Mit Gummis werden Retterleinen beim Packen gebündelt und Innencontainer verschlossen. Verschlissene und klebrige Gummis können zum Sicherheitsrisiko werden.

Alle Folgen der Serie gibt es hier: Serie Retterwissen.

Ein Silikon-Gummiring bündelt die Retterleinen. // Foto: Lu-Glidz
Wenn es um die sichere Auslösung eines Gleitschirmretters geht, kommt auch kleinen Details große Bedeutung zu. Eins dieser kleinen Details sind die Gummis, mit denen zum einen die Leinen des Retters beim Packen in Schlaufen gebündelt, zum anderen aber auch die Innencontainer verschlossen werden. Hier gilt es, auf das passende Material und dessen Eigenschaften zu achten. Sonst kann es mitunter zu unverhofften Problemen kommen.

Typischerweise sind heute bei Gleitschirmrettern drei verschiedene Varianten von Pack- und Verschlussgummis zu finden:

1. Gummis aus Naturkautschuk
2. Synthetische Gummis aus Silikon
3. Umhüllte Gummiseile (typischerweise aus Kautschuk mit Polyestermantel)


Naturkautschuk-Gummis

Bei vielen Rettern noch immer Standard sind beige Gummis aus Naturkautschuk. Diese haben zwei Vorteile. Zum einen sind sie (im frischen Zustand) ausgesprochen elastisch, zum anderen werden sie in der Natur unter dem Einfluss von Feuchtigkeit, Sauerstoff und UV-Einstrahlung auch wieder zersetzt. Wer seine Rettung wirft, hinterlässt bei dieser Variante also keinen dauerhaften Gummimüll in der Landschaft.

Ein Packgummi aus Kautschuk hat mit dem Metall der Verschluss-Öse
eines Innencontainers reagiert und ist mit diesem verklebt. Das könnte
die Retteröffnung verzögern. // Quelle: T. Gutweniger, Facebook
Die Abbaubarkeit hat allerdings ihre Kehrseiten: Naturkautschuk altert relativ schnell, verliert dabei an Elastizität und wird spröde. Deshalb ist es wichtig, bei jedem Retterpacken (mindestens einmal im Jahr, besser häufiger) ausnahmslos alle vorhandenen Kautschuk-Gummis durch neue zu ersetzen.

Besonders empfindlich reagiert Naturkautschuk in Verbindung mit Feuchtigkeit und im Kontakt mit bestimmten Metallen wie Kupfer und Chrom oder Legierungen wie Messing. Dann kommen chemische Prozesse in Gang, bei denen sich die langen Molekülketten des vulkanisierten Kautschuks voneinander lösen und neue Verbindungen eingehen. So können die Gummis unter Umständen mit den metallenen Ösen am Verschluss von Innencontainern regelrecht verbacken. Das tritt umso schneller und heftiger auf, je stärker die Gummis auf Dauer gedehnt sind. Gummis unter hoher Spannung können nach einiger Zeit sogar mit den Leinenbündeln eines Retters verkleben, besonders in Kombination mit Feuchtigkeit!

Ob an Ösen oder Leinen: Klebrig erodierende Gummis sind ein Sicherheitsrisiko. Denn die Verklebungen können dazu führen, dass ein Innencontainer nur verzögert aufgeht, oder dass Leinenbündel so zusammengehalten werden, dass der Retter langsamer Luft fassen kann. Das kann zu deutlich verlängerten Öffnungszeiten führen.


Synthetische Gummis

Mit Gummibändern aus Silikon aus dem Spielzeugladen lassen
sich Retterleinen gut bündeln. // Foto: Lu-Glidz
Mittlerweile setzen einige Retterhersteller deshalb auf voll-synthetische Gummis aus Silikon als Alternative. Diese sind nicht ganz so elastisch wie Naturkautschuk, dafür zeigen sie auch nach längerem Gebrauch keine Auflösungserscheinungen. Feuchtigkeit setzt ihnen nicht zu, und sie werden auch in Kontakt mit Metallen nicht klebrig.

Geeignete Silikongummis findet man in Spielzeugläden (oder im Kinderzimmer) – typischerweise unter dem Markennamen "Loom". Kinder verketteln die vielfarbigen Gummischlaufen zu bunten Armbändern. Mit den gleichen Silikongummis lassen sich auch Retterleinen bündeln. Die übliche Größe und Festigkeit der Loom-Gummiringe ist dafür gut geeignet.

Bei dickeren Leinenbündeln können die Loom-Ringe allerdings auch unter eine grenzwertig hohe Spannung kommen. Sollten sie (zu früh) reißen, könnte das den Öffnungsvorgang eines Retters negativ beeinflussen. Alternativ kann man in solchen Fälle etwas größere Silikon-Gummiringe verwenden, wie man sie zum Beispiel als Accessoire zum Haarebinden in Drogerien finden kann.

Nicht geeignet sind die synthetischen Gummiringe für den Verschluss der Innencontainer. Dafür fehlt es ihnen an der nötigen Kombination von hoher Elastizität und Reißfestigkeit, wie Naturkautschuk sie bietet.


Umhüllte Gummiseile

Für den elastischen Verschluss von Innencontainern am besten geeignet sind Schlaufen aus dünnen Gummiseilen (3-5 mm Durchmesser), die mit einer Hülle aus Polyester oder Nylon umwoben sind. Im Inneren dieser Seile ist typischerweise auch Naturkautschuk zu finden. Der gewobene Mantel schränkt allerdings die Elastizität der Seile etwas ein.

Bei diesem Gummiseil am Innencontainer ist die Gummiseele
gebrochen, der Mantel noch intakt. So ein Gummi muss
ausgetauscht werden. // Foto: Lu-Glidz 
Der Vorteil dieser Konstruktion liegt in der größeren mechanischen Belastbarkeit. Der Stoffmantel wirkt als Schutz vor Überdehnung und Abrieb. Zudem verhindert er, dass das Kautschuk in direkten Kontakt mit metallischen Oberflächen kommt und damit  reagieren kann.

Ein ummanteltes Gummiseil wird kaum mit einer Messingöse am Innencontainer verkleben können. Wenn möglich sollte man deshalb für alle Gummischlaufen, die mit Metallteilen in Kontakt kommen, solche ummantelten Gummiseile nutzen. (Warum manche Retterhersteller das bis heute nicht standardmäßig machen, obwohl das Problem der mitunter klebenden, nackten Kautschuk-Gummis schon länger bekannt ist, bleibt ein Rätsel.)

Allerdings unterliegen auch ummantelte Gummiseile einem Alterungsprozess – vor allem, wenn sie ständig unter starker Spannung stehen. Dann kann es passieren, dass die Kautschukseele im Inneren nach einiger Zeit ermüdet und reißt, während der äußere Mantel noch intakt bleibt. Derartige Defekte sind optisch leicht an den Einschnürungen des Mantels zu erkennen. Solche Gummiseilschlaufen sollten dann umgehend durch neue ersetzt werden. Wohl dem, der einen Retter hat, bei dem der Hersteller die Schlaufen nicht fix am Innencontainer vernäht, sondern austauschbar angebracht hat.


Drei Tipps für den Einsatz von Packgummis:

- Wer Packgummis aus Naturkautschuk verwendet, sollte seine Rettung lieber häufiger packen und dabei ganz konsequent immer alle Gummis durch neue ersetzen.
- Für das Bündeln der Retterleinen empfiehlt es sich, unempfindlichere Gummis aus Silikon zu verwenden. Diese ebenfalls am besten bei jedem Packen der Rettung erneuern.
- Dort wo Packgummis durch Metallösen laufen, sollten stets ummantelte Gummiseilschlaufen eingesetzt werden, um Verklebungen zu verhindern.


Die Serie Retterwissen...

ist eine Sammlung von unregelmäßig erscheinenden Hintergrundtexten, die wichtiges Basiswissen zum Thema Gleitschirmretter vermitteln. Die Serie umfasst bereits Texte zu Themen wie: Grundformen, Sinkgeschwindigkeit, Vorwärtsfahrt, Öffnungszeit, Rettergewicht. Alle bisher veröffentlichten Beiträge der Serie gibt es hier. Weitere Folgen sind in Planung.

Wenn Du solche Erklärstücke auf Lu-Glidz schätzt, dann lade ich Dich ein, meine Arbeit an diesem Blog finanziell zu unterstützen. Fördern kannst Du Lu-Glidz nach Gutdünken. Das geht zum einen ganz simpel per Paypal. Wer lieber klassische Bankgeschäfte bevorzugt, kann seinen Förderbetrag auch auf folgendes Konto überweisen (oder in Anlehnung an ein Abo sogar einen Dauerauftrag einrichten):

Empfänger: Lucian Haas, Breite Strasse. 54, D-53111 Bonn
IBAN: DE71 3807 0724 0361 6828 00
BIC: DEUTDEDBXXX
Verwendungszweck (bitte angeben): "Foerderbeitrag Lu-Glidz"

Danke!