Die Rettung des spanischen Piloten "Chelui" aus dem Hinterland von Bir-Billing war glücklich. Aus dem Vorfall kann man allerdings einige Lehren ziehen. 

Fünf Tage lang saß der spanische Gleitschirmflieger José Luís Bernal García, genannt: Chelui, nach einer Notlandung auf über 4000 Meter Höhe im indischen Himalaya fest. Er galt als verschollen, und nur eine von seinen Freunden eingeleitete und koordinierte Such- und Rettungsaktion hat ihm das Leben gerettet. Die Aktion fand in der Gleitschirmszene große Beachtung. Doch nach der Freude über die Rettung Cheluis sollte auch ein Nachdenken einsetzen: Was kann man aus dem Vorfall lernen für seine eigenen Flugabenteuer – und zwar nicht nur in Indien, sondern allgemein? Hier drei wichtige Lehren:

#1 Fliege nicht allein
Cheluis größtes Glück dürfte gewesen sein, dass er nicht allein, sondern mit Freunden nach Indien gefahren war. Ihnen fiel auf, dass er fehlte. Sie organisierten die Such- und Rettungsaktionen, während er, ohne Chance auf Kontakt, am Berg gefangen war.
Das zeigt einmal mehr: In der Luft mag Gleitschirmfliegen für viele zwar ein Individualvergnügen sein, doch es ist zur eigenen Sicherheit immer besser, wenn man es teilt. Das muss nicht zwingend mit körperlicher Präsenz einher gehen. In Zeiten moderner Kommunikationswege kann man auch per SMS, Whatsapp o.ä. einem Fliegerbuddy vor einem Start kurz Bescheid geben, á la: "Ich gehe jetzt fliegen am Musterberg, plane Streckenflug Richtung Dideldum. Melde mich bei Landung." Allein das erhöht die Chancen ungemein, dass ein eigener Notfall wegen der ausbleibenden Landemeldung bemerkt werden kann. So etwas sollte man sich zur Gewohnheit machen.

#2 Lass Dich Tracken
Spot Messenger bekommen nicht überall auf der Welt die
nötige Satellitenverbindung. In Indien (gelbe Zone) kann
das Absetzen eines Notrufes mehr als 20 Minuten dauern
und in Gebirgsregionen teilweise gar nicht möglich sein.
// Quelle: balise-spot.fr
Wer im Notfall schneller gefunden werden will, sollte Spuren hinterlassen. Am einfachsten, weil völlig automatisch, geht das über einen der diversen Livetracking-Dienste. Es ist heute ein leichtes, auf seinem Smartphone im Flug immer eine Livetracking-App im Hintergrund laufen zu lassen. Natürlich ist dafür eine Netzabdeckung nötig, aber selbst wenn diese im Flug nur sporadisch gegeben ist, sind einige wenige Trackpunkte besser als gar keine. Wichtig: Man sollte dabei nicht vergessen, seinen Fliegerfreunden oder anderen Vertrauenspersonen Hinweise zu hinterlassen, wo sie die eigenen Tracks auch finden und nachschauen können.
Je "wilder" die Flugvorhaben sind (abseits der Zivilisation und quer durch große Mobilfunklöcher) desto wichtiger wird das Mitführen eines speziellen Satelliten-Trackers (wie Garmin InReach oder Spot Messenger). Vor allem wenn es darum geht, direkt seinen eigenen Notfall-Standort senden zu können.
Allerdings sollte man sich auch über die lokalen Einsatzmöglichkeiten informieren. In Indien beispielsweise, vor allem in gebirgigen Tallagen, haben Spot-Geräte einen sehr schlechten bis gar keinen Empfang. Und Geräte des tatsächlich globalen Iridium-Satellitennetzes, wie es von InReach genutzt wird, sind dort offiziell verboten.
Ein Tipp: Wer nur gelegentlich mal Reise in "wildere" Regionen unternimmt und dafür die Kosten von Anschaffung und Vertragsabo eines Satellitentrackers scheut, kann sich so ein Gerät auch mieten.

#3 Such- und Bergekosten absichern
Chelui hatte eine alpine Such- und Bergekostenversicherung des französischen Alpenvereins, die in ihren Bedingungen fünf Helikopterflugstunden abdeckte. Das hat zwar in seinem Fall in Indien zeitlich nicht ausgereicht, doch grundsätzlich ist eine derartige Absicherung eine gute und sinnvolle Sache, wenn man nach einem Notfall nicht auch noch auf hohen Hubschrauber-Einsatzkosten sitzen bleiben will.
Wer regelmäßig im Gebirge fliegen geht, für den sollte eine solche Versicherung im Grunde selbstverständlich sein. In manchen Unfallversicherungen ist so etwas enthalten. Allerdings gilt es auch stets aufs Kleingedruckte zu achten, ob dort nicht das Gleitschirmfliegen ausgeschlossen ist.
Eine gute Wahl, die das Gleitschirmfliegen explizit mit abdeckt, ist die spezielle Versicherung über eine der Landesorganisationen der Bergrettung in Österreich. Für "Fördermitglieder" ist ab einem Beitrag von mindestens 28 Euro im Jahr eine solche Such- und Bergekostenversicherung mit einer Deckung bis zu 25.000 Euro inkludiert, und das sogar weltweit und für die ganze Familie. Fördermitglieder können auch außerhalb Österreichs ihren Wohnsitz haben.