Die Swisscom stellt den Betrieb ihres GSM-Mobilfunknetzes ein. Das könnte für manche Piloten in der Schweiz zu Problemen mit der Livetracking-Funktion ihrer Geräte führen.
Livetracker mit einem 2G-Funkmodem könnten ab 2021 in der Schweiz häufiger Verbindungsprobleme bekommen. // Quelle: Flymaster |
Die wenigsten Mobilfunknutzer dürften davon im Alltag überhaupt etwas merken, da sie in der Regel schon neuere Handymodelle und Smartphones nutzen, die längst HSDPA, LTE oder 5G als Datenfunktechniken nutzen.
Einige Gleitschirmpiloten könnten aber doch eine Überraschung erleben. Denn sie müssen damit rechnen, dass ihre Fluginstrumente mit Livetracking-Funktion in manchen Regionen der Schweiz künftig häufiger Probleme damit haben werden, ihre Trackingdaten durchgängig abzusetzen.
Ohne das GSM-Netz der Swisscom bleibt nur Sunrise als Netzanbieter in der Schweiz, der sein 2G-Netz vorerst noch beibehält – "mindestens" bis 2022, wie es offiziell heißt. Die 2G-Abdeckung im Land wird mit dem Ausstieg der Swisscom aber lückenhafter.
Betroffen sind vor allem Geräte des Herstellers Flymaster. In den Modellen Live SD, GPS SD+ sowie dem Tracker sind typischerweise 2G-Funkmodems verbaut. Flymaster setzt noch immer auf diese Funktechnik, weil sie weltweit die größte Verbreitung hat und auch in abgelegeneren Regionen über größere Distanzen zuverlässige Datenverbindungen bietet.
Seit einigen Jahren hat Flymaster die gleichen Instrumente zwar auch alternativ mit 3G-Funkmodems im Programm – für eben solche Länder, in denen es Probleme mit dem 2G-Empfang gibt. Aber deren Verbreitung ist deutlich geringer.
Flymaster bietet für seine Livetracker spezielle SIM-Kartenverträge fürs globale Daten-Roaming. Diese nutzen in der Schweiz bisher sowohl die Swisscom- als auch Sunrise-Netze. Im 2G-Modus bleibt das künftig auf Sunrise beschränkt.
Wie groß die Übertragungslücken beim Livetracking via 2G in der Schweiz am Ende sein werden, ist derzeit noch schwer abschätzbar. Zumindest sollten sich Nutzer nicht wundern, wenn ihr Livetracking in 2021 auf manchen Flugpassagen öfter als in früheren Jahren mal hängt.
Und in Deutschland?
Bisher hat keiner der deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber eine Abschaltung seines 2G-Netzes geplant. Allerdings wollen hierzulande Telekom, Vodafone und O2 (Telefónica) ihre 3G-Netze in 2021 außer Dienst stellen.
Nachtrag vom 30.12.: Die Abschaltung des 2G-Netzes der Swisscom könnte auch einige abgelegene Wetterstationen "lahmlegen", die ihre Daten bisher via GPRS übermittelten.
6 Kommentare
Die Netzabdeckungen im Vergleich:
AntwortenLöschenSwisscom: https://scmplc.begasoft.ch/plcapp/pages/gis/netzabdeckung.jsf?netztyp=lte
Sunrise: https://www.sunrise.ch/de/privatkunden/mobil-abos/mobilnetz/netzabdeckung/netzabdeckungskarte.html
Erfahrungsgemäss ist Swisscom besser in der Abdeckung. Vergleicht man die Karten, stellt man aber auch fest, dass beide Anbieter fürs Notfall-Tracking nur bedingt geeignet sind. Genau dort wo es heikel wird - im Hochgebierge - haben beide ihre Lücken und Probleme.
Ein Satellitentracker ist für den Notfall meine Meinung besser geeignet. Und wofür braucht man sonst einen Tracker?
LG, Markus
@Markus:
AntwortenLöschen> Ein Satellitentracker ist für den Notfall meine Meinung besser geeignet. Und wofür braucht man sonst einen Tracker?
Sehr viele Veranstalter von Wettkaempfen haben diese Geraete sicher seit langem im Einsatz...
Ich habe mir vor ein paar Monaten noch die 2G/GSM Variante des Flymaster Trackers gekauft, weil gesagt wurde, dass das 3G/UMTS-Netz abgeschaltet wird. Jetzt geht die Schweiz einen anderen Weg. Aber sei es drum ich fliege eher selten in der Schweiz.
AntwortenLöschenDer Satelliten Tracker ist für den Otto-Normal-Piloten doch recht teuer, und der GSM Tracker ein guter Kompromiss
>Ein Satellitentracker ist für den Notfall meine Meinung besser geeignet. Und wofür braucht man sonst einen Tracker?
AntwortenLöschenFlymaster hat bisher sehr gut funktioniert, überraschenderweise gerade im Gebirge. Satellitentracker schicken die Position nur alle paar Minuten. Wenn du dann z. B. mit Rückendwind aus großer Höhe über Nevada abstürzt, dauert die Suchaktion Wochen.
Falls Flymaster nicht mehr geht, nehme ich lieber Handy+App+Powerbank statt einem Satellitentracker. Selbst wenn ich in ein Funkloch falle, lässt sich die Position zumindest in Mitteleuropa immer noch sehr genau eingrenzen.
Die GSM-Netze werden in DE aus technischen Gründen weiter in Betrieb bleiben. Zum einen ist die Größe einer Zelle mit einem durchschnittlichen Radius von 16 Kilometern sehr gut geeignet um dünn oder gar nicht besiedelte Gebiete überhaupt mit irgend einem Signal zu versorgen. Das Problem hat die Schweiz aus diversen politischen und technischen Gründen nicht.
AntwortenLöschenZum anderen wird GSM noch immer als Fallback für Telefonie genutzt. Denn im Gegensatz zu den nachfolgenden Verfahren (3G, 4G, 5G) dem Gerät keine Frequenz zugeteilt auf dem es dauernd Pakete sendet und empfängt, sondern es wird das Zeitschlitzverfahren angewandt. Somit können auf einer Frequenz (Kanal) 8 Geräte nacheinander in einem zugeweisenen Zeitschlitz senden. Bei gleicher Frequenzbreite ist das ein Kapazitätsunerschied von 25 Geräten.
Wer in der Schweiz (oder allgmeein in den Alpenräumen) gefunden werden will ist aber mit einem sendenen Telefon immer gut beraten, die Hubschrauber der Polizeien sind mittlerweile mit IMSI-Catchern ausgestattet. Die Schweiz ermöglicht es Zivilisten im Notfall legal das Behördenfunknetz zu nutzen, die Rega betreibt die Infrastruktur dazu:
https://www.rega.ch/fileadmin/seiteninhalt/Einsatz/Standorte_Infrastruktur/Notfunk/Merkblatt_Notfunk_de.pdf
Mittlerweile erreicht man in der Schweiz auch über OGN eine sehr passable Abdeckung. Und zwar sowohl über Flarm als auch über FANET. Wer dabei helfen möchte das Netz an OGN Stationen für FANET noch zu verdichten ist mit einer Investition von etwa 30.- für die Hardware dabei. Man muss einzig aufpassen, dass man zur Platine eine Antenne beschafft welche spezifisch für 868 MHz ausgelegt ist. Die Stummelantennen welche aus China mit den Lilygo Platinen geliefert werden sind in der Regel nur für 915 MHz abgestimmt. Damit verschenkt man viel Empfangsreichweite. Die Software gibt es kostenlos: https://github.com/gereic/GXAirCom
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