Die Finalisten +++ Ausrüstungs-Ranking +++ Magic Moves +++ Gewinner der Herzen +++ Regenflug +++ Team-Dank +++ Route +++ Ausblick 2027
![]() |
| Seebrand Warren erreichte als letzter Finisher das Ziel. // Foto: zooom, Maximilian Gierl |
+++ Bei der Ausrüstung ist interessant, dass die ersten vier Finalisten, die nur in kurzem Abstand zueinander an der Schmittenhöhe eintrafen, vier unterschiedliche Schirm-Marken vertraten: Aaron Durogati flog Nova, Lars Meerstetter Ozone, Simon Oberrauner Skywalk und Chrigel Maurer war mit Advance unterwegs. Man könnte daraus schließen, dass die entsprechenden X-Alps-Schirme ein ähnliches Leistungsniveau erreicht haben. Schaut man auf die Gurtzeuge, so gingen Platz 1 und 2 an submarine-artige, Platz 3 an ein klassisches Gurtzeug mit Bürzel und Platz 4 an ein Minimal-Gurtzeug ohne aerodynamische Optimierung. Ein Zeichen? +++
+++ Bei früheren Ausgaben der Redbull X-Alps waren immer wieder sogenannte Magic Moves mitentscheidend für die Endplatzierung, aber auch für die Faszination des Rennens. Magic Moves galten als eine Spezialität von Chrigel Maurer. 2025 gab es jedoch kaum etwas, das als herausragender Magic Move aufgefallen wäre. Die speziellen Starts, Zwischenlandungen am Hang, Flüge bei Föhn etc., mit denen sich ein Chrigel in früheren Rennen absetzen konnte, hat die breite Konkurrenz mittlerweile auch "auf dem Kasten". Ein Move, der in diesem Jahr die Endplatzierung vielleicht am stärksten mit beeinflusst hat, war etwas ganz anderes: Das frühe, freiwillige Aussteigen von Maxime Pinot aus dem Rennen (Tag 2). Ob man diese Entscheidung als "magic" bezeichnen will, steht auf einem anderen Blatt. Für Maxime war es gefühlt wahrscheinlich eher eine Entzauberung. +++
+++ Der Gewinner der Herzen der Redbull X-Alps 2025 dürfte Sebrand Warren sein. Der Niederländer zeigte echtes Durchbeißvermögen. Schon aus dem Prolog hatte er fünf Stunden Zeitstrafe mitgenommen, aber selbst in schon fast aussichtsloser Situation niemals aufgegeben. Am Ende wurde er sogar noch "Finisher", nachdem er einen letzten "kleinen 50-km-Lauf" im Gewitter samt prasselndem Hagel lächelnd absolviert hatte. Er kam als der Athlet mit der längsten Laufstrecke (445,5 km) des Feldes ins Ziel. +++
+++ Die umstrittenste Entscheidung dieser X-Alps 2025 war die 3-Stunden-Zeitstrafe, welche die sechs führenden Piloten am Ende von Tag 2 aufgebrummt bekamen. Sie waren nach Durchstieg des Klettersteigs Toblacher Knoten bei Regen mehr schlecht als recht gestartet und geflogen. In den Regeln des Rennens gibt es allerdings kein explizites Verbot für Regenflug. Und wenn man diese Starts als zu riskant einordnet, hätte es dafür laut Reglement (Rule 7.7) erst einmal nur eine gelbe Karte geben dürfen. Da zugleich wegen Gewitters der Klettersteig gesperrt wurde, weshalb eine Verfolgergruppe eine Zwangspause einlegen musste, bleibt eine andere Vermutung als fader Beigeschmack: Hat hier die Rennleitung die Zeitstrafe genutzt, um den Nachteil bzw. die empfundene Ungerechtigkeit der Klettersteig-Sperrung auszugleichen und das Feld nicht zu früh im Rennen auseinanderreißen zu lassen? Dann wäre allerdings auch eine andere Begründung gerechter gewesen. Als rennentscheidend kann man den Vorfall im Nachhinein nicht bezeichnen. Unter den sechs Bestraften waren auch die vier, die am Ende auf den vordersten Plätzen landeten. +++
+++ Für die Performance der Athleten sind die begleitenden Teams von enormer Bedeutung. Entsprechend waren in den Interviews am Ende des Rennens viele berechtigte Dankesworte für die Teams zu hören. Ein kleines, aber feines Detail ist mir zuvor schon bei Chrigel Maurer aufgefallen. Er unterschrieb an Turnpoint-Tableaus nicht mit seinem Namen, sondern "Chrigel Team". Das ist auch eine schöne Form der Wertschätzung. +++
+++ Die diesjährige Route mit dem X hat insgesamt gut funktioniert. Durch die vielen Wendepunkte, an denen die Piloten auf den Boden zurückgeholt wurden, ergaben sich viele Möglichkeiten zur Begegnung mit dem Publikum vor Ort, aber auch für Fotografen und Filmer. Das Rennen ist damit durch hohe Schlagzahl in den Social-Media-Kanälen greifbarer, für die Veranstalter aber auch sicher vermarktbarer geworden. Es hat zugleich allerdings an taktischer Faszination verloren, da den Teilnehmern viel weniger Routenalternativen bleiben, die für einen Wow-Moment in der XC-Gemeinde sorgen könnten. Unterm Strich war es mehr Rennen und weniger Abenteuer, mehr Pulkfliegen und weniger individuelle Luft-Expedition. +++
+++ Nach den X-Alps ist vor den X-Alps. 2027 wird es das nächste Rennen geben. Was ist dafür als Ausblick zu erwarten? Vermutlich wird die Strecke nochmals länger werden und erstmals die 1300-km-Marke knacken. Bei den Gurtzeugen werden bis dahin wohl alle Teilnehmer auf solche im Submarine-Style setzen. Der Generationswechsel wird weitergehen. Es wäre verwunderlich, wenn Maxime Pinot nochmals zurückkehrt. Chrigel Maurer dürfte den Ehrgeiz besitzen, sich bei einer zehnten (und dann vielleicht letzten?) Teilnahme die Krone zurückholen zu wollen. In den Regeln könnten klarere Bestimmungen für den Umgang mit Zwangssperrungen von Pflicht-Streckenabschnitten auftauchen. Und vielleicht schaffen es die Veranstalter tatsächlich einmal, die Performance der eigenen Livetracking-Plattform so zu verbessern, dass sie sich auch am Smartphone gut nutzen lässt. +++
+++ Wer das Geschehen der letzten Renntage nochmals im Detail nachlesen möchte, findet unten die Lnks zu den kompletten Tagesberichten des Thermik Magazins. +++
Weiterführende Links
Homepage | Latest-News | WhatsApp | Facebook | Instagram | Youtube-Channel
Weitere Info-Quellen (Berichte):
X-Alps Anonymous Addicts (Facebook)| Redbull X-Alps Livestream (Facebookgruppe) | Thermik Magazin (Facebook) | Cross Country (Facebook) | Gleitschirmdrachenforum | Wikipedia

3 Kommentare
Das Leben ist kein Wettlauf ins Extreme. Diese ganze Rhetorik vom Grenzenverschieben ist oft nur ein Vorwand für Selbstinszenierung. In Wirklichkeit funktioniert kaum etwas dauerhaft im Extrembereich – weder Körper noch Geist noch Technik. Das Mittelfeld ist meistens viel nachhaltiger, nur halt nicht so spektakulär.
AntwortenLöschenDas Spektakuläre zieht immer, weil’s einfach ist, laut, schnell. Aber das Nachhaltige ist leise, stetig und schwer zu vermitteln. Vielleicht müsste man genau das sichtbar machen: wie viel Kraft, Ruhe und Tiefe im Unauffälligen steckt. Und das Spektakuläre entlarven – nicht verbieten, sondern durch Überzeichnung zeigen, wie hohl es eigentlich ist.
Danke Lucian; wieder eine tolle Zusammenfassung!
AntwortenLöschenNur eine kleine Anmerkung zur Korrektur: Der Klettersteig heisst Toblinger Knoten. Das Dorf Toblach befindet sich natürlich auch nicht allzu weit weg vom SP vom "Regenflug".
Simon
Wenn lebensgefährlicher Extremsport zum Karriereweg wird, weil’s sonst keine Perspektive gibt, und ein Getränkekonzern das als Heldengeschichte verkauft, dann wird aus Risiko plötzlich Marketingromantik. Der eine springt vom Berg, der andere zählt Klicks – und beide tun so, als wäre das Freiheit.
AntwortenLöschenKommentar veröffentlichen
Kommentare werden von Lu-Glidz moderiert und deshalb nicht immer sofort freigeschaltet. Es gelten folgende Kommentarregeln:
1. Nicht anonym: Auf Lu-Glidz werden nur Kommentare veröffentlicht, die mit einem kompletten Realnamen (Vor- und Nachname) gekennzeichnet sind. Trage dafür beim Anlegen des Kommentars im Feld "Name/URL" einfach Deinen Namen ein. Das Feld "URL" kannst Du frei lassen. Solltest Du stattdessen "Anonym" wählen, musst Du wenigstens am Ende des Kommentars Deinen Namen schreiben. Sonst wird der Kommentar nicht erscheinen.
2. Sachbezogen: Kommentare müssen das jeweilige Thema des Posts bzw. der schon vorhandenen Kommentare betreffen. Sie müssen respektvoll formuliert sein. Sie dürfen keine persönlichen Beleidigungen oder Anspielungen auf die (politische) Gesinnung anderer enthalten.
Hinweis: Die Freigabe von Kommentaren kann sich u.U. um einige Stunden verzögern. Auch ich bin nicht 24/7 online.