Ein Dokumentarfilm lässt den Verlauf der Red Bull X-Alps 2015 wieder aufleben. Er liefert schöne Bildern, wird dem Wort "inside" im Titel aber nicht wirklich gerecht.

Inside Red Bull X-Alps 2015. // Quelle: Vimeo - Screenshot
Beim Filmwettbewerb des diesjährigen Coupe Icare hat die Dokumentation "Inside Red Bull X-Alps 2915" schon einen Preis eingeheimst. Jetzt ist der Film auf Vimeo zu sehen, und zwar kostenpflichtig  - entweder als Leihfilm (gestreamt, 5,99 €) oder als Kauf-Video (Stream und Komplett-Download, 11,99 €).

Versprochen wird im Teaser-Text, dass man die Highlights des Hike-and-Fly-Rennens von 2015 nacherleben könne. Und das Wort "Inside" im Titel macht Hoffnung, dass hier entscheidende Punkte des Rennens tatsächlich einmal aus einer inneren Perspektive heraus erzählt werden. Diesem Anspruch wird der Film aber nur in Ansätzen gerecht.

Tatsächlich handelt es sich um eine noch recht oberflächliche Reportage, die den Verlauf des Rennens weitgehend linear, also Tag für Tag nacherzählt. Sie tut dies mit schönen, teilweise majestätischen Bildern, wie man es von einer aufwendigen Profi-Produktion mit umfangreichem Helikoptereinsatz etc. erwarten darf. Das ist nett anzuschauen.

Allerdings ist die ganze Erzählhaltung ergebnisorientiert, d.h. es geht hauptsächlich um die vorderen Platzierungen. Die eigentliche Faszination, die dieses Rennen für einen gleitschirmfliegenden Beobachter ausübt, nämlich die Frage nach dem "Wie" die Piloten dabei vorgehen, zum Beispiel wie sie sich mit ihren Supportern abstimmen, wie sie sich bei all der Anstrengung im Tagesverlauf ernähren, wie sie zu ihren Routenentscheidungen kommen, wo ihre besonderen Schlüsselstellen lagen etc., wird nur sehr beiläufig gestreift.

Bei einem Film, der das "Inside" im Titel führt, hätte ich mehr Hintergründiges erwartet. Alle Tracks der Piloten liegen den Organisatoren doch im Detail vor. Warum wurden hier nicht manche der "Magic-Moves" bzw. unkonventionellen Streckenführungen aufgearbeitet, mit denen zum Beispiel Piloten wie Nick Neynens oder Gavin McClurg sich im Verlauf des Rennens von hinteren Positionen wieder weit nach vorne katapultierten. Hierzu gibt es doch heutzutage wunderbare Animationsmöglichkeiten. Oder der spannende Kampf um Platz drei und vier, den Antoine Girard hinter Paul Guschlbauer nur dank eines bravourösen Fluges bis zum letzten Wendepunkt ergatterte, indem er seinen schon wandernden Landsmann Gaspard Petiot nur wenige Meter vor dem Ziel noch überflog. Solches hätten die Autoren spannend nacherzählen können, am besten gekrönt mit rückblickenden Interviews der Protagonisten, damit der Zuschauer tiefere Einblicke in die technischen, taktischen und emotionalen Details des Rennens bekommt.

Diese Chance haben die Filmemacher Antoine Boisselier und Christophe Tong Viet vertan. Die Dokumentation ist deswegen nicht schlecht, nur eben etwas brav und ohne Insider-Überraschungen. Als Einstimmung auf die nächsten X-Alps 2017 bleiben 52 ganz unterhaltsame Minuten, die man gesehen haben kann, aber nicht muss.