Bauchtaschen sind praktisch, bergen aber ein zusätzliches Risiko. // Quelle: DHV |
Nach einigen Minuten ging der Schirm in eine Steilspirale über. Die noch immer "hängende" Pilotin zeigte keine Reaktion und warf auch nicht die Rettung. Aus der schnellen Kreisbewegung schlug sie gegen die Steinmauer eines Bachbetts im Gelände ein, was sie nicht überlebte.
Der Unfallanalyse von Karl Slezak (pdf) nach erlitt die Pilotin vermutlich ein sogenanntes Hängetrauma infolge der abgeschnürten Blutzirkulation zu den Beinen. Durch ein Hängetrauma kann man schnell ohnmächtig werden. Das würde die Gewichtsverlagerung samt Einleitung der Steilspirale erklären.
Der Auslöser für dieses Drama war allerdings das Problem, ins Gurtzeug zu rutschen. Laut Unfallbericht handelte es sich um ein Gurtzeug mit Getup-System, in das man normalerweise nach dem Start recht gut hineinkommt. Probleme kann es dabei typischerweise nur geben, wenn die Schultergurte zu eng angezogen werden. Dadurch kann das Sitzbrett in eine Schräglage gebracht werden, die ungleich schwerer zu überwinden ist.
Zum Verhängnis wurde der Pilotin offenbar aber noch ein weiterer Faktor: Sie trug eine kleine Bauchtasche. Und diese hat sich vermutlich mit dem Frontgurt des Gurtzeuges verhakt. Deshalb schaffte es die Pilotin wohl auch nicht, sich in ihr Gurtzeug hochzudrücken. So kam es dann zum gefährlichen Hängetrauma.
Laut DHV sollten Piloten aus dieser Erfahrung folgende Lehren ziehen:
"Hinsichtlich des Gurtzeugs kann allen Gleitschirmpiloten empfohlen werden, in einer
Gurtzeugaufhängung zu testen, ob
- die Einstellungen des Gurtzeugs ein Einnehmen der Sitzposition auch in dafür ungünstiger
Pilotenposition beim Abheben (in den Beingurten hängend) ermöglicht,
- ob ein eventuell verwendetes Hip-Bag oder auch andere Zubehörteile, wie z.B. eine
Variohalterung problematischen Einfluss hat."
Daneben empfiehlt der DHV auch, dass man möglichst schnell eine Notlandung einleiten sollte, wenn man feststellt, dass man es nicht schafft, aus der hängenden Position ins Gurtzeug zu rutschen. Wer zudem Anzeichen einer aufkommenden Ohnmacht bei sich bemerkt, sollte die Rettung werfen.
6 Kommentare
ich kann das Problem bestätigen. Ich fliege ein Supair Skypper mit echten Beingurten und trage auch immer ein Hipbag für Telefon, Geldbeutel&Co. Mir ist es auch schon zwei Mal passiert, dass sich mein HipBag über den Brustgurt geschoben und sich dort verhakt hat.
AntwortenLöschenDas führte zwar nicht dazu, dass ich nicht mehr ins Gurtzeug kam, aber es hat ein wenig Mühe gekostet, den Beutel wieder vom Gurt zu lösen. Kein angenehmer Zustand, weil sehr viel Spannung auf dem System liegt.
Lösung: aus dem 5 Punkte, einen 6 Punkte Check gemacht und das HipBag vor dem Start beim Anlegen des GZ und bei Start seitlich und nicht vorne zu tragen. So kann sich da nichts verklemmen.
Ich trage den HipBag aus diesem Grund immer schräg/diagonal über eine Schulter (unter dem andern Arm durch). Beim Start wird er durch den Brustgurt nahe am Körper gehalten und kann sich nicht verhängen. Auch der Zugriff auf die Utensilien im Bag sind während dem Flug so sehr gut möglich.
AntwortenLöschenBeste Lösung: Ein Cockpit und auf die Hip-Bag verzichten...
AntwortenLöschenFür Hike+Fly habe ich die Bauchtasche aber gern noch dabei, aber die feinen Leinen der Leichtschirme verfangen sich manchmal im Reißverschluss vor dem Start. Ich trage sie nun höher, um den Bauch und unter der Jacke. So verfängt sich nix.
Hallo zusammen,
AntwortenLöschenfliege zwar erst seit 2 Jahren, gehe aber seit 25 Jahren Klettern, Bergsteigen, skitouren.
Ihrer ist kein Mensch mit so einer bauchtasche unterwegs!
Schlüssel bleiben im radkasten und Geld u Karten passen in die Jackentasche. Und wenn die TASCHE DER
PARAGLIDESZENE schon sein muss dann passt die doch in ein Staufach des gurtzeuges.
Johannes Schlemper
Konstanz
Um das mal etwas zu relativieren - ich bin vor dem Skypper 10 Jahre mit einem Velvet 2 von WW unterwegs gewesen. Anfangs ohne und später mit Cockpit. Immer, bei jedem Flug mit HipBag und niemals ist das Ding irgendwo hängen geblieben.
AntwortenLöschenAlso ja - die Erfahrung habe ich auch gemacht - das Ding kann sich verhaken, aber nein - dramatisieren muss man das auch nicht. Denke, es hängt ein wenig davon ab, wie hoch der Brustgurt sitzt - beim Skypper ist der tiefer angebracht als beim Velvet Sitzgurt.
Man muss es halt wissen.
Risiken sind immer eine relative Größe. Wenn ich auf Lu-Glidz solche Sicherheitsthemen aufgreife, dann nicht um Dinge zu verteufeln, sondern um die Leser zum Nachdenken anzuregen, wie man manche Risiken vielleicht verringern kann. Manche Ideen dazu sind ja hier schon in den Kommentaren nachzulesen.
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