Die Schweizer Marke High Adventure zeigt bei den Handschuhmodellen Izi und Pizi, wie man ein schon gelungenes Design nochmals verbessern kann. 

High Adventure Izi: geschmeidiges Ziegenleder,
lange Stulpe // Fotos: Lu-Glidz

Vor fünf Jahren hatte ich auf Lu-Glidz einen ausführlichen Test der Handschuhe Itsy Bitsy touch von High Adventure veröffentlicht. Ende 2022 präsentierte die Marke dann zusammen mit dem Handschuhersteller Eska eine neue Version. Einige der kleineren Kritikpunkte aus dem früheren Lu-Glidz-Test sind in das Re-Design mit eingeflossen. 

Über das Jahr 2023 hinweg hatte ich die Gelegenheit, die neuen Modelle namens Izi (Sommerhandschuh) und Pizi (3-Saison-Handschuh) einem Langzeit-Test zu unterziehen – in allen möglichen Flugbedingungen. Hier sind meine Eindrücke. 


Material: Izi und Pizi haben jeweils den gleichen Grundaufbau – mit einer wasserabweisenden und schön griffigen Ziegenleder-Innenhand, einer Kombination aus geprägtem Ziegenleder und Softshell auf der Oberhand und einer verlängerten Softshell-Stulpe überm Handgelenk. Der Unterschied liegt im Futter. Beide weisen im Inneren winddichtes Goretex-Infinium auf. Beim dickeren Pizi (Drei-Saison-Handschuh) kommt zudem noch ein weiches und warmes Wollfutter und eine zusätzliche Lage Schafswollisolierung an der Oberhand hinzu. Auch die Stulpe ist beim Pizi innen mit einem Wollflies zusätzlich isoliert. 

Passform: Wie schon Itsy und Bitsy tragen sich Izi und Pizi wirklich angenehm. Durch den vorgeformten Schnitt spannt der Oberstoff auch bei der typischen Griffhaltung am Gleitschirm nicht über den Fingerknöcheln. So entstehen dort keine Kältebrücken. Das anfangs noch etwas steife Leder wird bei der Nutzung schnell weich und geschmeidig.
Sehr lobenswert ist der Verzicht auf einen einschnürenden Gummizug am Handgelenk. Dieser ist normalerweise bei Ski-Handschuhen zu finden, damit kein Schnee in den Handschuh rutscht. Bei Gleitschirm-Handschuhen ist so etwas aber nicht nötig und sogar kontraproduktiv, weil durch die Einschnürung der temperatur-empfindliche Bereich der Pulsschlagadern weniger gut isoliert und somit dem Windchill ausgesetzt wird. Diese Kältebrücke kann zu einer schnelleren Auskühlung führen. Bei Izi und Pizi ist der Pulsbereich gut vor dem Windchill geschützt und beim Pizi durch das Wollflies an dieser Stelle sogar besonders gut isoliert.

Fangriemen dichtet die
Stulpe zusätzlich ab

Stulpe: Gegenüber Itsy und Bitsy wurde bei Izi und Pizi die Stulpe am Handgelenk in vorteilhafter Weise etwas verlängert. Zudem hat sie ein geniales Feature bekommen. Die Stulpen aus Softshell sind an einer Seite geschlitzt und dort nur mit einer dünneren Stoffbrücke geschlossen. Auf diese Weise ist die Öffnung weit genug, um die Handschuhe bequem an- und ausziehen zu können. Die Stulpe kann sich aber dennoch eng ums Handgelenk legen. Diese Bauweise ermöglicht es auch, die Stulpe ganz nach Belieben entweder über oder unterm Jackenärmel zu tragen. In beiden Fällen ergibt sich ein recht winddichter Abschluss. Zusätzlich kann man das breite Gummiband des Fangriemens noch über die Stulpe ziehen (s. Foto). Dadurch wird das Eindringen von kaltem Fahrtwind weiter erschwert.

Touchzone am Zeigefinger
Touchfunktion: Izi und Pizi besitzen sowohl am Zeigefinger als auch am Daumen spezielle Leder-Aufsätze, die die Bedienung von Touch-Bildschirmen ermöglichen. Die Touchzone reicht beim Zeigefinger um die Fingerspitze herum. Bei den Vorgängern aber auch vielen anderen Handschuhen ist sie nur an der Fingerkuppenunterseite zu finden. Dieses feine Detail ist eine echte Verbesserung, da es nun leichter fällt, auch kleinere Buttons auf dem Bildschirm mit der schmalen Spitze zu berühren. In der Praxis würde ich aber immer noch ungern auf einen nochmals feineren Touch-Pen auf dem Cockpit verzichten wollen. Damit lässt sich noch deutlich genauer und auch übersichtlicher auf dem Smartphone herumtippen. Vielleicht könnte High Adventure bei einer nächsten Version der Handschuhe noch einen kleinen Gummi-Touchpoint an der Fingerspitze integrieren, mit dem sich noch genauer zielen lässt...

Isolierung: Der Izi Sommerhandschuh bietet einen guten Windschutz und mit seinem Goretex-Infinium Futter auch eine gewisse Isolierung. Beim Fliegen im Gebirge habe ich das als eine gute Kombination erlebt. Der Izi ist noch warm genug, um an normalen Sommertagen auch auf 3000 Meter ohne Kältesorgen umher zu cruisen. Beim Flachlandfliegen war mir der Izi im Sommer eher noch zu warm und etwas schwitzig. 
Der Pizi als 3-Saison-Handschuh wiederum ist ein echter Allrounder. Die dickere Woll-Isolierung auf dem Handrücken und in der Stulpe sorgt für eine angenehmes Klima mit einer guten Wärmeleistung. Die Innenhand wiederum ist nur etwas dicker gefüttert als beim Sommermodell Izi. Der Vorteil: Man hat selbst mit dem Pizi ein erstaunlich gutes Tastgefühl für Leinen etc. Ich würde den Pizi im Vergleich zum Vorgänger Bitsy als etwas wärmer einstufen. Selbst bei Flügen um die 0-5°C kam ich damit noch ohne allzu kalte Finger zurecht. 

Sonstiges: Die Handschuhe besitzen auch Fangriemen (Halteband mit breiter Gummischlaufe). Sie können einfach abgenommen werden, wenn man sie nicht braucht. Ich empfand sie als nützlich. Zieht man sie über die Arme, kann man die Handschuhe schnell mal am Startplatz oder im Flug abstreifen, ohne befürchten zu müssen, sie zu verlieren. Zudem lassen sich mit den Fangriemen die Stulpen am Handgelenk zusätzlich abdichten (s.o.).

Fazit: Highadventure ist es gelungen, mit den Handschuh-Modellen Izi und Pizi die Vorgänger Itsy und Bitsy zu übertreffen. Mit dem angenehm spannungsfreien Sitz und guten Fingergefühl, der guten Isolierung und vor allem auch den ausreichend langen und engen, aber nirgends einschnürenden Stulpen sind sie wirklich gut auf die besonderen Anforderungen beim Gleitschirmfliegen abgestimmt. Das einzige, was ich mir noch wünschen würde, wäre ein zusätzlich integrierter kleiner Touch-Point an der Zeigefingerspitze.



Hinweis: Die Handschuhe wurden mir für den Test freundlicherweise von Urs Haari von High Adventure zur Verfügung gestellt.