Eine Gruppe von Gleitschirmkonstrukteuren hat einen eigenen Vorschlag für die CIVL Sports Class erarbeitet. Nicht alle sind glücklich damit

Drei Regeln aus einem Vorschlag von Konstrukeuren 
für eine CIVL Sports Class (CSC).
// Foto: Ozone, bearbeitet
  
Die Gleitschirm- und Drachenkommission der FAI (CIVL) will im kommenden Jahr die technische Definition einer CIVL Sports Class (CSC) verabschieden. Mit CSC-konformen Schirmen könnten dann künftig auch eigene Welt- und kontinentale Meisterschaften in der Sportklasse stattfinden.

Dafür hat die CIVL einen ersten, relativ simplen Vorschlag erarbeitet wie die CSC definiert werden könnte. Er soll bei der nächsten CIVL-Jahrestagung im Frühjahr 2026 zur Abstimmung gestellt werden und umfasst nur drei Regeln: Die Schirme müssten gemäß EN-C zertifiziert sein, eine maximale ausgelegte Streckung von 6,7 aufweisen und einen Speed-Limiter einer noch zu definierenden Länge zwischen A- und B-Ebene besitzen.

Schon kurz nach der Veröffentlichung dieses Vorschlags Ende Oktober gab es allerdings Kritik von Herstellerseite (s. Sorgen um die Sportklasse). Einige Konstrukteure, darunter Luc Armant von Ozone, sahen die Gefahr, dass im Rahmen dieser Regeln ein Leistungs- und Topspeed-Wettbewerb unter den Herstellern ausbricht. Dieser könnte letztendlich die gesamte EN-C-Klasse korrumpieren, weil sich zwangsläufig ein Trend zum Design schnellerer, aber weniger stabiler Schirme etablieren würde.


Stabilität nicht für Leistung opfern

Eine Arbeitsgruppe von v.a. Gleitschirmkonstrukteuren, unter anderem von Ozone, Niviuk, Supair, Airdesign und Skywalk, hat daraufhin unter dem Dach der Internationalen Comp-Piloten Vereinigung IFFCPU einen eigenen Vorschlag für die technische Definition der CIVL Sports Class erarbeitet. Deren Regeln sind strikter gefasst, vor allem um von vornherein zu verhindern, dass bei den Schirmen ein Teil der Stabilität für mehr Leistung geopfert werden kann.

Auffälligste Vorgabe: Für CSC-konforme Schirme soll eine Zellenzahl von maximal 66 erlaubt sein. Begründet wird dies damit, dass durch diese Beschränkung die konstruktiv "sinnvolle" ausgelegte Streckung gewissermaßen automatisch auf einen idealen Bereich von 6,0 bis 6,7 hinausläuft, weil gestrecktere Schirme mit zu weiten Zellen die für eine gute Leistung nötige Steifheit verlieren. Zudem soll eine absolute Streckungsobergrenze von 6,8 gelten. 

Als weiterer Faktor wird in dem Vorschlag ein Schirm-Gewichtsanteil von maximal 6,5% gefordert. Soll heißen: Bei einem Schirm mit einer zugelassenen Abfluggewichts-Obergrenze von beispielsweise 100 kg dürfte die Kappe selbst höchstens 6,5 kg wiegen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Hersteller versuchen die Folgen der eingeschränkten Zellenzahl durch andere, massive Versteifungen der Kappe auszugleichen. Zu weiteren Details des Vorschlags gehören auch vereinfachte Prüfvorgaben für die CSC-Zulassung der Schirme. All das kann in einem Google-Doc der Arbeitsgruppe nachgelesen werden: CSC Draft V1.


Aus Sport wird Marktpolitik

Der Vorschlag hat eine gewisse Brisanz. Würde er in dieser Form bei der CIVL-Jahrestagung eingebracht und auch angenommen, würden etliche der zuletzt in Sportklasse-Wettbewerben wie der SRS erfolgreichen EN-C-Schirmmodelle in Zukunft dort nicht mehr antreten können, zumindest wenn die CSC dafür als strikte Vorgabe eingeführt würde. Ozones Photon oder Gins GTO 3 beispielsweise fielen wegen ihrer 71 Zellen durchs Raster. Ein BGD Cure 3 mit 70 Zellen oder eine Phi Scala mit 78 Zellen ebenfalls. Die Hersteller müssten also bei künftigen Entwicklungen dieser Modellreihen umdenken, sollten sie ihre "High-C" Schime auch CSC-konform bauen wollen.

Entsprechend sind nicht alle glücklich mit dieser Entwicklung. Hannes Papesh von Phi beispielsweise mutmaßte in einer WhatsApp-Diskussionsgruppe der IFFCPU gar, dass hier wohl die "versteckte Lobby-Maschine" von Ozone am Werk sei, um einmal mehr unliebsame Konkurrenz zu schwächen.

Bruce Goldsmith von BGD kündigte im gleichen Chat an: "Ich weiß, dass BGD, Phi, Flow und Gin deutlich gegen diesen Vorschlag sind. Wir werden an einem neuen Vorschlag arbeiten."

Bleibt die Frage, ob dieser noch zeitig genug fertig wird, um ebenfalls bei der CIVL Jahrestagung zur Diskussion und Abstimmung gestellt zu werden.

Der Ausgang der laufenden Debatte um die CSC ist ungewiss. Eins zeichnet sich allerdings jetzt schon ab: Auch wenn die Hersteller sich wünschen, dass die Einführung der CIVL Sports Class keinen Einfluss auf die Zukunft der EN-C-Klasse haben sollte, lässt sich genau das wohl nicht mehr verhindern. Aus Sportpolitik wird zwangsläufig auch Marktpolitik.