In Zukunft wird es keine neuen Safety-Class-Tests von Gleitschirmen mehr geben. Der DHV will den Fokus seiner Sicherheitsarbeit auf andere Bereiche lenken.

Der DHV stellt seine Safety-Class-Tests von Gleitschirmen ein.
// Quelle: DHV
In einem der kommenden DHV-Info-Magazine werden die Ergebnisse einer letzten Staffel von Safety-Class-Tests von Gleitschirmen erscheinen. Danach ist erst einmal Schluss. Der DHV-Vorstand hat kürzlich beschlossen, dieses spezielle Testprogramm vorerst nicht weiter fortzuführen. Stattdessen soll sich das Sicherheitsreferat des DHV verstärkt um andere sicherheitsrelevante Entwicklungen kümmern. Unter anderem ist geplant, Gurtzeuge einem Testverfahren zu unterziehen, das weit über die Prüfverfahren der Musterprüfung hinausgeht. Zudem sollen mehr Ressourcen in Sicherheitsanalysen sowie Aus- und Weiterbildung fließen.

Der DHV hatte die Safety-Class-Tests vor rund neun Jahren eingeführt und seit 2014 auch systematisch betrieben. Das Ziel war, das Sicherheitsverhalten von Schirmen der Klassen A und B auch in Flugzuständen jenseits der von der EN-Norm bzw. LTF definierten Manöver besser einschätzen zu können. Die Einstufung in sogenannte Sicherheitsklassen mit den Noten 1 bis 5 sollte den Piloten eine Hilfestellung bei der Schirmwahl geben, wenn es darum geht, leichter zwischen anspruchsvollen und weniger anspruchsvollen Modellen unterscheiden zu können.

Die Safety-Class-Tests wurden von vielen Piloten gut angenommen, standen aber auch immer wieder in der Kritik. Denn sie vermittelten eine auf Noten reduzierte, objektive Vergleichbarkeit von Schirmen, die durch die Testsystematik nicht konsistent gedeckt war. Da bei der SC-Note stets der Worst-Case die Wertung bestimmt, schnitten z.B. Schirme mit einer höheren Top-Speed, die zwangsläufig das Verhalten bei voll beschleunigten Klappern verschärft, im Vergleich systematisch schlechter ab.


Safety-Class-Tests zeigten Wirkung 

Mit der Einführung der Safety-Class-Tests hat der DHV freilich auch einige gute Entwicklungen angestoßen und kann das als Erfolg verbuchen. Beispielsweise wurden für die Tests spezielle Logger entwickelt und eingesetzt, um Kappenbewegungen genauer erfassen zu können. Solche Messtechnik könnte künftig auch in den offiziellen EN-Tests zum Einsatz kommen. Viele Gleitschirmhersteller nahmen die SC-Tests auch zum Anlass, ihre Schirmentwicklungen nicht mehr nur EN-konform, sondern auch auf moderate Safety-Class-Einstufungen hin auszurichten und damit zu werben.

Historisch fiel die Einführung der systematischen Safety-Class-Tests in eine Zeit, als zum Beispiel Gin mit dem Carrera einen Schirm als EN-B präsentierte, der allgemein als eigentlich "zu heiß" für diese Klasse empfunden wurde. Der Carrera bekam dann auch die schlechtesten Noten im SC-Test. Seither ist das Bemühen vieler Hersteller erkennbar, die Auslegung ihrer Schirme selbst im High-B-Bereich weniger bis an die Klassengrenzen hin auszureizen.

Gerade mit Blick auf das Fliegen von High-B-Geräten will der DHV auch in Zukunft zwar nicht mehr mit Safety-Class-Noten, aber mit gezielter Kommunikation Aufklärung betreiben. Die Botschaft soll dann sein: Piloten, die noch nicht gelernt haben, bei Störungen aktiv einzugreifen, sollten keinen High-B-Schirm oder höher fliegen! Ungeübten Piloten, Anfängern und reinen Genussfliegern empfiehlt der DHV dringend Schirme der Kategorien A oder Low-B.

Das Ende der Safety-Class-Tests hat noch einen anderen Aspekt. Es entlastet den DHV auch finanziell, denn die Testflüge waren mit erheblichem Zeitaufwand, Personaleinsatz sowie Reise- und Materialkosten verbunden.