Ein Schultergurthalter mit stabiler Schließe aus Metall kann ein Herausfallen aus dem Gurtzeug verhindern. // Quelle: Woody Valley |
Zu diesem Beispiel gibt es eine rege Diskussion im deutschen Gleitschirmdrachenforum. Andere Piloten haben den Rausfall-Versuch mit weiteren Gurtzeugtypen wiederholt und dabei festgestellt: Auch ein Gurtzeug mit klassischen Beinschlaufen statt eines Get-up-Systems kann ein gefährliches Vornüberkippen des Körpers nicht verhindern. Im Extremfall würde auch dort der Pilot aus dem Gurtzeug rutschen.
Man sollte jetzt aber nicht in Panik verfallen. Denn ein solcher Extremfall, dass Schließen versagen, dürfte extrem selten sein. Zudem lässt er sich mit recht einfachen Mitteln deutlich abmildern wenn nicht gar ganz verhindern. Ein solches Herausfallen kann ja nur dann komplett verlaufen, wenn der Oberkörper vornüber kippt und dabei aus den Schultergurten rutscht. Ein zusätzliches Band vor der Brust zwischen den Schultergurten, wie es die meisten Gurtzeuge heute schon besitzen, erhöht hier die Sicherheit deutlich. Auch ein Cockpit, das zwischen die Karabiner geschnallt wird, dürfte im "Fall des Falles" eine gewisse Rückhaltefunktion besitzen.
Allerdings sollte man nicht blind darauf vertrauen. Viele Schultergurthalter und auch Cockpits sind mit einfachen Plastikschließen ausgerüstet, die keiner großen Belastung standhalten.
Manche Hersteller haben diese Schwachstelle freilich schon erkannt. Woody Valley zum Beispiel verbaut beim Haska 2 am Schultergurthalter kleine, aber stabile Metallschließen (s. Bild oben). Gin setzt bei manchen Liegegurtzeugen ebenfalls solche Metallschließen ein, um den Beinsack samt Cockpit zu sichern. Derartige Beispiele sollten allgemein Schule machen, um die Sicherheit mit kleinem Aufwand deutlich zu erhöhen.
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7 Kommentare
Hmmm... Dann ist nur wieder das Problem, dass dieser schöne Gurt einen bei einem Retterabgang strangulieren kann. Man muss dann entsprechend darauf achten dass das get up System so eng eingestellt ist, dass man nicht zu weit nach unten rutscht.
AntwortenLöschenHi Timon
AntwortenLöschenWoody positioniert den Brustgurt aus diesem Grund genug weit unten und aktuell nur am T-Lock System ein.
Lieber Gruss, Urs
Eigentlich geht es auch darum, nicht aus den Schultergurten zu rutschen. Manch einer hat sich aber auch schon den sogenannten "Angstbändel" abmontiert, oder rutscht beim Kurbeln aus den Schultergurten, weil diese spannen und hindern. Sollte dann mal eine etwas heftigere Kaskade an Störungen, im schlimmsten Fall kopfüber, passieren, ist kein Halten mehr möglich,- ob Getup oder Beinschlaufen. Also der Angstbändel ist nicht uncool ;-)
AntwortenLöschenBei meinem Cult C hatte ich auch schon zu hause probiert kopfüber heraus zu rutschen. Das war möglich al ich eine Schulter aus dem Gurt hatte. Wenn jetzt noch der Bauchgurt auf geht zeigt die Diskussion. Gut das sich Leute Gedanken machen und auch experimentieren.
Hoffentlich bleibt es bei " sehr selten..."
Die Lösung ist doch ganz einfach: Erst beim eleganten Ausflaren, 50cm über dem Boden, aus dem Beinsack aussteigen und sich erst bei Bodenberührung ganz aufrichten. Diese Technik ist wohl doch nicht so "unsicher" wie Neider und Ätzer immer behaupten :P
AntwortenLöschenSpaß beiseite:
Wenn der Brustgurt aufgeht hat man so oder so ein großes Problem. Der Schirm ist dann je nach Modell kaum noch steuerbar, weil man ziemlich sicher in die ein oder andere Richtung abkippt, wenn nur noch das Sitzbrett die Schirmhälften verbindet.
Aber wie gesagt, das mit den öffnenden Brustgurten ist wohl nur Theorie, mir ist kein Unfall dieser Art bekannt.
@nullpointer: Das mit den öffnenden Frontgurten ist nicht nur Theorie. Die Sicherheitsmitteilung zu den Finsterwalder-Schließen (2016) wurde durch einen solchen Unfall ausgelöst. Mir liegen Berichte von Piloten vor, denen ähnliches passiert ist, wenn auch mit glimpflichem Ausgang.
AntwortenLöschenMir selbst ist mal bei einem Leichtgurtzeug sogar eine angeblich narrensichere Fensterschließe eines Beingurtes beim Start aufgegangen (schon in der Luft). Und ich bin mir ganz sicher, sie zuvor geschlossen zu haben. Ich habe den Flug dann auf einer Pobacke sitzend "ausgehalten", sehr dankbar dafür, dass ich noch den anderen Bein- und einen Bauchgurt hatte, die mich festhielten.
Ein Grund mehr für mich seither der Schnallenprüfung bei Vorflugcheck besondere Aufmerksamkeit zu widmen und an jedem Gurt mit Schließe einmal kräftig zu ziehen und zu rütteln.
Unfälle, die auf ein solches Szenario zurückgehen, sind sicher sehr selten. Allerdings bleiben vermutlich die meisten Vorfälle, die einen glimpflichen Ausgang haben, unter dem öffentlichen Radar, weil es eben keine Unfallmeldung dazu gibt.
Interessant, man lernt nie aus.
AntwortenLöschenSchnallenprüfung mache ich jedoch auch bei jedem Vorflugcheck, seit mir mal die Brustgurtschnallen wegen Eis wieder aufgegangen sind (allerdings noch vor dem Start)
@nullpointer: Vor knapp 2 Jahren verunglückte deshalb ein deutscher Pilot in Italien tödlich.
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