Der Swing Nyos RS ist ein High-EN-B-Schirm, der eine im Klassenvergleich besonders hohe Flugruhe vermittelt. Träge ist er dabei keineswegs. 
Der Nyos RS trägt zwischen der B- und C-Ebene die markante Wand des RAST-Systems.
// Fotos: Lu-Glidz
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Nyos RS von Swing habe ich in acht Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen, teils recht starkwindigen Bedingungen rund um die Eifel und in Spanien gewonnen. Geflogen bin ich den Nyos RS in der Größe S (75-95 kg) mit rund 92 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Swing zur Verfügung gestellt.

Seit Swing seine RAST-Technologie vorgestellt hat und Schirme damit baut, habe ich auf Lu-Glidz die Auswirkungen dieses Schottwand-System schon des öfteren, teils detailliert beschrieben (s. die Posts Leistungsdrang: Schottwände, Swing präsentiert RAST 2.0 sowie den Test des Arcus RS). Für den Testbericht des Nyos RS spare ich mir deshalb eine lange Einführung und setze manches Wissen über RAST einfach voraus. Sollten hier dennoch Fragen aufkommen, so empfehle ich vor allem die längere Einleitung zum Tests des Arcus RS nochmals zu lesen, in der ich die allgemeinen Zusammenhänge von RAST und Schirmhandling erläutere. Die dort beschriebenen Erkenntnisse gelten genauso für den Nyos RS.

Der Nyos RS ist, wie schon sein Vorgänger (vgl. Nyos-Test auf Lu-Glidz), von den technischen Daten her ein typischer High-EN-B. Allerdings handelt es sich beim Nyos RS nicht um den "alten" Nyos, in den einfach die RAST-Schottwand eingezogen wurde. Vielmehr ist der Nyos RS eine Neukonstruktion, die in vielen Details etwas anders ausgelegt ist. Statt 59 besitzt der Schirm nun 61 Zellen, die ausgelegte Flügelfläche ist um rund 2m² gewachsen. Das Flügelprofil ist nicht mehr "adaptiv", d.h. es wird nicht mehr beim Beschleunigen als erstes die B-Ebene herabgezogen, um das Profil stärker zu entwölben etc. Allerdings kommt auch der Nyos RS weiter ohne Sharknose daher.

Auffällig ist, dass der Nyos RS trotz größerer Fläche und den zusätzlichen Quadratmetern Stoff, die im Inneren als RAST-Wand verbaut sind, nicht an Gewicht zugelegt hat. Die Größe S liegt bei 4,7 kg. Swing hat das zum einen durch ein etwas "ausgeschnitteneres" Innenleben erreicht, wie es mittlerweile immer mehr Hersteller praktizieren. Zum anderen besteht die Kappe aus einem neuen, leichten Tuches eines japanischen Herstellers. Dieses wiegt 30 Gramm pro m² im Obersegel und 27 Gramm im Untersegel. Allerdings macht es durch eine enge Ripstop-Struktur mit sogar doppelt ausgeführten Ripstop-Fäden einen mechanisch stabileren Eindruck als andere Tücher dieser Gewichtsklassen. Es ist eine interessante Entwicklung, über die Lu-Glidz noch in einem eigenen Post berichten wird.

Die Nitinol-Stäbchen lassen sich eng zusammenbiegen, springen
aber immer wieder selbständig in Form.
Auch bei weiteren Details des Schirmes setzt Swing auf Stabilität und Wertigkeit. Die eher kurzen Stäbchen in der Eintrittskante sind aus formbeständigem Nitinol-Draht und sorgen für eine deutliche und sehr stabile Vorspannung. Die Diagonalen im Schirm sind alle am Rand umgenäht, um so die Dehnung des Stoffes zu verhindern. Die Miniribs an der Hinterkante sind mit innenliegenden Nähten versehen. Die Bremsgriffe sind mit Neopren grifffreundlich umhüllt, und die Härte des Griffsteges kann durch verschiedene Einschübe angepasst werden. Die Griffe besitzen große, runde Magnete, die ordentlich halten, allerdings auch gerne mal etwas Schmutz an sich ziehen. Insgesamt gibt es an der Konstruktion kaum etwas zu meckern. Welche Qualitäten der Nyos RS im Flug zeigt, sei im folgenden beschrieben.


Starten: Die Startvorbereitungen des Nyos RS sind einfach und übersichtlich. A-, B- und C-Leinen sind in den unteren Leinenstockwerken ummantelt und farbcodiert (rot, blau und gelb), nur die Stabilo-Leine und die Galerien sind unummanteltes, beiges Aramid. Manchmal hakeln die Leinen ein wenig, insgesamt stellt das Setup aber keine größeren Anforderungen an den Piloten.
Die Tragegurte sind schmal, aber aus einem recht steifen Gurtband gefertigt, das wenig zum Verdrehen neigt. Allerdings sind die Bremsgriffe vergleichsweise schwer, weshalb der Pilot dennoch vor jedem Start checken sollte, ob der hintere Gurt nicht doch einmal umgeschlagen ist. Die Bremsgriffe werden zudem von starken Magneten am Platz gehalten, die gelegentlich die beiden C-Gurte etwas störend aneinander "kleben" lassen.
Mit dem Nyos RS lässt sich auch am Boden schön spielen.
Beim Aufziehen des Nyos RS wird eine erste Besonderheit des RAST-Systems sichtbar. Die Kappe füllt zu Beginn erst nur den Vorderflügel vor der Schottwand. In den Hinterflügel fließt die Luft verzögert. Im Vergleich zum Arcus RS ist diese Eigenschaft etwas stärker ausgeprägt, vermutlich weil mit der höheren Zellenzahl des Nyos und den kleineren Zellenquerschnitten die RAST-Wand etwas dichter abschließt. Darauf muss man sich beim Starten in manchen Situationen einstellen.
Der Nyos ist ein guter Starter! Dank des mit den Nitinol-Stäbchen gut vorgespannten und schnell füllenden Profils des Vorderflügels reicht tatsächlich sehr wenig Wind bzw. wenig Zug, um die Kappe sauber steigen zu lassen. Im Zenith bleibt sie in der Regel wie von selbst stehen und neigt in der Regel nicht zum Überschießen. Das hängt mit der verzögerten Füllung des Hinterflügels zusamen. Vorne prall - hinten schlaff, das ergibt vorübergehend einen sehr ausgeprägten S-Schlag im Flügel, der hier spürbar stabilisierend wirkt.
Sehr vorteilhaft ist das bei starkem Wind am Startplatz. Man kann den Nyos dann sogar recht impulsiv aufziehen, ohne befürchten zu müssen, ausgehebelt zu werden. Ein echtes Sicherheitsplus.
Allerdings sollte man dabei eine Sache zwingend beachten: Es empfiehlt sich,  den Nyos vor einem Start im Starkwind möglichst wenig vorzufüllen. Denn baut man, wie sonst gerne gemacht, den Schirm erst einmal als hohe Wand vor sich auf, geht die weitere Luftfüllung der Kappe direkt in den Hinterflügel und der S-Schlag-Effekt bleibt weitgehend aus. Dann kann man auch vom Nyos RS durch ein deutliches Vorschießen überrascht werden.
Wer es gewohnt ist, seinen Schirm im Starkwind und beim Groundhandling mit A+C-Ebene zu kontrollieren, wird sich beim Nyos etwas umgewöhnen müssen. Ist der Hinterflügel erst einmal gut gefüllt, schließt plötzlicher Zug auf der C-Ebene ebenfalls die RAST-Ventile. Es fällt dann schwerer und verlangt viel Kraft, den Schirm über C zu stallen, bzw. man muss eine Gedenksekunde warten, bis der Druck im Hinterflügel nachlässt. Dieser Effekt ist beim Nyos RS deutlicher ausgeprägt als beim Arcus RS.
Gleiches gilt für eine weitere Auffälligkeit: Startet man mit dem Nyos RS in einem steilen Gelände, fällt der Aufstiegsbogen bis über den Piloten und damit die verfügbare Füllzeit des Flügels kürzer aus, wie mit jedem anderen Schirm auch. Mit dem Nyos RS kann es aber passieren, dass man als Pilot dann schon die Startentscheidung Fällen will, nur leider noch keinen rechten Bremsdruck spürt, weil der Hinterflügel ja etwas verzögert füllt. Es reicht zwar, einfach zwei, drei gemütliche Schritte weiterzulaufen, bis der Flügel schließlich seine voll nutzbare Form angenommen hat. Dennoch gibt es eine kurze Zeitspanne, in der man nicht die volle Kontrolle über den Schirm hat, weil die Bremse noch nicht richtig greift. Störend auffällig wird dieses Verhalten gelegentlich bei Seitenwind, wenn man als Pilot gerne früher eingreifen würde, um den Schirm auf Spur zu halten. Hier gilt es, sich auf das kurzzeitig schwammige Bremsfeedback einzustellen. Man muss beim Nyos RS lernen, wie stark man die Kappe je nach Startplatz und Wind vorfüllen lässt. Je steiler der Startplatz, desto mehr Füllung sollte man dem Schirm vorab zugestehen.
Wenn man sich einmal auf solche Besonderheiten eingestellt hat, überwiegen die positiven Auswirkungen des RAST auf das Startverhalten des Nyos RS bei weitem.

Landen: problemlos, allerdings zeigt der Nyos RS auch hier die gleiche Eigenheit des RAST-Systems wie der Arcus RS. Der Flügel sperrt sich ein wenig gegen ein langes, bodenparalleles Ausflairen, weil das Profil mit dem durch gefangene Luft ausgesteiften Hinterflügel beim plötzlichen Bremszug erst einmal weniger stark gewölbt wird und so kaum zusätzlichen Auftrieb entwickelt. Nur wenn man die Bremse deutlich und impulsiv zieht, setzt der Nyos RS den Speed auch gut in Höhe um. Allerdings ist dieses Manöver so nicht für die Landung tauglich, man will ja nicht wegsteigen. Es empfiehlt sich deshalb, beim Nyos leicht angebremst in den Endanflug zu gehen, um so auch sanft aufzusetzen.
Sehr imposant und vorteilhaft zeigen sich die Effekte des RAST-Systems bei Toplandungen im Wind. Man kann sehr tiefe, impulsive, kurze Bremsinputs setzen, ohne groß Gefahr zu laufen, den Flügel beim Runterpumpen abzureißen. Da RAST die Luft im Hinterflügel weitgehend gefangen hält, muss dieser nicht erst wieder durch einströmende Luft gefüllt werden, um seine Form zurückzugewinnen. Mit Bedacht eingesetzt, kann man den Nyos RS  so ungeheuer punktgenau "einparken".
(Sicherheitshinweis: Wer bisher keine Erfahrung mit dem Manöver des Runterpumpens hat, sollte das auch mit dem Nyos nicht unbesorgt einleiten, sondern am besten unter Anleitung und über Wasser die ersten Versuche damit starten).

Bremsen: Die Bremsen des Nyos RS haben einen Vorlauf von rund zehn Zentimetern. Der danach spürbare Bremsdruck ist sehr variabel und hängt stark davon ab, wie schnell die Bremse gezogen wird. Zieht man die Bremsen langsam nach unten, sodass die RAST-Ventile nicht schließen, bleiben die Bremskräfte moderat. Zieht man impulsiv, wird das RAST aktiviert, und die Bremse erscheint dann vergleichsweise hart, vor allem, wenn man mit Schwung deutlich tiefer als Schulterhöhe zieht. Bei tief gesetzter Bremse, kurz vor dem Abriss, wird der Bremsdruck des Nyos sehr hoch.
Hinweis: Das RAST-System wirkt umso besser, je weniger und je feinfühliger man mit der Bremse arbeitet. Wer den Schirm laufen und den Hinterflügel auch in Kurven immer wieder Luft schnappen lässt (Bremsen kurz lösen), kann den Nyos RS ohne großen Kraftaufwand und mit sehr geringen Bremsausschlägen fliegen.

Kappenfeedback: Die Kappe des Nyos RS bildet in der Luft eine sehr kompakte, homogene Einheit. Das "Feeling" der Luftbewegungen bekommt man hauptsächlich über die Tragegurte vermittelt. Die Bremse als Infokanal wird erst dann gesprächig, wenn man längere Zeit mit tiefer gesetzter Bremsklappe fliegt, womit man aber die Vorteile und die Wirkung des RAST etwas zunichte macht. Ähnlich wie schon der Arcus RS vermittelt auch der Nyos RS ein Gefühl, als sei man mit einer gut gefederten Limousine mit langem Radstand in der Luft unterwegs. Der Schirm arbeitet kaum in sich, zuppelt und hebelt nur selten und besitzt eine enorm hohe Laufruhe, wie sie kein anderer Schirm der High-B-Klasse erreicht. Dennoch muss man nicht fürchten, mit dem Nyos gefühllos durch die Lüfte zu gleiten. Die Kappe zeigt die Hauptströmungen und die Lage von Steigkernen noch immer gut an.

Kurvenflug: Der Nyos RS verhält sich im Kurvenflug sehr koordiniert und angenehm. Sein Kurvenverhalten ist gut einstellbar von sanft bis agil, wobei zwischen diesen Extremen kein enormer Unterschied im Bremsweg liegt. Der Schirm reagiert auf schnelle, impulsive Bremsausschläge sehr direkt. Wer hier allzu grobmotorisch agiert, riskiert gar ein brüskes Abtauchen und Graben. Zugleich bietet der Schirm damit freilich auch ein spielerisches Potenzial, das sein kleinerer Bruder Arcus RS in dieser Form nicht so ausgeprägt besitzt.
Das komplexe und gewichtssparend ausgeschnittene Innenleben
des Nyos RS in der Durchsicht.
Im allgemeinen kann man den Nyos mit sehr wenig Bremseinsatz pilotieren. Der Schirm spricht sehr gut auf Gewichtsverlagerung an, hält eine einmal eingestellte Schräglage bei und zeigt keine störenden Aufricht-Tendenzen. Die Außenbremse muss nur selten stützend eingesetzt werden, um den Schirm daran zu hindern, weiter abzukippen. Man kann den Nyos RS allerdings auch problemlos selbst aus einem Thermikkreis direkt in die Spirale ziehen.
Eine besondere Qualität des Nyos RS ist die nahezu verzögerungsfreie Reaktion auf Steuerimpulse. Kurvenwechsel oder -verschärfungen werden sofort umgesetzt, selbst in turbulenter Luft.
All diese Beschreibungen gelten vor allem, wenn man sich als Pilot ein RAST-angepasstes Steuerverhalten angewöhnt. Dazu gehört, die Bremsen bei längerem Kurvenflug zwischenzeitlich immer wieder kurz zu öffnen, damit der Hinterflügel jeweils neu Luft schnappen kann und so die Aussteifung mit der per RAST "gefangenen" Luft besser wirksam wird.

Thermikeigenschaften: Das ausgewogene und dennoch bei Bedarf dynamische Kurvenverhalten kommt beim Thermikfliegen mit dem Nyos RS voll zur Geltung. Thermikkreise lassen sich bei allen Thermikstärken koordiniert einleiten und jederzeit nachzentrieren, ohne dass der Pilot das Gefühl bekommt, den Schirm auf die neue Kurvenbahn nur mit einiger Verzögerung würgen zu können.
Einmal in der Schräglage eingestellt, bleibt der Schirm wunderbar auf Kreisspur und zentriert einen homogenen Bart fast wie von allein. Es sind nur ein minimaler Bremseinsatz und kaum Korrekturen notwendig. Sogar das Thermikfliegen mit Steuerung über die C-Gurte erweist sich bei etwas breiteren Bärten als sehr effektiv.
Wie auch bei anderen Herstellern als Trend zu beobachten, ist der Nyos RS im Trimmen etwas langsamer als sein Vorgänger. Zusammen mit der etwas größeren Flügelfläche wird damit einer der Kritikpunkte am ersten Nyos ausgeglichen. Dieser war in schwachen Bedingungen nicht der beste Kletterer. Der Nyos RS zeigt hier keine Nachteile mehr (ohne dass ich ihn jetzt zu den Top-Minimalsteigverwertern zählen würde). Ein Vorteil des Nyos RS: Dank der sehr stabilen Kurvenlage lassen sich auch stark versetzte wie auch zerrissene Bärte ruhig und homogen ausdrehen. Im Grunde gilt: je unruhiger und turbulenter die Luft, um so mehr kommen die RAST-Gene des Flügels zur Geltung.

Beschleuniger: Der Nyos RS besitzt einen Beschleuniger mit Kick-Down-System. D.h. auf halbem Zugweg ist eine Stopperkugel eingesetzt, die den Flaschenzug des Beschleunigers an einer Rolle blockiert. Entsprechend nehmen die nötigen Kräfte beim Beschleunigen, die anfangs sehr moderat sind, bei höheren Geschwindigkeiten deutlich zu.
Auch bei Fullspeed, was ca. 14 km/h über Trimm entspricht, wirkt der Flügel noch sehr stabil. Das wird sogar umso auffälliger, je unruhiger die umliegenden Luftmassen sind. Der Nyos RS zieht dann spurtreu und mit guter Polare durch die wilde See, gibt dem Piloten ein hohes Maß an Kontrolle und flößt ihm so ein hohes Vertrauen ein.
Einzig die gelegentlich auftretende Tendenz, im beschleunigten Flug leicht zu rollen, stört ein wenig dieses Bild. Möglicherweise ist das aber auch vom Gurtzeug-Setting abhängig.
Das rote Band der C-Bridge verbindet den inneren mit dem äußeren
C-Tragegurt und erlaubt ein sehr gefühlvolles Steuern,
sowohl am Boden wie im beschleunigten Flug.
Wie schon der Ur-Nyos weist auch die RS-Variante eine sogenannte C-Bridge zur Steuerung des Schirmes über die C-Ebene auf. Dieses Band zwischen dem C-Gurt und dem Durchläufer, der die äußere C-Leine trägt, ist meiner Erfahrung nach die angenehmste Lösung, um bei Gleitschirmen mit klassischem Leinensetup (keine Zweileiner) die Reaktionen der Kappe über die C-Ebene zu spüren und differenziert eingreifen zu können.
Man legt einfach die Finger auf die C-Bridge.  Schon hat man einen deutlich direkteren Kontakt mit dem Flügel als mit den typischen C-Handles (Schlaufen), wie sie heute bei vielen anderen Schirmen am Tragegurt zu finden sind. Über die Bridges lassen sich bei Bedarf auch nur die äußeren C-Leinen getrennt ansteuern. Das erlaubt sehr feine Richtungskontrollen, ohne die Gleitleistung zu reduzieren. Auf gleiche Weise kann man das System mit etwas Übung gut beim Thermikflug einsetzen.

Ohren anlegen: Die Ohren schlagen nicht. Das Öffnen erfolgt teilweise deutlich verzögert, die Sinkwerte sind durchschnittlich.

Steilspirale: kann mit dem Nyos RS sehr schnell eingeleitet werden und erreicht auch schnell hohe Sinkwerte. Sie ist aber in allen Phasen sehr gut kontrollierbar. Die Ausleitung sollte aktiv geflogen werden, ansonsten richtet sich der Schirm etwas verzögert auf.

Nicken: Der Nyos RS hat eine angenehme, aber keineswegs übertriebene Nickdämpfung. Ein gutes Mittelmaß, dass zum sportlicheren Handling des Schirmes passt.

Rollen: Der Rollneigung des Nyos RS ist stärker ausgeprägt als beim Arcus RS. Der Flügel lässt sich gut allein per Gewichtsverlagerung aufschaukeln, ohne dabei nervös zu wirken. Mit etwas Bremse werden daraus schnell hohe Wingover.

Packen: geht mit dem Nyos RS problemlos. Die Nitinol-Stäbchen in der Eintrittskante sind unempfindlich und benötigen keine extra Zelle-auf-Zelle-Behandlung oder andere Spezialfaltungen. Etwas ungewohnt ist der zusätzliche Stoffwulst, der in Flügelmitte durch das RAST-System entsteht. Dennoch bleibt das Packmaß im normalen Rahmen.

Die "inneren" Qualitäten des Nyos: aufgenähte
Mylar-Verstärkungen und am Rand umgenähte
Diagonalen sollen Tuchverzug verhindern.
Qualität: Nähtechnisch und auch bei anderen Details ist der Nyos RS von hoher Güte. Das hatte ich schon in der Einleitung geschrieben. Zu bemäkeln gibt es nur wenig.  Zum Beispiel würde ich mir eine auffälligere Kennzeichnung oder Färbung der Stabilo-Leine wünschen, damit sich diese eindeutig von allen anderen Leinen abhebt. Das nackte, beige-graue Aramid sticht zu wenig hervor.
Unverständlich ist auch, warum der Nyos keine Schmutzauslassöffnungen an den Stabilos besitzt, zumal der Flügel durch die RAST-Schottwand eh verstärkt dazu neigt, einmal aufgenommenen Dreck nicht so leicht wieder herzugeben. Zudem stellte ich mir bei den sehr dünnen Leinen, die als Teil des Raff-System an der Hinterkante verbaut sind, die Frage, ob diese wohl auch stark steindurchsetzen Startplätzen auf Dauer gewachsen sind.
Inwieweit das neue, besonders stabile Leichttuch des Nyos RS den hohen Erwartungen gerecht wird, die Swing in diese Entwicklung setzt, werden erst Langzeiterfahrungen zeigen können.

Fazit: Der Nyos RS ist ein sportlicher, agiler High-B, der dank des RAST-Systems dennoch eine enorm hohe Laufruhe besitzt und so ein besonderes  Sicherheits- und Leistungsgefühl vermittelt. Das Starten ist auch im Starkwind sehr entspannt, wenn man die RAST-Besonderheiten für sich einzusetzen weiß und das Vorfüllen des Schirmes situativ anpasst. Mit seiner präzisen Manövrierbarkeit gerade in  turbulenter Luft sticht der Nyos RS deutlich gegenüber Konkurrenten hervor. Erkauft wird das mit einer etwas gefilterten Mitteilsamkeit der Kappe. Da der Flügel allerdings gut den Hauptströmungen in der Luft folgt, darf man getrost dem Schirm vertrauen, um sich zu den Aufwindbereichen tragen zu  lassen.
Durch das RAST-System ist das Fliegen mit dem Nyos RS sehr entspannt. Das täuscht ein wenig darüber hinweg, dass es sich dennoch um einen Flügel mit sportlichem Grundcharakter handelt, dessen Bremsen nicht grobmotorisch bedient werden wollen. Der Arcus RS ist in diesem Punkt deutlich fehlerverzeihender.  Aufsteigern in die B-Klasse würde ich deshalb ausdrücklich zum Arcus raten. Wer hingegen gelernt hat, mit einer erhöhten Dynamik seines Schirmes spielerisch umzugehen, der wird mit dem Nyos RS viel Freude haben.


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