Oder wer will das mal verstehen? Es geht um die Algorithmen der Punktevergabe bei klassischen Gleitschirm-Wettbewerben. Ein Video-Vortrag liefert die Hintergründe.

Ein bisschen Geschichtsunterricht: Das Kürzel GAP der Scoring-
Software für Gleitschirmwettbewerbe geht auf die Vornamen
der ursprünglichen Entwickler zurück.
// Quelle: Youtube, Screenshot
Jörg Ewald ist nicht nur der Chef der Schweizer Variometer-Marke Volirium (vormals: Flytec). Als Programmierer arbeitet er auch für die Gleitschirm-Sektion CIVL der FAI und betreut für sie die (Weiter-)Entwicklung der Software und der Regeln, nach denen bei Gleitschirm-Wettbewerben im Racing-Modus die Punkte vergeben werden.

Das ganze ist so kompliziert, dass selbst viele Teilnehmer bei Wettbewerben nicht ganz verstehen, wie die Ergebnisse eigentlich zustande kommen. Denn es gewinnt ja nicht zwangsläufig derjenige, der als Erster die Ziellinie überfliegt oder die End-of-Speed-Section erreicht. Da gibt es ja auch noch Leading-Points; Faktoren für die Tagesqualität; Sonderregeln, wenn ein Task gestoppt wird; bei längeren Wettbewerben werden Teilergebnisse gestrichen (Discard), undsoweiterundsofort.

Wer in die ganze Thematik mal etwas tieferen Einblick gewinnen will, dem sei ein Vortrag empfohlen, den Jörg Ewald kürzlich an einem flugfreien Tag der British Paragliding Championship in Pedro Bernardo in Spanien gehalten hat. Der Vortrag ist jetzt auf Youtube zu sehen. Und darin erklärt Jörg in weitgehend verständlicher Weise (allerdings auf Englisch) die Hintergründe, Regeln und Fallstricke der Scoring-Algorithmen.

Rund 100 Minuten dauert das ganze. Ist also eine Menge Holz und erfordert auch einiges Mitdenken beim Zuschauen. Aber für (angehende) Wettbewerbspiloten, die diese Thematik mal etwas genauer betrachten wollen, ist das vielleicht eine gut investierte Zeit.

Interessant dürfte das ganze auch für jene Piloten sein, die sich selbst schon als vertraut mit dem Scoring gemäß GAP-Regeln wähnen. Denn die zweite Hälfte seines Vortrags widmet Jörg Ewald der Zukunft. Da könnten sich die Scoring-Regeln noch einmal deutlich verändern und hoffentlich vereinfachen. TBS ist das zugehörige Kürzel.

TBS steht für Time Based Scoring und setzt neue Bewertungsmaßstäbe. Statt in Punkte werden alle Renn-Ergebnisse dann in Zeiten umgerechnet. Der Pilot mit der kürzesten Racing-Time des Tages gewinnt. Einzelne Wendepunkte werden dabei, wie im Radsport, als Zwischenzielankünfte gesehen, für die es noch eine Extra-Sprintwertung geben kann. Wer hier vorne liegt, bekommt Bonuspunkte, die dann in die Gesamtrechnung eines Wettbewerbs mit einfließen.

TBS ist noch in der Erprobungsphase, soll aber ab dem kommenden Jahr in verschiedenen nationalen Ligen zum Einsatz kommen.

Das Video mit dem Vortrag von Jörg Ewald ist auf Youtube zu sehen.




Korrekturhinweis vom 12.7.: In einer ersten Version war ein falsches Kürzel für das Time Based Scoring genannt. Es muss natürlich korrekt TBS (nicht: TSD) heißen.