Seit Anfang Februar sind in Kolumbien nationale Streckenflugrekorde gleich in Serie gefallen bzw. immer wieder getoppt worden. In Hintergrund schwelt eine Luftraumdiskussion.

Den aktuellen Rekord für ein FAI-Dreieck in Kolumbien
hält der Schweizer Kevin Philipp mit rund 184 km.
// Quelle: Xcontest.org
Das Frühjahr war in Kolumbien in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Der Januar, sonst ein Garant für gutes Flugwetter, präsentierte sich sehr durchwachsen. Seit Anfang Februar wiederum änderten sich die Verhältnisse dramatisch ins Positive. Gleich reihenweise wurden dort neue Streckenflugrekorde aufgestellt.

Das liegt auch daran, dass die Meteo-Bedingungen außergewöhnlich waren. Die Basishöhen bei Flügen im Valle del Cauca (bei Roldanillo) lagen in erstaunlich trockenen Luftmassen an manchen Tagen über 3000 Meter – das sind gut 500 Meter mehr als das, was dort normalerweise schon als "guter" Tag gilt. Und so lieferten sich einige Piloten Tag für Tag ein neues Rennen um XC-Rekorde.

Der Reigen startete, als der Schweizer Kevin Philipp am 4. Februar den kolumbianischen Rekord für ein FAI-Dreieck auf 166 km schraubte. Zwei Tage später flog der Australier Jan Tupy ein FAI-Dreieck mit 178 km. Nochmals vier Tage später, am 10. Februar, kam der Deutsche Andreas Malecki auf 180 km. Am Tag darauf wiederum toppte Kevin Philipp diese Leistung nochmals mit einem FAI-Dreieck über 184 km.


Luftraumdiskussionen

Auch von kolumbianischen Piloten wurden Rekorde erflogen, wenn auch teils in anderen Regionen. Am 6. Februar loggte Yesid Alvarez erstmals in Kolumbien ein ein flaches Dreieck mit mehr als 200 km, genauer gesagt: 217 km. Am 11. Februar flog er dann one-way 225 km, was der nationalen Rekorddistanz (Start-Ziel) von 216 km entspricht. Nur einen Tag später wurde er schon übertroffen. Carlos Castañeda flog eine Start-Ziel Distanz von 218 km, wobei der Flug über drei Wendepunkte mit rund 224 km gewertet wurde.

Allerdings liegt auf einigen dieser Flüge ein Schatten. Lokale Piloten, allen voran Yannick Rousse, beklagten, dass es bei den FAI-Rekord-Dreiecken um Roldanillo Luftraumverletzungen gegeben habe. Yannick hatte 2018 mit kolumbianischen Luftfahrtbehörden und dem Militär verhandelt, um der Gleitschirmfliegerei im Valle del Cauca einen luftrechtlich legalen Rahmen zu verschaffen. Zuvor hatte es Pläne gegeben, die Gleitschirmflieger aus weiten Teile des Luftraums in jener Region ausgesperrt hätten. Ende 2018 kam es dann zu einer Einigung (s. auf Lu-Glidz: Roldanillo atmet auf).

Nun gibt offiziell für Gleitschirmflieger freigegebene Bereiche, die als Luftraum G ausgewiesen sind (aber in der Regel nur bis zu einer Höhe von 7500 Fuß, was 2283 Meter entspricht). Daneben gibt es einige Sonderlufträume des Militärs, in die nur in bestimmten Zeiten oder mit Sondergenehmigung eingeflogen werden darf. Was genau wann wo gilt und wie hoch wo geflogen werden darf, scheint die Gleitschirmpiloten bisher noch nicht besonders zu kümmern. Zumal sich die Informationen dazu nur spärlich in der Community verbreiten, häufig nur via Hörensagen. Hier tut wohl offizielle und mehrsprachige Aufklärung mit eindeutigen Angaben Not.