Hannes Papesh will künftig unter einer eigenen Marke Schirme bauen. Im Interview mit Lu-Glidz spricht er über seine Motivation und den Grund für den Namen: Phi.
PHI-Man: Vor drei Jahren trug Hannes Papesh am Nova-Stand auf der Thermikmesse ein Advance-T-Shirt (Bild rechts)
und zeigte damit, wohin seine Reise gehen sollte. Künftig wird er Chef seiner eigenen Marke "Phi" sein.
// Foto: DHV, bearbeitet

2014 trennte sich Hannes Papesh als Konstrukteur von Nova. Wenig später ging er zu Advance, um dort der nach dem Weggang von Thomas Ripplinger etwas strauchelnden Konstruktionsabteilung mit Software und neuen Ideen unter die Arme zu greifen. Doch im Gefüge des durchstrukturierten Schweizer Unternehmens fühlte sich der Querdenker mit der Zeit auch nicht ganz am richtigen Platz. Künftig will er mit seiner eigenen Marke Phi seinen Ideen freien Lauf lassen können und an frühere Kreativität und spielerische Leichtigkeit anknüpfen, wie er im Interview verrät.


Hannes, Du startest jetzt Deine eigene Marke: Phi. Ist das ein alter Traum von dir?
Hannes Papesh: Ein alter Traum? Das klingt so, als wäre es ein bisher unerfüllter Traum gewesen. Ich hatte 25 Jahre lang meine eigene Marke: NOVA. Mit Phi starte ich den zweiten Versuch, erfahrener und weniger naiv als damals.

Es gibt so viele etablierte Gleitschirmmarken am Markt. Ist da der Invest in eine neue Marke nicht auch ein wenig naiv?
Hannes Papesh: Ich bin keine neue Marke. Ich bin eine alte Marke im neuen Gewand.

Das klingt wie alter Wein in neuen Schläuchen. Was soll denn das Besondere bei Phi sein?
Hannes Papesh: Was ist das Besondere all der anderen Marken am Markt? Es gibt nur wenig Besonderes, beziehungsweise nur hin und wieder da und dort. Ich möchte versuchen, mit Phi die Häufigkeiten des Besonderen zu erhöhen.

Wollen das nicht alle anderen auch?
Hannes Papesh: Wenn Du hinter die Marken blickst, gibt es nur eine Hand voll Köpfe, die tatsächlich Neues schaffen. Ich hoffe, dass ich an jene Kreativität und spielerische Leichtigkeit anknüpfen kann, die ich 1988 hatte. Damals habe ich das vielleicht beste Gerät gebaut, beziehungsweise das, welches die Gleitschirm-Szene bisher am meisten beeinflusst hat: den Comet CX.

Der Comet CX hatte viele Zellen und die Einlassöffnungen erstmals nicht mehr vorne, sondern an der Unterseite des Segels. Später hast Du mit dem Nova Xenon weitere, prägende Konstruktionsweisen eingeführt. Willst Du diese Modelle wieder aufleben lassen?
Hannes Papesh: Der Xenon war der erste allgemein bekannte Flügel mit Diagonalrippen und einer radikalen Leinenreduktion, also zwei große Entwicklungsschritte auf einmal. Ich will den Xenon nicht wiederbeleben , aber in dieser Tradition weiter bauen.

Hättest Du deine Ideen nicht auch bei Advance umsetzen können, mit einem schlagkräftigen Marketing im Rücken?
Hannes Papesh: Nein.

Wussten die Deine Fähigkeiten nicht zu schätzen?
Hannes Papesh: Doch, sicher. Aber ich selbst bin auch nur Teil eines Teams. Um wirklich etwas super gutes zustande zu bringen, braucht es die richtigen Randbedingungen. Die waren bei Advance nicht gegeben. Im Advance-Gefüge war ich bei weiten nicht so schnell und effizient wie gewohnt.

Fehlten Dir die Freiheiten?
Hannes Papesh: Wenn Du ganz vorne dabei sein willst, musst Du jederzeit bereit sein, jegliche Konvention über Bord zu werfen.

Mit Phi willst du Dich also selbst entfesseln?
Hannes Papesh: Nicht nur mich, auch die anderen im Team. Wir sind jetzt wieder die Leute, die damals schon zusammen arbeiten wollten, als wir Nova gesplittet haben.

Gesplittet?
Hannes Papesh: Wir sind die erste Hälfte von Nova. Die zweite hat den Namen behalten (grinst).

Und wer gehört noch zum Kernteam?
Hannes Papesh: Ich arbeite wieder mit dem Maschinenbauingenieur Peter Mack zusammen. Der war bei Nova der Produktionsmanager. Mike Küng führt das Testteam, Bence Berta ist unser Betriebswirt und Silvia Hobohm im Office.

Was hat es mit dem neuen Namen auf sich - Phi?
Hannes Papesh: Ich hatte meist meine Initialen in meinen Produktnamen. Außerdem gefällt mir dieser griechische Buchstabe und das, wofür er steht.

Wirst du künftig nur noch als Mr Phi oder auch für andere Hersteller arbeiten?
Hannes Papesh: Ich bin im Prinzip ein Freund von Zusammenarbeit. Deshalb habe ich damals ja auch Rolf Zeltner angeboten, ihm zu helfen, als es Advance schlecht ging.

Wo wird Phi seinen Sitz haben?
Hannes Papesh: Der Sitz der Papesh GmbH ist in Absam. Das heißt, wir haben mit Airdesign zwei Gleitschirm-Hersteller in einem Dorf. Das Office und die Werkstätte von Phi sind in Maurach am Achensee.

In welcher Beziehung werden Phi und die Rettermarke Companion stehen. Immerhin sind die Namen beziehungsweise Personen dahinter nahezu identisch?
Hannes Papesh: Companion und die Entwicklung der SQR-Rettung waren eine wichtige Stufe auf dem Weg uns zu stabilisieren. Ein Schritt in die Selbständigkeit. Das gute an dieser Strategie ist, dass wir auf mehreren Säulen ruhen.

Companion wird am Markt aber als Advance-Nebenmarke gesehen. Wird es hier künftig eine stärkere Abgrenzung geben?
Hannes Papesh: Nein. Advance verkauft gut. Es gibt für uns keinen Grund, diese Zusammenarbeit in Frage zu stellen. Advance ist hier nur Distributer.

Und wer wird den Vertrieb von Phi machen. Sucht ihr da auch einen starken Partner?
Hannes Papesh: Lieber mehrere starke Partner als nur einen. Ein starker Partner macht nur abhängig.

In welchem Segment willst Du die Phi-Schirme platzieren?
Hannes Papesh: Wir wollen mit Phi eine volle Palette anbieten. Unsere Stärke ist aber sicher der B-Bereich.

Kriegt der Mentor von seinem “Vater“ Konkurrenz?
Hannes Papesh: Ja sicher.

Und wann bekomme ich den ersten Tester?
Hannes Papesh: Wir müssen erst einmal wieder langsam Fahrt aufzunehmen und uns wieder dorthin bringen, wo wir mal waren. Die ersten Protos sollten in der ersten Aprilwoche kommen - wenn ich bald mal die Schablonen schicke, anstatt Interviews zu geben (lacht).

Ok. Dann will ich den Start von Phi nicht weiter verzögern. Danke für das Gespräch.