Dies ist Post Nummer 3000 auf Lu-Glidz. Kein Grund zum Feiern. Aber ein Anlass für ein wenig Rückschau, Vorschau und Analyse. Ein Selbst-Interview.

Lucian, Du schreibst den Blog Lu-Glidz jetzt schon seit 14 Jahren. Warum?
Das frage ich mich auch immer wieder. Was motiviert einen Menschen, etwas zu tun? Offenbar gibt mir das Schreiben, also das Aufarbeiten und Verständlich machen von Themen und Zusammenhängen  eine gewisse Erfüllung. Deshalb bin ich auch allgemein Journalist geworden. Als dann das Gleitschirmfliegen einen größeren Raum in meinem Leben einnahm, gedanklich wie emotional, ergab sich diese Verbindung mit einem Blog rund ums Gleitschirmfliegen fast automatisch. Dass ich dann so lang dabei geblieben bin, hängt viel mit den Lesern von Lu-Glidz zusammen. Über den Blog bekomme ich hundertfach mehr direkte und persönliche Rückmeldung als in meiner normalen Arbeit als freier Wissenschaftsjournalist. Und daraus entsteht so etwas wie ein natürlicher Reflex. Wenn man in den Bergen ruft und ein Echo bekommt, ruft man ja auch gerne noch einmal. Jeder Mensch sucht ja irgendwo seine Bestätigung.

Du bekommst aber nicht nur Lob, sondern auch Kritik als Echo zu hören. 
Das gehört einfach dazu, und beides ist wichtig. Das Lob ist die beste Motivation. Und die Kritik ist immer ein guter Anlass, um über mein Tun, meine Haltung, die Themenwahl und die Aussagen auf Lu-Glidz nachzudenken. Lu-Glidz ist ja eine One-Man-Show. Da ist Kritik von außen ein wichtiges Korrektiv. Allerdings muss man heute in Zeiten von Internet-Trollen und undurchsichtigen Interessensvertretern, die einfach nur anonym ihre Breitseiten verteilen, gut differenzieren – zwischen berechtigter Kritik an der Sache und solcher, die nur mich als Person treffen und diffamieren soll. Da netterweise das Lob deutlich überwiegt, ist mein Immunsystem gegen notorische Blog-Nörgler aber ganz gut gerüstet.

Wie findest Du eigentlich all die verschiedenen Themen, und wie schaffst Du es, dabei so aktuell zu sein?
Es gehört zum journalistischen Handwerk, Themenfelder im Blick zu haben und aus einem Strom von Infos schnell interessante Neuigkeiten herauszufiltern. Das heißt natürlich: Viel Lesen. Andere Gleitschirm-Magazine, Foren, Facebook und Instagram, Twitter, Webseiten von Verbänden und Herstellern, undsoweiter. Ganz wichtig sind auch immer wieder Hinweise und Anregungen von Lesern, dazu Gespräche mit Herstellern und anderen Szene-Kennern. Und dann gibt es Themen, die einfach in der Luft liegen. Wenn, wie aktuell zum Beispiel, das Coronavirus die Schlagzeilen beherrscht, dann frage ich mich als Journalist natürlich: Und was heißt das für die Gleitschirmwelt?

Stehst Du da mit Lu-Glidz in Konkurrenz zu anderen Magazinen?
Nein. Zumindest nicht aus meiner Sicht. Mit ihrem typischerweise monatlichen Erscheinen haben Magazine wie Thermik, Cross Country oder auch Free.Aero eine ganz andere Herangehensweise. Vieles von dem, was ich auf Lu-Glidz aufgreife, kommt ja dort inhaltlich gar nicht vor. Die Magazinkonzepte sind zeitloser und zudem – durch den hohen Werbeanteil in der Finanzierung – recht marketinglastig. Allerdings habe ich auch nicht den Eindruck, dass z.B. die Thermik Lu-Glidz als große Konkurrenz sieht. Zumindest zeigt sich das nicht in den Inhalten. Das wäre sicher anders, wenn ich Lu-Glidz auch für bezahlte Werbung öffnen würde und damit in Konkurrenz um den Werbekuchen träte.

Wäre das denn keine Option, Lu-Glidz mit Werbung zu finanzieren?
Aktuell ist das für mich kein Thema. Ich würde zwar mit der Reichweite, die Lu-Glidz in der Gleitschirmszene mittlerweile hat, wahrscheinlich mehr Geld mit Werbung und v.a. gesponsorten Posts verdienen können als ich es mit meinem Modell der unabhängigen Finanzierung über freiwillige Förderbeiträge tue. Aber der Charakter von Lu-Glidz wäre dann zwangsläufig ein anderer. Jetzt ist es mein Blog, es ist meine Spielwiese. Und dass ich ein vielseitig interessierter Mensch und Flieger bin, spiegelt sich in der Vielseitigkeit der Beiträge wieder. Werbegelder wirken ähnlich wie Stickstoffdünger bei Pflanzen. Sie lassen bestimmte Inhalte sprießen, aber die Arten- bzw. Themenvielfal nimmt ab. Das würde mir nicht mehr so viel Spaß machen. Da bleibe ich lieber das Ackerrandstreifenprogramm der Gleitschirmmedien, der bunte Blühstreifen.

Nun ist dies Post Nummer 3000 auf Lu-Glidz. Was bedeutet Dir diese Zahl?
Ich bin kein Mensch, der viel Wert auf Zahlen als Marksteine oder Leistungsnachweise legt. Das gilt für XC-Punkte genauso wie für Geburtstage oder eben eine Blog-Zählung. Hauptsache das Fliegen, Leben, Schreiben macht mir Spaß. Dass genau dies Post Nummer 3000 ist, ist mir auch eher zufällig beim Blick in die Blog-Statistik aufgefallen. Eigentlich sind es ja sogar schon deutlich mehr als 3000 Posts, wenn man die vielen Flugwetterberichte mit zählt, die anfangs noch unter Lu-Glidz liefen und die ich später in einem eigenen Blog namens Lu-Meteo ausgegliedert habe. Wobei ich dieses Projekt dann ja Mitte 2016 beendete.

Wann gibst Du Lu-Glidz auf?
Keine Ahnung. In den 14 Jahren mit Lu-Glidz habe ich eine ganze Reihe anderer Gleitschirm-Blogs kommen und wieder gehen sehen. Alle Betreiber haben mit der Zeit gemerkt, wieviel Arbeit hinter so einem Projekt steckt, und dass man einen langen Atem braucht, um eine größere Leserschaft aufzubauen. Da kam ihnen schon bald die Motivation abhanden. Vielleicht passiert mir das auch eines Tages. Allerdings mache ich Lu-Glidz mittlerweile so lange, dass das fast schon ein Selbstläufer geworden ist. Da steckt so viel Zeit und geistiger Input von mir drin. Das ist ein Teil von mir, meiner Geschichte und meines Lebensalltags. Das hört man nicht einfach so auf. Ein Unterschied von Lu-Glidz zu den anderen Blogs liegt ja auch darin, dass ich die Inhalte von Anfang an nicht auf mich als Person und meine Aktivitäten zentriert, sondern den Blog wie ein breit aufgestelltes Gleitschirm-Magazin gefüllt habe. So gibt es auch wirklich immer wieder Neues zu schreiben. Und wenn ich dann mitbekomme, dass meine Texte auch gerne gelesen werden und mittlerweile zumindest ein Teil meiner Leserschaft auch bereit ist, als Förderer ganz freiwillig etwas dafür zu zahlen, dann ist damit auch schon die Motivationsgrundlage für den nächsten Post geschaffen.

Und was ist mit Podz-Glidz?
Den Podcast habe ich Ende 2018 als Versuchsballon gestartet, um mal zu testen, ob und wie so ein Format in der Gleitschirmszene funktioniert. Das Feedback war von Anfang an so gut, dass ich mittlerweile schon 23 Folgen produziert habe, in einer viel höheren Schlagzahl als ursprünglich gedacht. Mir gefällt es, wie man mit so einem längeren Podcast-Interview einen ganz anderen Zugang zu Themen und Personen und deren Geschichten bekommt. Magazintexte, aber auch die meisten Youtube-Videos mit erklärenden Off-Kommentaren, liefern ja meistens nur gescriptete Emotionen. So ein Podcast ist da authentischer. Von daher kann ich sagen: Da kommt noch mehr. Die 3000er-Marke werde ich damit aber ganz sicher nicht mehr schaffen.



Viele Wege führen zu Lu-Glidz

Um den Blog Lu-Glidz im Web zu verfolgen oder auch zu abonnieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Alle Zugänge sind kosten- und barrierefrei. Dennoch freue ich mich über jeden, der meine Arbeit an diesem Projekt als Förderer unterstützt. Ob einmalig, gelegentlich oder als Quasi-Abonnent per Dauerauftrag regelmäßig – alles ist möglich. Selbst die Fördersummen sind frei wählbar.

Die Abwicklung geht ganz simpel. Eine Möglichkeit ist per Paypal. Wer eine klassische Banküberweisung oder gar die Einrichtung eines Dauerauftrags bevorzugt, kann den gewünschten Betrag auf folgendes Konto überweisen:

Empfänger: Lucian Haas, Breite Strasse. 54, D-53111 Bonn
IBAN: DE71 3807 0724 0361 6828 00
BIC: DEUTDEDBXXX
Verwendungszweck (bitte angeben): "Foerderbeitrag Lu-Glidz"

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