Die Rekordflugsaison in Brasilien ist für dieses Jahr vorüber. Dutzende Piloten aus Europa gingen dort an den Start. Zeit einmal eine andere Rechnung aufzumachen. 

Ein Flug über 400 km one-way im Nordosten Brasilien ist mit
einer Fahrtstrecke des Rückholers von mindestens
1000 km verbunden. // Quelle: Google-Maps
Nein, keine Sorge. In diesem Post wird es nicht um den X-ten Streich der Rekordjagd in Brasilien gehen. Vielmehr um seine Kehrseite. Denn eins darf man sich ruhig einmal vor Augen führen: Von der Romantik, 500 Kilometer nur von der Thermik und den Winden getragen über den Sertao zu gleiten, sind solche Vorhaben in der Realität weit entfernt. Die Klimabilanz ist miserabel.

Machen wir einfach mal eine vereinfachte (und nicht einmal extreme) exemplarische Rechnung auf: Pilot Max fliegt mit KLM von Frankfurt über Amsterdam nach Fortaleza in Brasilien, um dann im Sertao auf Rekordjagd zu gehen. Allein diese Flugreise (hin-rück) schlägt schon mit 3,9 Tonnen CO2 zu Buche.

Max bleibt zwei Wochen in Brasilien und schafft es, dort fünf mal Strecken von 400 km zu fliegen. Der Rückholer fährt dafür am Boden mindestens 500 km (in der Praxis eher mehr) mit dem Auto hinterher, also 1000 km hin und zurück. Macht insgesamt 5000 Kilometer Autofahrt allein in direkter Verbindung mit diesen fünf Streckenflügen. Rechnen wir fairerweise nun, dass es jeweils noch einen zweiten Piloten als Mitfahrer im Auto gibt, dann kommen wir immer noch auf eine CO2-Bilanz der Rückholung von rund 0,5 Tonnen pro Pilot.

Insgesamt summiert sich die CO2-Bilanz von Linienflug nach Brasilien plus Rückholerfahrten für Max also auf 4,4 Tonnen. Das allein ist übrigens fast die Hälfte der CO2-Menge, die das Statistik-Portal Statista als Durchschnitt pro Kopf und Jahr für jeden Bürger in Deutschland angibt (8,88 Tonnen).

Da wir schon mal dabei sind, machen wir noch eine zweite Beispielrechnung auf. Um im XContest auf die gleiche Punktzahl wie mit fünf 400-km-oneway Flügen in Brasilien zu kommen, müsste man fünf FAI-Dreiecke mit je 250 km von der Grente aus schließen (Faktor 1,6). Pilot Till fährt dafür mit einem Kumpel immer aus München bis nach Antholz und zurück, was jeweils 600 km Fahrtstrecke bedeutet, insgesamt also 3000 Kilometer. Da die Dreiecke jeweils geschlossen werden, ist für eine Rückholung keine weitere Fahrtstrecke nötig. Am Ende ergibt das eine CO2-Bilanz von rund 0,3 Tonnen pro Kopf.

Im Vergleich zeigt sich also, dass die weiten Streckenflüge in Brasilien in dieser Rechnung mit einem fast 15 mal höheren CO2-Ausstoß verbunden sind als die punktegleichen Dreiecksflüge in den Alpen.


Hinweis: Wie heißt es so schön: Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast. Die genannten Rechnungen sind bewusst plakativ einfach gehalten. In der Praxis dürfte die CO2-Bilanz für die Rekordjagd in Brasilien im Vergleich sogar noch schlechter ausfallen, da hier keine Such- und Umwege der Rückholer und keine Anfahrt von Fortaleza aus ins Fluggebiet berücksichtigt wurden. Gerechnet wurde auf Basis von Daten von Atmosfair für den Linienflug sowie Daten des CO2-Rechners von Quarks (großes Dieselfahrzeug, mittelalt, Verbrauch 6,7 l / 100 km, zwei transportierte Personen im Pkw, den Fahrer in Brasilien nicht mitgezählt).