Der Eden 8 von Mac Para ist in vielen Parametern auf Leistung getrimmt, bleibt aber ein zugänglicher High-B

Mit dem Mac Para Eden 8 auf Strecke an der Mosel
// Foto: P. Bienek

Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Eden 8 von Mac Para habe ich beim Fliegen und Groundhandling unter unterschiedlichen Bedingungen rund um Eifel und Westerwald gewonnen. Geflogen bin ich den Eden 8 in der Größe M-26 (80-102 kg) mit rund 95 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Swing Connect Race light  (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise vom deutschen Mac-Para-Importeur  Moselglider zur Verfügung gestellt.
 
[Wer noch keine Erfahrung mit der Testweise von Lu-Glidz hat, sollte zuerst die Interpretationshilfe für Schirmtests lesen!]


Eden ist die längste und erfolgreichste Schirm-Serie der tschechischen Marke Mac Para. Lange in der Mitte der Klasse 1-2 bzw. später EN-B angesiedelt, zielt Mac Para seit dem Eden 6 eindeutig in die Leistungsspitze des High-B-Sektors. Das gilt auch für den neuen Eden 8. Dessen Konstruktion weist viele der heute üblichen Leistungsfeatures dieser Klasse auf.

Dazu zählen der Einsatz von Nitinol-Stäbchen in der Eintrittskante, die Aufhängung als 2,5-Leiner, Tragegurte mit einer effektiven BC-Steuerung, roll-dämpfende Winglets am Obersegel und stützende Miniribs in Zellmitte an der Eintritts- wie der Hinterkante. 

Technische Daten Eden 8
(mit Klick vergrößern)

Mac Para bezeichnet die Konstruktion des 59-Zellers als semi-light. Die Kappe ist hauptsächlich aus 32- und 27-Gramm-Tuch von Porcher genäht, mit 40 Gramm Skytex an der Front. Allerdings ist der Innenaufbau nicht ganz so gewichtsreduziert ausgelegt. So kommt der Schirm in der getesteten Größe M immer noch auf 4,6 kg.

Im Vergleich zu den Vorgängern wurde das Schirmkonzept etwas geändert. Während Eden 6 und 7 relativ flache Kappen mit einer für die Klasse überdurchschnittlichen Streckung waren (Eden 7: 6,06), wurde diese beim Eden 8 wieder auf 5,9 reduziert. Vor allem aber wurde die projizierte Fläche zurückgenommen. Der Schirm weist jetzt einen deutlicheren Bogen auf, was sich in der Steuercharakteristik zeigt (dazu unten mehr).

Auch beim Leinensatz folgt Macpara mittlerweile dem Trend. Während der Eden 7 noch komplett ummantelte Stammleinen aufwies, kommt der Eden 8 jetzt durchgängig mit nacktem Aramid daher. Die Leinen sind aber farbcodiert und an den unteren Leinenloops mit farbigen Überzügen verstärkt. 


Starten
Kobra-Start mit Eden 8
// Foto: Lu-Glidz

Der Eden 8 zeigt ein angenehmes, gut kontrollierbares Startverhalten. Die Eintrittskante steht, durch dünne Nitinol-Stäbchen gut vorgespannt, sauber da und steigt auf kleinen Impuls hin ruhig und weitgehend spurtreu auf. Die Kappe bildet schnell ihre Querspannung aus und bewegt sich als Block. Es empfiehlt sich allerdings, fürs Aufziehen nur die inneren A-Gurte zu greifen. Die Kappe steigt dann ohne Schießen oder Hängenbleiben in den Zenith. Überm Piloten will die Kappe leicht angebremst werden.

Bei stärkerem Wind wird es ein wenig anspruchsvoller. Wer es gewohnt ist, seinen Schirm über A- und C-Ebene im Griff zu haben, wird hier etwas Kontrolle vermissen. Das liegt am Leinenlayout als 2,5-Leiner. Denn die Außenflügel hängen auf der B-Ebene. Der Zug an den C-Gurten wirkt hauptsächlich auf die mittleren Flügelbereiche, die Außenflügel kommen verzögert und untersetzt hinzu. 

Wenn eine Böe mal den Außenflügel aufwirbelt und umschlagen lässt, bekommt man das nur über die Bremse sicher unter Kontrolle. Das ist kein Beinbruch, sondern vor allem Gewöhnungssache. Wie immer gilt: Groundhandling schult und lohnt! Alternativen wie Kobra-Start funktionieren mit dem Eden 8 tadellos.

Außenflügel und Stabilo
hängen komplett an A-Ebene


Die Leinen des Eden 8 fallen gut auseinander und lassen sich einfach kontrollieren. Vom Bodenhandling her nicht ideal empfand ich die Aufhängung des gesamten Stabilos auf der äußeren A-Ebene (d.h. es gibt keine extra Stabilo-Leine). Wenn der Außenflügel am Boden mal umschlägt und sich zwischen anderen Leinen verfängt, kann man ihn nicht so einfach herausziehen. Zumal auch die äußeren Zellen mit Nitinol verstabelt sind. 

Inwieweit dieses Layout auch im Flug Probleme beim Lösen von Verhängern bereitet, kann ich nicht realistisch einschätzen, weil ich bei all meinen Testflügen keinen einzigen größeren Klapper oder Verhänger hatte. Aus der Erfahrung heraus, dass Schirme beim Groundhandling schon viel von dem Charakter zeigen, den sie auch im Flug haben, würde ich damit rechnen, dass manche Verhänger durchaus etwas hartnäckiger sein könnten. Ein Pilot täte also gut daran, auch alternative Techniken zum Lösen von Verhängern in der Hinterhand zu haben. 


Landen:
Problemlos und gut berechenbar. Bei der Lande-Einteilung muss man das gute Gleiten des Schirmes berücksichtigen. Der Bremsdruck fürs finale Durchbremsen ist erstaunlich hoch.
 

Bremsen:
Tragegurt des Eden 8

Die mit einem soften Steg verstärkten Bremsgriffe des Eden 8 sind angenehm zu greifen. Auch mit halber Wicklung hatte ich keine störenden Druckstellen.

Der Vorlauf der Bremse ist durchschnittlich (um die 12 cm) und erlaubt es, im Trimmflug halbgewickelt die Hände auf die Wippe zwischen C- und B-Ebene am Tragegurt zu legen, ohne die Hinterkante auszulenken. Wichtig: Im beschleunigten Flug sollte man die Bremsen immer komplett frei geben!

Die Länge der Steuerwege ist ebenfalls durchschnittlich. Alle nötigen Steuerbewegungen lassen sich im Zugbereich durchführen. Der Bremsdruck ist mittel und vermittelt von Anfang an einen guten Kontakt zum Flügel. In Richtung Strömungsabriss steigt der Druck sehr deutlich an.

Die Bremsanlenkung erfolgt mit einem Raff-System gleichmäßig über die Hinterkante, wobei der Außenflügel zu Beginn noch leicht betont wird. Das ergibt bei geringerem Bremseinsatz eine höhere Wendigkeit als noch beim Eden 7. 


Kappenfeedback:
Der Eden 8 ist kein ausgesprochenes Plappermaul, aber etwas gesprächiger als sein Vorgänger. Die Menge des Feedbacks bleibt etwas hinter anderen High-B wie einem Tripleseven Rook 4, Niviuk Ikuma 3, UP Summit X oder Phi Maestro 2 zurück, was manche Piloten sicher als angenehm empfinden werden. Der Eden 8 ist von den genannten Modellen der "ruhigste Geselle".

Leichte Shark-Nose

Die Infos gelangen hauptsächlich über die Tragegurte zum Piloten, vor allem bezogen auf die Längsachse (Rollen). Kleinere Entlaster der Außenflügel werden auch über die Bremse spürbar.

Die Kappe des Eden 8 ist in der Luft gut gespannt und arbeitet nur wenig in sich selbst. Eher giert sie als Ganzes, wenn die Luftströmungen mal verwirbelt daherkommen. Nur die Außenflügel sind etwas weicher und flappen zuweilen am Thermikrand, allerdings ohne weitere Auswirkungen. Das dürfte auch mit der Aufhängung zusammenhängen. Der komplette äußere Außenflügel samt Stabilo ist nur über die A-Ebene angelenkt, und auch die Bremse greift an der Hinterkante nicht bis ganz außen. In diesem Punkt hat Macpara Leistung über Flugkomfort gestellt (wenn man so ein Rascheln als störend empfindet). 


Kurvenflug
Kurven mit dem Eden 8

In der Kurvensteuercharakteristik ist der Eden 8 direkter geworden als sein Vorgänger. Er weist jetzt eine gut nutzbare Agilität auf, bleibt in diesem Punkt aber noch etwas hinter einem Rook 4, Summit X oder Iota DLS zurück. Wer es versteht, mit verschiedenen Steuertechniken zu arbeiten, kann bei Bedarf mit einem Brake-Shifting noch etwas mehr herauskitzeln. 

Für enges Kurven hilft guter Körpereinsatz und ein nicht zu stabil eingestelltes Gurtzeug. Steile Kurven mit hoher Schräglage sind allerdings nicht so sein Ding. Der Eden 8 hat die Tendenz, sich bald wieder aufzurichten und in eine etwas flachere Neigung zurückzufallen. Wenn man steileren Kurve beibehalten will, muss man als Pilot konsequent und häufiger Nacharbeiten. 

Lässt man dem Schirm seinen Kurvenwillen bzw. Lieblingsschräglage, ist der Eden 8 ein beständiger und spurtreuer Carver. Dabei kann man getrost die Außenbremse frei geben, ohne befürchten zu müssen, dass der Schirm zu graben beginnt.


Thermikflug
Der Eden 8 ist mit dieser Kurvencharakteristik eine effiziente Kurbelmaschine, deren Steigqualitäten ich als überdurchschnittlich einstufen würde. Hierzu trägt die hohe Spurtreue und Laufruhe bei. Der Schirm lässt sich nicht so leicht aus den Blasen rausschieben, sondern krallt sich freudig den Steigkern und zeigt gute Autozentrier-Qualitäten. Einmal sauber im Bart positioniert, nimmt der Eden 8 dem Piloten viel Arbeit ab. Dies ist eine der großen Stärken!

Der Eden 8 bleibt beim Einflug in Thermiken neutral oder zieht sogar spürbar zum Steigen hin, wobei er dann sogar ein bisschen eingebremst werden will. Ich empfand diesen Charakterzug als berechenbar und nicht sehr anspruchsvoll. 

Auch in schwieriger, zerrissener Thermik bleibt der Eden 8 gut steuerbar und lässt sich nicht so schnell abdrängen. Die Pitchdämpfung ist gut abgestimmt. Sie ist hoch genug, um den Piloten beim aktiven Fliegen etwas zu entlasten, aber noch nicht übermäßig, sodass sie alle Dynamik nehmen würde, die man für schnelle Kurskorrekturen braucht.

Am Thermikrand hatte ich häufiger kleine Entlaster der Öhrchen. Bis auf das akustische Rascheln störten sie aber nicht weiter. (Anm.: Da mein Testschirm fabrikneu war, könnte es gut sein, dass dieses Verhalten nach etlichen Flugstunden mit dann "gesetzten" Leinen seltener auftritt.)   


Beschleuniger
Neben dem Thermikflug ist dies der zweite Punkt, bei dem ich mit dem Eden 8 sehr positive Aha-Momente hatte. Der Beschleuniger ist dank großer, kugelgelagerter Rollen in allen Umlenkungen am Tragegurt angenehm zu treten und auch bei längeren Flügen nicht ermüdend. 

Besonders gefallen hat mir die hohe Spurtreue. Der Schirm zieht wie auf Schienen dahin. Selbst voll beschleunigt (rund 14 km/h über Trimmspeed) hatte ich nicht mal den Ansatz eines störenden, leistungsmindernden Rollens. Hier entwickeln die vergleichsweise hoch am Flügel sitzenden Winglets einen spürbaren Kiel-Charakter. Der Eden 8 wird damit zu einem effizienten Kilometerfresser.

Leichtgängige BC-Steuerung

Gut gelungen ist auch die BC-Steuerung. Diese ist als eine Art Wippe zwischen C- und B-Gurt realisiert. Man kann einfach seine Hände darauf ablegen. Der Kraftaufwand für die BC-Steuerung ist moderat und das System damit wirklich gut fürs aktive Fliegen im beschleunigten Zustand zu gebrauchen. Es kommt dem Charakter eines Zweileiners schon recht nah.

Für den Kurven- und Thermikflug ist die BC-Steuerung des Eden 8 hingegen weniger gut geeignet. Das liegt daran, dass an die Außenflügel, die nur an A- und B, aber nicht an der C-Ebene hängen, alle BC-Steuerimpulse nur untersetzt weitergegeben werden.

Ein konstruktives Detail der BC-Steuerung ist noch positiv herauszuheben. Der B-Gurt ist nicht als "Floating-B", sondern noch als echter Gurt ausgeführt. Selbst wenn der Flaschenzugmechanismus der BC-Steuerung mal versagen sollte, bleibt alles in einer flugfähigen Konfiguration.  


Ohren anlegen
Die Ohren lassen sich leicht anlegen und halten. Sie können allerdings ein wenig schlagen. Die Öffnung erfolgt selbsttätig, bei den äußeren Zellen allerdings etwas verzögert. Ein kleiner Bremspumper beschleunigt das ganze.


Steilspirale
Wenn man nicht bewusst mit Bremsgewalt oder dynamischen Tricks vorgeht, erfolgt die Einleitung der Steilspirale beim Eden 8 vergleichsweise gemütlich. Der Schirm baut nur langsam eine größere Schräglage auf, bevor er dann wenig abrupt abkippt. Die Steilspirale selbst lässt sich gut kontrollieren, wobei man die Außenbremse dezent einsetzen muss, um den Schirm nicht ungewollt wieder aus der Spirale zu holen. Der Eden 8 zeigt eine für einen High-B ungewöhnlich deutliche Tendenz zum Aufrichten. Vermutlich ist das auch ein Effekt der Winglets. Das flotte Aufrichten erfordert ein frühes und dosiertes Nachziehen der Innenbremse, um die vorhandene Kurvenenergie sauber auslaufen zu lassen, ohne ein "Männchen" zu machen.   


Nicken
Beim über die Bremsen induzierten Nicken ist die Pitchdämpfung etwas weniger ausgeprägt als beim Eden 7. Der Schirm lässt sich gut aufschaukeln, bleibt aber berechenbar. Im Normalflug empfand ich diese Abstimmung als angenehm, weil sie ausreichend Dynamik für jederzeit abrufbare Steuerreaktionen lässt. 


Rollen
Der Eden 8 lässt sich leicht aufschaukeln, fängt sich aber dank seiner Winglets auch genauso schnell wieder ein. Das ermöglicht einen smoothen Übergang zwischen verschiedenen Schräglagen. Wer will, kann mit dem Schirm auch problemlos hohe Wingover fliegen.


Packen
Trotz offizieller Semileicht-Bauweise und dünnen, flexiblen und wenig auftragenden Nitinolstäbchen erreicht der Eden 8 nur ein normales Packmaß. Der von Mac Para mitgelieferte Zellenpacksack ist auf eine gedrittelte Faltung ausgelegt und im geschlossenen Zustand vergleichsweise lang. Damit ist der Schirm, trotz seiner sonstigen Qualitäten, kein idealer Kandidat für Hike-and-Fly. 


Qualität
Lange Nitinol-Stäbchen
im Außenflügel

Das Nahtbild an der Kappe und den Tragegurten ist insgesamt sehr sauber. Nur einige kleinere Details empfand ich als etwas lieblos gelöst. So sind die Leinen-Aufhängungspunkte im Segel recht simpel ohne weitere Lastverteilung ausgeführt. Es gibt keine Schmutzauslassöffnungen (oder ich habe sie auch nach längerem Suchen nicht gefunden). B- und C-Stammleinen haben die gleiche Farbe (gelb), hier hätte ich mir eine bessere Unterscheidbarkeit wie beim Vorgänger gewünscht. Und die dünnen Nitinolstäbchen sind nackt in die zugehörigen Stofftaschen direkt unterm Obersegel eingenäht. Das birgt das Risiko, dass das Ripstop an der Front beim Herabfallen auf die Nase schneller mal durchschlagen bzw. durchscheuern kann. Entsprechend mehr Vorsicht ist gefragt.


Fazit
Der Mac Para Eden 8 ist ein im Gesamtpaket überzeugender High-B-Schirm für eine breite Pilotenschar. Mit seinen guten Starteigenschaften, seinem kletterfreudigen Thermikverhalten und seiner Spurtreue im beschleunigten Flug dürfte dieser Allrounder jedem XC-orientierten Piloten Freude bereiten. Auch leistungstechnisch ist er weit oben in der Klasse einzuordnen, trotz eines im Verhältnis zur Streckung eher moderaten Anspruchs an den Piloten. Aufsteigern in die B-Klasse würde ich den Eden 8 allerdings noch nicht empfehlen.  
Flachlandpiloten werden die hohe Spurtreue und Steigwilligkeit gerade auch in schwachen, versetzten Bärten zu schätzen wissen. Für Hike-and-Fly ist der Eden 8 wegen seines Gewichts (im Vergleich zu anderen als "semi-leicht" bezeichneten Schirmen) und des etwas größeren Packmaßes nur bedingt geeignet.    


Einen Mac Para Eden 8 gewinnen...

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