Beim Icaro Gravis können sich die Galerieleinen der C- und D-Ebene so stark verkürzen, dass die Schirme beim Ohrenanlegen in den Sackflug gehen. Icaro ordnet Nachprüfungen an. 

Zum EN-B Gravis gibt es von Icaro eine Sicherheitsmitteilung
wegen riskanter Leinenverkürzungen. // Foto: Lu-Glidz
Eine Nachprüfung soll fällig werden, wenn der letzte Check mehr als 12 Monate zurück liegt oder der Schirm mehr als 75 Betriebsstunden aufweist. Betroffen sind alle Größen der ersten Modellserie des Gravis. Genaueres ist in der zugehörigen Sicherheitsmitteilung auf der Website des DHV nachzulesen.

Der Gravis 1 besitzt pro Schirmhälfte nur jeweils zwei Stammleinen je Leinenebene. Beim Ohrenanlegen über die äußere A-Leine klappen deshalb gleich größere Bereiche des Flügels ein. Allein schon das birgt eine erhöhtes Sackflugrisiko, weshalb der DHV allgemein empfiehlt, beim Ohrenanlegen nicht höher als am Leinenschloss zu greifen und den Schirm zuvor mindestens halb zu beschleunigen. Durch eine Verkürzung der hinteren, wenig belasteten Galerie-Ebenen wird die potenzielle Sackfluggefahr erhöht.


Pikante Vorgeschichte

Die Sicherheitsmitteilung zum Gravis ist für Icaro nicht ohne Brisanz. Denn ebenfalls heute wurde über soziale Medien und das Gleitschirmdrachenforum der Link auf eine vom Gleitschirm-Checkfachmann Ralf Antz verfasste Dokumentation der Check-Geschichte eines Gravis bekannt, mit dem eine Pilotin beim Ohrenanlegen im vergangenen Jahr verunfallt war. Aus der Dokumentation werden Schirmtyp und Hersteller zwar nicht explizit benannt, doch aus den Daten wird der Zusammenhang ersichtlich.

Folgt man den vorgelegten Indizien, dann spielten Icaro, aber auch der DHV in diesem Fall erst einmal keine besonders rühmlichen Rollen. Unter anderem hinterlässt die Lektüre den Eindruck, dass der Hersteller eigene Unregelmäßigkeiten eines früheren Checks zu vertuschen versuchte, während der Verband nicht eindeutig dafür eintrat, den Fall zu prüfen und den betroffenen Schirm aus dem Verkehr zu ziehen. 

Möglicherweise hat diese Veröffentlichung mit dazu beigetragen, Icaro und DHV zu der allgemeinen Sicherheitsmitteilung zu bewegen.

Ralf Antz kämpft seit Jahren dafür, das Sicherheitsrisiko von Trimmveränderungen an Gleitschirmen und die Notwendigkeit einer professionellen, software-gestützten Nachtrimmung bei Schirm-Checks stärker ins Bewusstsein von Herstellern, Checkbetrieben, den Piloten und Verbänden zu rücken.


Hinweis: Im Podcast Podz-Glidz behandelt die Folge #32 das Trimmtuning. Darin erklärt Ralf Antz, warum dieses Thema so wichtig für die Sicherheit ist.