Warme Luft kriecht wie Honig am Boden entlang, bis sie eine "Abtropfstelle" nach oben findet. Aufblasbare Pylone könnten bei Wettbewerben als definierte Abrisspunkte dienen. 

Ein aufblasbare Säule von Pylon-X-Perience dient
als definierte Abrissstelle für die warme Bodenluft.
Überzeugte Thermikflieger mögen Motorschirme als Krachmacher und Miefquirrle ansehen, doch vielleicht hilft künftig ein Utensil aus Motorschirmwettbewerben auch den edlen Gleitern weiter: Aufblasbare Pylone, die bei Motorschirm-Slalomrennen eingesetzt werden, könnten als definierte Abrissstellen und Landmarken für Hausbärte dienen. Zumindest ist das die Idee, die ein spanischer Pylon-Hersteller propagiert.

Abrilio Primero, selbst begeisterter Slalomracer und Chef von Pylon-X-Perience, ist durch Zufall darauf gekommen. Für eigene Trainigszwecke hatte er einzelne Pylone in die Landschaft gestellt, um daran enge Kurven und knappe Überflüge zu üben. Gerade bei den Zielübungen flog er wiederholt direkt über die textilen Landmarken und wunderte sich, warum er dabei stets unerwartete Turbulenzen und Aufwinde erlebte. Denn die weißen Pylone mit ihrer hohen Albedo dürften selbst eigentlich keine warme Luft generieren. Im Gespräch mit einem sehr thermikerfahrenen Streckenflieger kam er auf eine andere wahrscheinliche Erklärung: Die Pylone wirken für die überhitzte Bodenluft wie Abtropfstellen, an denen sich Thermikblasen und Bärte bilden.

Mit diesem Wissen im Hintergrund machte Abrilio nun gezielte Versuche. Er versetzte die Pylone immer wieder in der Landschaft, stellte sie auf flache Wiesen, an Hänge oder auch auf Felsvorsprünge. Stets fand er den gleichen Effekt: Bei Sonneneinstrahlung waren über den Pylonen die besten Aufwinde zu finden - zumindest solange die Textilsäulen den höchsten Punkt in der näheren Umgebung darstellten.

Abrilio Primero ist mittlerweile fest davon überzeugt, mit seinen Pylonen gewissermaßen ein Thermiktuning betreiben zu können. Seine Vision: An frequentierten Startplätzen schaffen Clubs mit solchen Pylonen definierte Hausbärte - und das nicht nur in den Bergen, sondern auch für Windenflieger im Flachland. Die luftgefüllten Landmarken würden die Bärte optisch eindeutig markieren, könnten aber jederzeit wieder abgebaut werden. Es wäre kein dauerhafter Eingriff in die Umwelt.

Auch für Gleitschirm-Wettbewerbe böte sich der Einsatz der Pylone an, um zum Beispiel eindeutige Thermikparkstellen bei Air-Started Races zu schaffen. Durch die Installation von zwei oder mehr Pylonen ließen sich die Flieger-Pulks vor dem Rennstart entzerren. Piloten könnten sogar anhand ihrer Startnummer einer bestimmten Pylonthermik verpflichtend zugeordnet werden. Die Organisatoren der spanischen Liga erklärten bereits ihr Interesse an dem System und wollen es bei den Rennen dieser Saison testweise einsetzen.

Nachtrag vom 2. April: Auch wenn mein Beitrag zum Thermiktuning als 1. April Scherz geschrieben war und die Person "Abrilio Primero" natürlich frei erfunden ist, steckt hinter der Geschichte dennoch ein wahrer Kern. Hoch aufragende Strukturen, seien es nun Windräder oder z.B. Strommasten einer Überlandleitung, haben tatsächlich eine Art Dochteffekt für die stark erwärmte Bodenluft. Nicht von ungefähr gelten Hochspannungsleitungen als gute Thermiktrigger. Meiner Meinung nach hat das allerdings weniger mit den Leitungen oder gar dem darin fließenden Strom zu tun, sondern vor allem mit den aufrechten Masten, die im Englischen ja auch Pylon genannt werden...