Der tschechische Gleitschirmhersteller Gradient hat die Produktion gestoppt und nimmt keine Aufträge mehr an, berichtet Cross Country. Eine offizielle Stellungnahme steht noch aus.

Die letzte Neuvorstellung von Gradient war der Schulschirm "Go".
// Quelle: Gradient, bearbeitet
Am 21. Februar, so heißt es in einem Online-Bericht von Cross-Country, habe Gradient in einer Email an seine Händler verkündet: Neue Produkte von Gradient seien nicht mehr verfügbar, es würden nur noch Lagerbestände verkauft. Mitarbeiter hätten zudem auf Nachfrage bestätigt, dass die Produktion gestoppt worden sei.

Von Supair als aktuellem Eigner von Gradient steht eine offizielle Bestätigung für die (mögliche) Abwicklung der Marke Gradient zwar noch aus. Doch die aktuellen Nachrichten kommen nicht ganz überraschend. Gradient schwächelt schon seit einigen Jahren.

Das Unternehmen wurde 1997 von Ondrej Dupal gegründet. Gemeinsam mit seinem langjährigen Konstrukteur Vaclav Sykora brachte er einige zeitweilig sehr erfolgreiche Modellserien auf den Markt, darunter Golden, Aspen und Avax. Gradient war auch im Wettbewerbssport gut vertreten, zog sich aber mit dem Aufkommen der Zweileiner daraus zurück.

Als Vaclav Sykora in Rente ging, arbeitete Dupal daran, ein neues, junges Konstruktionsteam aufzubauen. Allerdings verlor die Marke zunehmend an Schlag- und Strahlkraft. Mitte 2017 verkaufte Dupal dann Gradient an Supair (Lu-Glidz berichtete) und schied ein Jahr später selbst aus dem Unternehmen aus.

Die Franzosen setzten darauf, die "Traditionsmarke" als eigenständige Einheit fortzuführen und nur im Hintergrund Synergie-Effekte etwa bei Einkauf und Marketing der beiden Unternehmen zu nutzen. Dem aktuellen Anschein nach sind diese Pläne aber nicht wie erhofft aufgegangen.

Zwar hatte Gradient vor wenigen Monaten erst noch eine neue Website gestartet, was man als Lebens- und Hoffnungszeichen werten konnte. Doch dass Gradient zugleich seine langjährige und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Acro-Weltmeister Theo de Blic aufgab, der daraufhin bei Nova anheuerte (Lu-Glidz berichtete), ließ sich als Hinweis auf eine ernste Krise werten.

Vielleicht ist Gradient mit dem Ausscheiden von Sykora und später Dupal einfach die Seele abhanden gekommen – was auch zeigen würde, dass das Gleitschirm-Business, trotz einer deutlichen Professionalisierung über die Jahre, noch immer viel von persönlichem Herzblut lebt.


Nachtrag vom 26.2.: Mittlerweile hat Laurent Chiabaut, der Chef von Supair, bestätigt, dass die Gradient-Produktion "bis auf weiteres" geschlossen sei. Seiner Darstellung nach (in einer Email an Cross Country) ist Gradient aber nicht in Auflösung, sondern beliefere die Kunden weiterhin aus Lagerbeständen. Es werde noch etwas Zeit brauchen, bis geklärt sei, wie es mit der Marke weitergeht.