Erfahrungen des Thermikfliegens, so erscheint die Technik weitaus weniger hilfreich. Denn die Wärmebilder mögen zwar zeigen, wo sich der Boden am stärksten aufheizt und Wärme frei abstrahlt (die dann von der Kamera wahrgenommen wird). Doch in vielen Fällen darf bezweifelt werden, dass die entsprechenden Stellen auch jene Punkte sein werden, über denen Thermikblasen ablösen und aufsteigen.

Die Bilder zeigen ein bergiges Gelände. Am "heißesten" im Wärmebild erscheinen jeweils die freien Wegflächen, teilweise weit unten im Tal, während die bewaldeten Hänge den Bildern nach als wenig thermikträchtig gelten sollten. Aber ist das wirklich so?

In der Regel kriechen erwärmte Luftmassen erst einmal die Hänge hinauf, bevor sie dann an typischen Triggerpunkten (Geländeneigungswechsel etc.) ablösen. Der Ort der Thermikentstehung und der -ablöse liegen möglicherweise deutlich voneinander entfernt. So etwas wird von der Wärmebildkamera nicht erfasst.

Ein anderer wunder Punkt dieser Technik ist die Ausblendung des Waldes als Thermikquelle. Der Wald mag zwar ein deutlich schlechterer Wärmestrahler sein als das blanke Gestein eines Weges, dafür kann sich zwischen den Bäumen ein viel dickeres Luftpolster halten und langsam erwärmen. Wenn sich diese Blase dann löst, wird sie ein viel größeres Volumen haben. Ihr Temperaturvorsprung mag am Anfang zwar geringer sein als das der thermischen Luft über den Hotspots. Doch damit Thermiken eine große Höhe und Stärke erreichen, ist in der Praxis am Ende das Volumen entscheidender.

Kleine, überhitzte Blasen knallen zwar anfangs schnell los, verlieren aber schon nach kurzem Aufstieg ihren Schwung, weil sie sich schnell mit der Umgebungsluft vermischen. Eine Fixierung auf die Hotspots im Gelände kann einem Piloten mit Wärmebildkamera vielleicht hangnah einen wilden Ritt bescheren. Die durchziehenden Bärte könnte er aber, sollte er nur auf diese Technik vertrauen, regelmäßig verpassen.

Diese Kritik soll nicht heißen, dass solche Wärmebildkameras grundsätzlich keine Hilfe wären. Doch das Thema Thermikentstehung, -ablöse  und -nutzbarkeit ist weitaus komplexer. Es lässt sich nicht auf ein paar rote Flecken im Gelände reduzieren.

Hier das Video auf Youtube: