Die Sicherheitsmitteilung von Phi zu einem Tragegurt mit BC-Steuerung wirft auch die Frage auf: Achten Piloten ausreichend auf ihre Ausrüstung?

Deutliche Abnutzungsspuren am Trageseil der B-Ebene.
Ein so ausgefranstes Seil muss sofort ausgetauscht werden.
// Quelle: Phi

Mitte Januar hatte der Hersteller Phi eine Sicherheitsmitteilung zu seinem Tragegurtmodell R07 herausgegeben. Auslöser war der Einzelfall eines Risses des Durchläufer-Tragseils der B-Ebene. Lu-Glidz berichtete unter dem Titel "Der Makel der Durchläufer-B" darüber – samt Hinweis auf andere Hersteller, die ähnliche Bauweisen für ihre Tragegurte nutzen. 

Der Text warf auch die Frage auf: Sollten Tragegurte mit BC-Steuerung nicht besser so designt werden, dass die Durchläufer für die B-Ebene zusätzlich gesichert sind?

Hannes Papesh, der Konstrukteur von Phi, hat darauf reagiert. In einer Mail an Lu-Glidz erklärte er unter anderem, dass auch alternative Konstruktionsweisen mit zusätzlicher Sicherung, etwa durch ein Gurtband, ihre Nachteile haben. 

Durch so ein Gurtband können unter Umständen zusätzliche Reibestellen entstehen, die ihrerseits zu Schäden am Material führen können. Die BC-Steuerung beinhaltet, anders als bei reinen Zweileinern, mehr bewegte und umgelenkte Teile am Tragegurt. Sie alle können einem erhöhten Verschleiß unterworfen sein. 

So schreibt Papesh: "Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass unsere Flugmaschinen nicht ewig halten! Die verwendeten Materialien haben ihre Lebensdauer und sind nicht unzerstörbar. Wir sind immer noch Luftfahrt! Regelmäßige Checks sind unverzichtbar!"


Vorflugcheck der Ausrüstung

Hier geht es also auch um die Eigenverantwortung des Piloten: Es gehört zu seinen Aufgaben, vor jedem Flug eine Sichtprüfung der Ausrüstung durchzuführen. Erkennt er dabei einen Verschleiß, insbesondere bei tragenden Teilen, gilt es frühzeitig zu reagieren und diese auszutauschen.

In dem Fall, der zur o.g. Sicherheitsmitteilung führte, hatte der Pilot seinen Schirm über 300 Stunden geflogen. Der Schirm war drei Jahre alt, hatte aber nie einen kompletten 2-Jahres-Check bekommen. Die B-Seile des Tragegurts zeigten sehr deutliche Abnutzungsspuren, die dem Piloten hätten auffallen müssen (s. Bild oben). Die dort eingesetzten Aramid-Seile seien eigentlich um den Faktor 100 überdimensioniert, so Papesh. Das gilt im Neuzustand. Wenn sie schon sichtbar ausfransen, werden sie deutlich geschwächt. Dann müssen sie umgehend getauscht werden.

Hannes Papesh mahnt allerdings auch die regelmäßige Kontrolle aller anderen Teile an Tragegurten an. "Wir sehen bei den Checks oft angesägte Tragegurte. Das passiert beim Groundhandlen und Rückwärts-Starten. Dabei sägt die Hauptbremsleine den Tragegurt an. Genauso werden immer wieder Fangleinen circa 10 bis 20 Zentimeter über dem Leinenschloss angesägt."