Russel Ogden, Yael Margelisch und das Team Großbritannien – das sind die Sieger der WM 2021 in der Overall-, der Frauen- und der Nationenwertung. 

Russel Ogden ist Gleitschirmweltmeister 2021.
// Foto: Jocky Sanderson 
Die Gleitschirmweltmeisterschaft 2021 im argentinischen Tucumán hat mit einem letzten Task am Freitag ihre endgültige Wertung erreicht. Am Samstag folgt noch die offizielle Siegerehrung. Die Ergebnisse stehen aber schon fest. 

Weltmeister in der Einzelwertung ist der Brite Russel Ogden, gefolgt von den Franzosen Honorin Hamard und Luc Armant auf den Plätzen zwei und drei (s. Overall-Wertung).

Bei den Frauen flog die Schweizerin Yael Margelisch ganz oben aufs Treppchen – vor Seiko Fukuoka, die für Frankreich fliegt, und der Polin Claudia Bulgakow (s. Frauen-Wertung).

In der Nationenwertung siegte Großbritannien. Platz zwei belegte die Schweiz, gefolgt von der Tschechischen Republik (s. Nationen-Wertung).

Bester Deutscher war Daniel Tyrkas. Er kam Overall auf Platz 9. Bester Schweizer war Christoph Dunkel auf Platz 7. Alexander Schalber als bester Österreicher belegte Platz 58. 


Besondere Vorkommnisse

Insgesamt wurden sieben Tasks geflogen, wobei am Ende nur sechs in die Wertung eingingen. Denn Task 2 wurde gestoppt (nachdem zwei Piloten in den Bäumen gelandet waren) und schließlich, nach Protesten des französischen Teams, sogar annuliert. 

Drei französische Piloten waren tief am Hang voraus geflogen und in starke Abwinde (Lee-Turbulenzen) geraten. Sie hatten per Funk ein sogenanntes Level-3 gemeldet, was bedeutet, dass sie die Verhältnisse für nicht mehr sicher fliegbar hielten. Der Race-Direktor gab diese Meldung aber nicht direkt weiter, sondern funkte etwas später einen Sicherheitshinweis an die zurückliegenden Piloten, diese Region möglichst zu meiden. Die Franzosen sahen darin eine Unsportlichkeit, weil die nachfolgenden Piloten durch die Info einen Vorteil bekommen hätten, da sie die Abwindzone umfliegen konnten. Die Rennleitung entschied, den Task aus der Wertung zu nehmen.

Insgesamt wird diese WM nicht als der glanzvollste Wettbewerb in Erinnerung bleiben. Zum einen fehlten wegen Corona-Regelungen einige Toppiloten, darunter das komplette italienische Team mit Titelverteidiger Joachim Oberhauser. Zum anderen waren die thermischen Bedingungen an fast allen Tagen sehr schwach. Echtes Racing gab es kaum, häufig ging es darum, unter weitgehend geschlossener Wolkendecke überhaupt in der Luft zu bleiben. 

Dass auch bei derart selektiven Verhältnissen dennoch immer wieder die gleichen Piloten ganz vorne mitflogen, zeugt freilich von deren Klasse. Russel Ogden jedenfalls hat seinen Weltmeistertitel durch eine besonders hohe Konstanz redlich verdient. Bei jedem gewerteten Task punktete er zudem auch für sein Team.

"Sieger"-Gurtzeug Submarine. // Quelle: Ozone
Ein bemerkenswertes Detail ist, dass das gesamte Overall-Podium komplett vom Entwickler-Team der Marke Ozone "bestückt" wurde. Alle drei (Ogden, Hamard und Armant) waren mit dem neuen, aerodynamisch besonders optimierten Submarine-Gurtzeug von Ozone mit riesiger Heckflosse unterwegs (s. Newsticker 59/2021). Es ist zwar sicher nicht allein das Gurtzeug, das für diese Dominanz sorgte. Aber man darf davon ausgehen, dass künftig noch mehr Piloten der Weltspitze an der Gurtzeugfront aufrüsten wollen werden. Noch befindet sich das Submarine allerdings in einem Prototypenstadium.

Zwei weitere kuriose Vorkommnisse dieser WM sind ebenfalls erwähnenswert: Am Montag, bei Task 5 waren fast 30 Piloten knapp in eine CTR geflogen, wobei ihre Instrumente ihnen vorgaukelten, noch knapp davor zu sein. Wie das passieren konnte, ist im Post "Vertrackt im Polygon" nachzulesen. Der Vorfall sorgte für viele Diskussionen, allerdings ließ sich der Race-Direktor nicht davon abbringen, den Luftraum-Missetätern Punkte abzuziehen; und zwar derart, dass dies den WM-Ausgang stark beeinflusst hat. Zumindest in der Nationen-Wertung wäre ansonsten Frankreich auf Platz 1 statt Platz 11 gelandet. Und auch Deutschland hätte weiter vorne gestanden als am Ende Platz 9.

Kurios war auch der Tag nach Task 5. Wegen schlechter Wetteraussichten sagte die Rennleitung diesen schon früh ab. Allerdings entwickelte er sich dann deutlich besser als prognostiziert. Letztendlich wäre er nicht nur task-fähig gewesen, sondern hätte wohl die besten Racing-Bedingungen der ganzen zwei WM-Wochen geboten. 

Stattdessen nutzten einige Teams den freien Tag, um hoch in die Anden zu fahren. Bei Wanderungen auf über 4000 Meter erreichten sie – zu Fuß wohlgemerkt – größere Höhen als bei allen geflogenen Aufgaben.