In den vergangenen Tagen gab es viele interessante Flüge. Beachtenswert sind vor allem solche, bei denen einmal neue Routen oder Rekorde aufgestellt werden.

Ein solcher Blick auf Altstadt und Hafen von Konstanz ist nur wenigen
Gleitschirmfliegern vergönnt. // Quelle: XC-DHV, Timm Asprion
Die 120 km freie Strecke von Timm Asprion vom 15. Mai lesen sich auf den ersten Blick wie Durchschnittsware, aber in diesem Fall sind nicht die Punkte, sondern die Route und das Ziel die Besonderheit. Timm startete in Oppenau im Nordschwarzwald und flog dann gen Süden bis an das Schweizer Ufer des Bodensees bei Kreuzlingen. Die nahe Ansicht von Konstanz aus der Luft ist sicher eine, die bisher nicht viele Gleitschirmpiloten genossen haben dürften, wenn überhaupt. Zumal der Einflug in die Schweiz wegen einer deckelnden Luftraumstruktur nicht die einfachste ist.

Das zweite Beispiel lieferte Bernie Pessl. Das ist jener Pilot, der das erste 300er FAI-Dreieck mit einem EN-B-Schirm flog. Jetzt hat er seine großen Streckengelüste einmal weg von der bekannten Rennstrecke der Grente verlegt. Am 16. Mai flog er von Greifenburg einen neuen Startplatzrekord. 236 km FAI ist schon eine ganz andere Hausnummer als die klassischen 100er, die Piloten bei der Umrundung der Kreuzeckgruppe abspulen. Die Kreuzeckgruppe hat Bernie an diesem Tag auch im Norden liegen gelassen und ist vielmehr erst weit nach Westen geflogen bis Brixen, dann nach Süden über wildes Terrain der Dolomiten fast bis Belluno, um sich von dort wieder Richtung Greifenburg zurück zu kämpfen. Auf dem letzten Schenkel musste er dann leider absitzen, doch die Routenwahl zeigt: Hier steckt auch Potenzial für mehr drin. Vielleicht einmal auch ein 300er?

Das 192 km FAI-Dreieck von Ulrich Strasser vom 18. Mai dürfte ein neuer Streckenrekord für die Kampenwand darstellen. Deren Westflanke ist nicht gerade dafür berühmt, als Ausgangspunkt für früh gestartete, lange Streckenflüge zu dienen. Aber Ulis Ritt begann schon um zwanzig nach zehn. führte ihn dann bis ins Pinzgau an den Gerlos-Pass und Zell am See, um nach viel spätem und niedrigem Kampf auf der Rückseite des Ausgangspunktes zu enden. Auch diese Route und den Mut in der Startplatzwahl darf man ruhig einmal etwas würdigen.

Bleibt noch als viertes Beispiel (es gäbe auch noch mehr), die 250 km freie Strecke, die Philipp Schröer am 20. Mai über dem norddeutschen Flachland abspulte. Nach Windenstart in Lüdingen ließ er sich mit deutlichem Windversatz nach Osten treiben, und treiben, und treiben. Geplant war dieser sehr weite Ausflug nicht, zumal die Wetterprognosen für diese Region nach viel Regen am Vortag alles andere als einen Hammertag vorausgesagt hatten. Aber wenn genug Feuchtigkeit  in der Luft hängt, kann die daraus generierte Labilität durchaus mal die Kraft ersetzen, die sonst aus der Sonne kommt. Manchmal passt unverhofft alles zusammen, was dann selbst in eine relativ einfache Rückfahrt mit der Bahn über Berlin mündet...