Seitdem Ozone-Werkspiloten mit Prototypen eines besonders strömungsgünstigen Gurtzeugs die WM dominierten, steht die Frage im Raum: Wieviel bringt das "Submarine" eigentlich? 

Strömungssimulation an einem Ozone Submarine.
// Quelle: Hiroaki, Youtube
Bei der Gleitschrim-WM im November in Argentinien standen am Ende drei Mitglieder des Ozone-Entwicklerteams auf dem Podium (Lu-Glidz berichtete): Russel Ogden, Honorin Hamard und Luc Armant. Alle drei zählen als Piloten seit Jahren zur Weltspitze. Doch bei der WM hatten sie möglicherweise noch einen besonderen Vorteil. 

Sie flogen dort mit Prototypen eines neuen, strömungsoptimierten Gurtzeugs, das seiner langen Zigarrenform wegen "Submarine" genannt wird. Nicht wenige ihrer Konkurrenten glauben, dass dieser Gurtzeugtyp für einen mitentscheidenden Leistungsvorsprung sorgte.

Doch ist da tatsächlich etwas dran? Und wie groß ist der Performance-Unterschied zwischen herkömmlichen Liegegurtzeugen ohne Heckflosse (Bürzel), Liegegurtzeugen mit Heckflosse und dem Submarine? 

Die Antwort darauf könnten ausgedehnte Vergleichsflüge liefern. Eine andere Möglichkeit liegt darin, die Umströmung solcher Gurtzeuge im Computer zu simulieren. So lässt sich deren Strömungswiderstand rechnerisch ermitteln. Gepaart mit Berechnungen von Schirmparametern wie Form- und Leinen- sowie dem induzierten Widerstand lässt sich die damit erreichbare Gleitzahl bestimmen. Genau das hat der japanische Gleitschirmpilot Hiroaki getan und seine Ergebnisse in einem interessanten Youtube-Video vorgestellt (Video am Ende dieses Posts).


Fast fünf Prozent mehr Leistung

Gleitzahlkurven eines CCC-Schirmes mit verschiedenen
Gurtzeugtypen geflogen. Das Submarine zeigt gegenüber
klassischer Liegegurzeuge mit und ohne Bürzel (Fairing)
einen erkennbaren Vorteil. // Quelle: Hiroaki, Youtube 
Die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammengefasst: Das Submarine ist tatsächlich nennenswert strömungsgünstiger als klassische Liegegurtzeuge mit und ohne Bürzel. 

Ein typischer, mit 100 kg belasteten CCC-Schirm der Größe S erreicht demnach, von einem Piloten im Submarine geflogen, rechnerisch eine Gleitzahl von 11,5. Bei Einsatz eines normalen Liegegurtzeugs mit Heckflosse liegt dieser Wert bei 11. 

Ein Setup mit Liegegurtzeug ohne Bürzel schneidet demgegenüber gar nicht viel schlechter ab. Hierfür hat Hiroaki eine Gleitzahl von 10,8 errechnet. Ein normales Standardgurtzeug (Sitzgurtzeug) hingegen zeigt deutliche Leistungsnachteile. Die Gleitzahl beträgt in dieser Kombination nur 9,2.

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine zweite Erkenntnis: Die Geschwindigkeit, bei welcher der Schirm sein bestes Gleiten erreicht, nimmt mit der Windschlüpfrigkeit des Gurtzeuges zu. 

Beim Submarine liegt die Geschwindigkeit des besten Gleitens laut Simulation bei fast 43 km/h. Mit einem herkömmlichen Bürzelgurtzeug geflogen beträgt sie 41,8 km/h, beim Liegegurtzeug ohne Bürzel 41,4 km/h, und beim Standardgurtzeug nur 38 km/h. 

Anders gesagt: Mit einem Submarine kann man den Schirm stärker beschleunigen, bevor die Gleitzahl überhaupt wieder schlechter wird. Gerade in thermisch schwachen Bedingungen, wie sie bei der WM in Tucumán herrschten, stellt das einen nicht zu verachtenden Vorteil dar.


Klassische Bürzel werden überschätzt

Die Simulationsergebnisse liefern auch noch Stoff für andere Diskussionen bzw. die Frage: Lohnt sich an normalen Liegegurtzeugen der Heckbürzel? Beim PWC Superfinale im Sommer in Disentis hatte Chrigel Maurer für Aufsehen gesorgt, weil er dort mit einem Gurtzeug ohne Heckbürzel recht erfolgreich mitflog. Auf seine Gurtzeugwahl angesprochen, erklärte er, dass der Bürzel in seinen Augen kaum Vorteile bringe. 

Die Berechnungen Hiroakis geben Chrigel Recht: Demnach ist der Leistungsgewinn von einem herkömmlichen Liegegurtzeug ohne zu einem mit Heckflosse ziemlich gering und kaum der Rede wert, wenn man es mit dem mehr als doppelt so hohen Leistungssprung durch Einsatz eines Submarine vergleicht.

Am Ende bleibt zu konstatieren: In Zeiten, in denen bei der Konstruktion von CCC-Schirmen kaum noch größere Leistungssprünge zu erwarten sind, rücken natürlich andere Komponenten des Gesamtsystems aus Schirm, Pilot und Gurtzeug verstärkt in den Blickpunkt. So ist einmal mehr zu erwarten, dass Ozone mit seinem Submarine zumindest bei Wettbewerbspiloten einige Begehrlichkeiten geweckt hat. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn andere Hersteller schon bald mit ähnlichen Konzepten nachziehen. 


Hier noch das Youtube-Video der Strömungssimulationen: