Antoine Girard ist über Südamerikas höchsten Berg, den Aconcagua geflogen. Es war nicht nur der erste Überflug, sondern sollte auch ein neuer Weltrekord im Höhengewinn sein.

Antoine Girard auf dem Gipfel des 5800 Meter hohen San José
in Chile. Den Berg bestieg er zur Akklimatisierung an die
dünne Höhenluft der Anden. // Quelle: Facebook, Antoine Girard
Es gibt noch uralte, mythische Rekorde in den Sammlungen der FAI. Zum Beispiel: der größte Höhengewinn mit einem Gleitschirm. 4526 Meter stehen da in den Büchern, erflogen am 6. Januar 1993 durch den Briten Robbie Whittall in Südafrika. Doch kein Rekord hält ewig.

Der Franzose Antoine Girard, der schon mit Ultra-Biwakflug-Abenteuern im Himalaya samt einem Flug über den 8051 Meter hohen Broad Peak für Furore sorgte (Lu-Glidz berichtete), hat einmal mehr seine Ausnahmestellung unterstrichen, wenn es um extreme Flüge im unzugänglichen Hochgebirge geht.

Am 15. Februar flog er von Chile aus über den Andenhauptkamm, wobei er sogar den Aconcagua überhöhte. Dies ist der höchste Berg Südamerikas (6961m). Antoine soll es bis auf 7100 Meter geschafft haben, was einem Höhengewinn von rund 5700 Metern entspräche. Diesen Wert hat er laut Angaben von Mario Arqué vom spanischen Gleitschirmmagazin Parapente bereits als Rekord bei der FAI angemeldet. Die Ratifizierung steht allerdings noch aus.

Vor einem Jahr hatte Antoine Girard bereits einmal ein Hike-and-Fly-Abenteuer entlang der südlichen Anden-Kordillere unternommen. Damals reifte bei ihm der Plan zurückzukehren, um den Überflug des Aconcagua zu probieren. Auf Basis der Analyse von mehrjährigen Meteo-Statistiken kam er zu dem Schluss, dass der Februar der beste Monat für ein solches Projekt sein sollte. Vor dem Rekordflug bestieg er innerhalb von zwei Wochen mehrere 5000er in Chile, um sich an die Höhe zu gewöhnen.

Die Region des Aconcagua gilt als wildes "Hinterland" der Anden, mit unberechenbaren Winden. Für Gleitschirmflieger ist sie noch weitgehend eine terra incognita. Flüge finden normalerweise nur an den weniger extremen Ausläufern der Anden in Chile und Argentinien statt.

Im Dezember 2003 hatten die US-Amerikaner Will Gadd und Chris Santacroce schon einmal den Überflug des Andenhauptkammes gewagt. Damals landeten sie am Fuße des Aconcagua. Ein Flug über den Gipfel war ihnen aber nicht gelungen.