Für das Checken von Gleitschirmen gibt es keine einheitliche Norm. Die Herstellervereinigung PMA entwickelt derzeit eine Art Standard. Er soll auch den Relativ-Trimm umfassen. 

Im geplanten Check-Standard der PMA soll auch das
Einstellen der Leinenlängen relativ zu einer Referenzleine
(Relativ-Trimm) empfohlen werden. // Bildquelle: R. Antz
Gleitschirme müssen regelmäßig zum Check. Hersteller geben dafür typischerweise ein Intervall von zwei Jahren und/oder eine gewissen Zahl von Flugstunden vor. Die Piloten schicken ihren Schirm dann in der Regel zu einem Check-Betrieb ihres Vertrauens. Was dort im Einzelnen gemacht wird, wie intensiv und wie genau das Tuch, die Leinen und die Trimmung geprüft werden, ist von Betrieb zu Betrieb aber unterschiedlich. 

Jeder Hersteller gibt für seine Schirme zwar auch Checkroutinen und einzuhaltende Grenzwerte vor. Doch zwischen den einzelnen Marken gibt es teilweise deutliche Unterschiede. Und viele Checker machen dann am Ende einfach das, was sie aus eigener Überzeugung allgemein für nötig oder richtig halten. Einen Mindest-Standard oder gar eine Norm gibt es bislang nicht.

Das könnte sich noch in diesem Jahr ändern. Wie Lu-Glidz aus informierten Kreisen erfuhr, arbeitet die Herstellervereinigung PMA derzeit an vereinheitlichten Vorgaben, also einer Art Check-Standard. Dieser soll in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht werden.

Noch ist das alles "work in progress". Aber aus den Diskussionen der achtköpfigen Arbeitsgruppe, in der sowohl einige große Hersteller als auch erfahrene Checkbetriebe aus Frankreich und der Schweiz  als "Praktiker" vertreten sind, zeichnen sich schon einige Entwicklungen und Vorgaben ab. Manches davon erscheint, mit Blick auf die bisherige Checkpraxis, fast ein wenig revolutionär.

Beispielsweise gehört es heute noch zum üblichen Check, dass die Porosität (Luftdurchlässigkeit) der Tücher gemessen wird, ebenso deren Reißfestigkeit (Betsometertest). Beides könnte im PMA Checker-Standard wegfallen oder auf einen einzigen, sehr niedrigen Grenzwert bei der Porosität reduziert werden. Begründet wird das zum einen damit, dass die verfügbaren Messinstrumente verschiedener Hersteller nur bedingt vergleichbare Werte liefern und zudem, je nach Durchführung der Messungen, in den Ergebnissen eine enorme Streubreite besitzen. Das reduziert die Aussagekraft der Tests. Zum anderen ist nach den Erfahrungen der Hersteller die Porosität der Tücher auch gar nicht entscheidend für die Flugtauglichkeit. Selbst Schirme mit sehr niedrigen Porositätswerten können ganz normal fliegen. Negative Auffälligkeiten wie z.B. eine Sackfluganfälligkeit hängen in aller Regel mit Trimmveränderungen zusammen.


Empfehlung für Relativ-Trimm

Konsequenterweise soll der Check-Standard der PMA für die Überprüfung der Leinen strengere und genauere Vorgaben machen. Unter anderem ist sogar eine Empfehlung zum sogenannten Relativ-Trimm von Schirmen geplant. Dabei geht es nicht um das Einhalten absoluter Leinenlängen innerhalb gewisser Toleranzen, sondern die Leinen- und Leinenebenen werden relativ zu der Länge einer als Referenz dienenden Hauptleine eingestellt. Deren absolute Länge darf dabei nur in gewissen Grenzen von den Herstellervorgaben abweichen. Als Grundlage für die Trimmung sollen dabei ausschließlich die offiziellen Längen-Angaben im Handbuch als Referenz dienen. Bei der "relativen" Trimmung wären deutlich geringere Toleranzen der einzelnen Leinenlängen zueinender einzuhalten als bisher üblich. Hier könnte es aber auch eine Abstufung für unterschiedliche Geräteklassen geben. Denn ein EN-A-Schirm reagiert deutlich unempfindlicher auf leichte Trimm-Abweichungen als ein Hochleister. 

Reißtests für Leinen sollen im PMA-Checker-Standard vorgeschrieben bleiben, und zwar sowohl für Aramid als auch die weniger knickempfindlichen Dyneema-Leinen. Als Grenzwert bei Aramid-Leinen sind 45% der jeweiligen Nennfestigkeit im Gespräch, für Tandems sollen etwas strengere Werte gelten. Als Grundlage für diese Festlegung wurden Leinenreiß-Testergebnisse von mehreren tausend Checks ausgewertet.

Auch für Austauschleinen soll es präzise Vorgaben geben. Demnach dürfen bei einem Check nach PMA-Standard nur Originalleinen mit identischem Nahtbild wie vom Hersteller zum Einsatz kommen. Das ist im Grunde auch jetzt schon durch zugehörige EN-Normen und in den entsprechenden Handbüchern der Hersteller vorgeschrieben. Doch bei manchen Checkern ist es gängige Praxis, beim Leinentausch einfach eine von Material und Nennfestigkeit ebenbürtige Leine zu nehmen, wenn das Originalleinenmaterial nicht verfügbar ist. Ein solches Vorgehen wäre vom Check-Standard nicht gedeckt.

Checkbetriebe, die sich bei ihrer Arbeit künftig an diese Regeln halten, sollen das in den Checkprotokollen entsprechend angeben können: á la "ist geprüft gemäß PMA-Standard". Eine Überprüfung oder gar Zertifizierung von Check-Betrieben durch die PMA ist allerdings nicht vorgesehen. Der Gleitschirm-Check bliebe auch weiterhin vor allem Vertrauenssache. 

Hör-Tipp: Wer mehr über das Thema Relativ-Trimm wissen will, kann in der Podcast-Folge Podz-Glidz #32 Trimmtuning mit Ralf Antz viel Hintergründiges erfahren.