Die Paraclinic von Richard Edlinger ist der größte Instandhaltungsbetrieb Österreichs. Jetzt steht er vor einem Problem: Fachkräftemangel.


Richard Edlinger leitet die Paraclinic.
// Quelle: paraclinic.at

Über 4500 Kunden hat Richard Edlinger in seiner Kartei, sowohl aus Österreich, aber auch viele aus Deutschland. Pro Jahr führt seine Paraclinic über 1000 Nachprüfungen und Trimmtunings durch. Hinzu kommen Reparaturarbeiten, Retterpacken, Gleitschirmbeschriftungen. Doch dieses Pensum sei nicht mehr zu stemmen, sagt er im Interview mit Lu-Glidz. Viele seiner Kunden würden umdenken müssen.


Richard, ich hörte Du willst oder musst die Paraclinic neu ausrichten. Was ist los?
Richard Edlinger: Wir sind schon seit längerer Zeit permanent überlastet und müssen täglich Aufträge ablehnen. Ich mag schon gar nicht mehr ans Telefon gehen. Einerseits, weil ich beide Hände zum mitarbeiten brauche. Und andererseits, weil ich jedem das gleiche erzählen muss. "Leider nein, unmöglich, wir können einen Termin in drei bis vier Wochen vereinbaren, und so weiter." So mag ich nicht mehr weitermachen.

Warum stellst Du keine neuen Leute ein?
Richard Edlinger: Wenn das so einfach wäre! Ich habe in letzter Zeit mehrmals probiert, geeignetes Personal zu finden, um aufzustocken. Leider völlig erfolglos. Und jetzt verlässt mich Anfang Juni auch  noch meine stärkste und kompetenteste Mitarbeiterin Michi (Michaela Brandstätter). Sie zieht von Innsbruck weg, der Liebe wegen. Sie wird sich im Tiroler Oberland in kleinem Rahmen selbständig machen. Für mich stellt sich damit ganz akut die Frage: Wie weiter?

Was sind Deine Ideen?
Richard Edlinger: Ganz sicher ist, dass wir nicht mehr jederzeit für jedermann da sein können und werden. Ich werde strenger selektieren müssen, wem wir unseren Service anbieten. Vorrang haben natürlich Kunden, die ihr Equipment bei uns gekauft haben. Danach kommen diejenigen mit Schirmen der Marken, die wir selbst vertreiben. Also Ozone und Airdesign. Ich glaube, dass ich mit meinem Schrumpfpersonal alleine schon damit ausgelastet bin. 

Und der ganze Rest?
Richard Edlinger: Leider bleiben damit alle anderen bisherigen Kunden mit ihren Niviuks, Skywalks, Advances, Gins, etc. auf der Strecke. Ich weiß, dass sie enttäuscht sein werden. Aber ich kann es derzeit nicht ändern.

Für viele wird das vermutlich ein ordentlicher Schlag ins Kontor sein. Es gibt ja gar nicht so viele Checkbetriebe am Markt, die auch delikatere Reparatur- und Trimmaufgaben übernehmen.
Richard Edlinger: Es gibt sogar eher immer weniger davon. Das Problem, dass wir in letzter Zeit so überrannt werden, hat ja nicht nur mit unserem guten Ruf zu tun. Das hängt auch mit anderen Entwicklungen zusammen.

Zum Beispiel?
Richard Edlinger: Nicht jeder Hersteller hat mehr seine hauseigene Werkstatt, an den die Piloten ihr Equipment schicken können. Es gibt etliche etablierte Flugschulen, die den Checkbetrieb eingestellt haben – eben auch, weil ihnen die Zeit und das Fachpersonal fehlt. Es gibt neue Flugschulen, die gleich gar keine Werkstätte einrichten. Und es gibt dann auch noch ein paar Typen, die mit Bestpreisgarantie und so weiter einfach nur Handel betreiben. Aber beim Service bieten sie nullkommanull. 

Das klingt, als wäre Gleitschirmchecker ein Beruf mit sicherer Zukunft...
Richard Edlinger: Absolut. Vor allem wenn man auch noch ein feines Gespür und Händchen dafür hat. Moderne Schirme sind ja heute viel genauer genäht und müssen exakt getrimmt werden, um die erwartet hohe Leistung bieten zu können. Die Ansprüche an einen Check sind mit der Zeit immer höher geworden. Wer hier guten Service bieten kann, braucht sich um die Nachfrage keine Sorgen zu machen. Das weiß ich leider nur zu gut. 

Was muss ein guter Checker können?
Richard Edlinger: Das ist letztendlich gar nicht so viel. Mein gesamtes Personal und selbst ich haben als absolute Quereinsteiger begonnen. Das herkömmliche Checken, sogar der nötige Umgang mit Nähmaschinen, ist für jeden halbwegs geschickten Menschen leicht erlernbar. Flugsportbegeisterung gehört auch dazu, neben einem gesunden Hausverstand und einem gewissen Ordnungssinn.

Das hört sich fast so an, als hofftest Du immer noch auf Bewerber oder Bewerberinnen.
Richard Edlinger: Im Herzen schon. Die Paraclinic ist ja auch mein Baby. Wer Interesse hat und sich beruflich verändern will, Pilot oder Pilotin, Alter egal, den möchte ich ermutigen, sich bei mir zu bewerben. Ich hätte eine langfristige Ganzjahresstelle zu bieten.

Wenn aber niemand kommt, dann gibt es bei der Paraclinic künftig – wie von Dir beschrieben – nur noch das selektive Programm?
Richard Edlinger: Ich sehe aktuell keine andere Lösung.