Bogdanfly ist ein auf Hike-and-Fly ausgerichtetes Leicht-Liegegurtzeug des gleichnamigen ukrainischen Herstellers. Es überzeugt mit guter Qualität und einigen cleveren Details. 

Das leichte Liegegurtzeug Bogdanfly kann mit, aber auch
ohne Heckbürzel bestellt werden. // Fotos: Lu-Glidz

Hike and Fly Touren über mehrere Tage mit entsprechendem Gepäck sind der Traum vieler Gleitschirmflieger. Allerdings stellt sich, wenn man vielleicht auch ein leichtes Zelt, Schlafsack, Schlafmatte, Kocher etc. mitnehmen will, die Frage: Wie bekomme ich das in sinnvoller Weise in einem Gurtzeug transportiert, und auch so, dass die Gesamtausrüstung beim Wandern nicht allzu voluminös und schwer im Rucksack auf den Schultern lastet? Ein leichtes Gurtzeug mit entsprechend Stauraum aber einem kleinen Packmaß ist gefragt. Und da wird das Angebot am Markt schnell dünn.

Auf eine interessante Option bin ich durch entsprechende Diskussionen in Foren aufmerksam geworden: Der ukrainische Pilot Bogdan Romanovich stand vor genau dem oben beschriebenen Problem der Gurtzeugwahl. Er hat es auf ganz eigene Weise gelöst, indem er selbst ein Gurtzeug entwickelte, das seinen Bedürfnissen entsprach. Und weil er darauf viel positives "will-ich-auch"-Feedback erhielt, begann er, das Modell Bogdanfly Cocon auf Anfrage für andere Piloten zu nähen und weiter zu optimieren. 

Bald wurde aus dem Projekt ein kleines Unternehmen namens Bogdanfly, das die Gurtzeuge auf Bestellung gemäß den Wünschen der Piloten produziert und per Direktvertrieb in alle Welt versendet. Dass bei diesem Geschäftsmodell ohne Importeure und Zwischenhändler natürlich auch die Preise deutlich unter denen der Konkurrenz liegen, hat ohne Zweifel mit zum wachsenden Interesse an Bogdanfly beigetragen. 

Ich wollte herausfinden: Hält das Gurtzeug wirklich, was der gute Ruf verspricht, der ihm v.a. in den sozialen Medien vorauseilt? Bogdan stellte mir für den Test ein Gurtzeug zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Ich habe es dann über das Jahr 2021 hinweg in verschiedensten Konstellationen ausführlich erprobt. Entsprechend detailliert mein Erfahrungsbericht: 


Stabiles Oxford-Nylon für die Gurtzeughülle.
Grundaufbau
: Beim Bogdanfly Cocon handelt es sich um ein nach EN und LTF zertifiziertes Liegegurtzeug im Hängemattenprinzip ohne Sitzbrett. Es kann, ganz nach Wunsch des Piloten, in verschiedenen Ausführungen geliefert werden.
Zur Wahl stehen u.a.: Heckbürzel ja/nein. Außenhülle aus leichtem Ripstop-Material oder stabilerem Oxford-Ripstop mit reißfesterer Hexagon-Webart. Protektor aus Schaumstoff oder aufblasbar. Frontcontainer für die Rettung in vier wählbaren Größen. Das Gurtzeug selbst gibt es in sechs eng skalierten Größen für Körpermaße von 160 bis 195 cm.
Je nach Ausführung liegt das Gewicht zwischen rund 1,3 und 2,5 kg (ohne Rettung). Der Beinsack ist nicht austauschbar und besteht in weiten Teilen aus Ripstop-Material, mit einem unteren Dehnungsbereich aus Lycra. 
Ich hatte für meinen Test die Variante mit aufblasbarem Protektor, Bürzel und festerem Oxford-Stoff gewählt. Der Bürzel ist allerdings auch hier, der leichteren Formgebung und besseren Packbarkeit wegen, aus dünnem Gleitschirmstoff. Im Beinsack ist im Bodenbereich ein dünner, glatter Nylonstoff eingezogen, um das Lycra vor dem Durchscheuern beim häufigen Arbeiten mit dem Beschleuniger zu schützen. An der Gurtzeug-Unterseite ist sogar Cordurastoff zu finden, der sicher eher mal eine etwas verunglückte Landung verträgt als ein Gurtzeug mit rundum dünnem Ripstop-Nylon.  

Das Bogdanfly Cocon in einer durchsichtigen
Sonderanfertigung. Hier wird der innere Aufbau
gut erkennbar. // Quelle: Bogdanfly  
Einstellung: Alle Abspannungen im Inneren des Gurtzeugs bestehehn aus dünnen Dyneema-Leinen. Die Längen werden an manchen Punkten durch verschiebbare Stopper-Knoten eingestellt. In den meisten Fällen sind die Abspannleinen aber ohne Abstufung verstellbar, und das ganz ohne Schnallen. Bogdanfly setzt verschiebbare Spleißverbindungen ein, bei denen sich die Leinen unter Zug in der eingestellten Länge selbst festklemmen. Zur Sicherung der Position, wenn die Leine mal nicht unter Spannung ist, dienen kleine Tankas, die über die Spleißstelle geschoben werden und sie mit ihrem Federmechanismus festklemmen. Dieses simple System ist zwar nicht "bombenfest", hält in der Praxis aber doch erstaunlich gut. Im ganzen Jahr meiner Nutzung musste ich nur einmal nachjustieren, weil eine entlastete Spleißstelle etwas verrutscht war.
Einige Verstellmöglichkeiten lassen sich auch im Flug erreichen (Schultergurte, Brustgurt, Rückenstütze). Allerdings kann v.a. das Lösen sehr fummelig sein. Es empfiehlt sich, Einstellungen vorab im Simulator vorzunehmen.

Einstieg: Das Bogdanfly lässt sich ganz normal anlegen, man muss dafür nicht, wie bei manchen anderen Leichtmodellen, durch irgendwelche Beingurte hindurch steigen o.ä. Bein- und Bauchgurt bilden eine Einheit (Get-Up-System) und sind in der Länge fix. Zum Verschließen werden sie einfach in die Karabiner eingehängt (zusammen mit Schirm und Retter). Etwas fummelig ist das nur, wenn man seinen Schirm stets mit dem Gurtzeug verbunden lässt, weil man den Schirm dann immer aus- und einfädeln muss. Der Beinsack wird über Schlaufen geschlossen,  die über kleine Holzkugeln geschoben werden. Eine simple wie haltbare Lösung. 

Frontrettungscontainer des Bogdanfly. 
Retter: Der Retter sitzt beim Bogdanfly in einem getrennten, d.h. abnehmbaren Frontcontainer. Er liegt auf dem Beinsack auf und wird an diesem mit einer kurzen Abspannung gesichert. Die Größe des Containers ist wählbar. Die XL-Größe kann auch voluminösere Normalretter fassen. Man könnte das GZ bei Bedarf also auch mit unterschiedlichen Rettern fliegen. Bei allen Auslöseversuchen im Simulator hatte ich nie Probleme.
Allerdings wird die Rettung direkt in die Hauptkarabiner eingehängt. Sie trägt den Piloten im Notfall also nicht an den Schultern. Daraus folgt eine weniger aufrechte Landeposition, wodurch sich das Verletzungsrisiko erhöht. Sicherheitstechnisch ist das ein Nachteil gegenüber anderen, vergleichbaren Leichtgurtzeugen wie z.B. Skywalk X-Alps 2, SEA Runa (baugleich: Gravity XCene) oder Ozone BV1.
Das Einhängen des Retters in die Hauptkarabiner birgt auch noch ein weiteres Risiko: Bei einem Karabinerversagen im Flug fällt natürlich auch die Rettung als "Second Chance" aus. Der Einsatz von Trennkarabinern schließt sich aus.
Tipp: Alternativ kann man Schirm und Rettung in zwei getrennte Karabiner pro Seite einhängen. Hier empfiehlt es sich, jeweils einen davon als Softlink zu wählen, damit nicht Metall auf Metall reibt. Man sieht das beispielhaft im folgenden Foto.
 

Die Instrumente gut im Blick. Die Holzkugeln
dienen als Verschlüsse für Beinsack und
Brustgurt. Der Retter ist in diesem Beispiel
in einem eigenen Schraubglied eingehängt.
Als Hauptkarabiner für den Schirm dient ein
Softlink (Kortel T-Bone).
Cockpit: Das Cockpit des Bogdanfly ist sehr spartanisch. Es handelt sich um eine kleine steife Platte mit Klett, die an der Oberseite des Rettungscontainers festgenäht ist (nicht abnehmbar). Je nach Größe des Containers ist auch diese Platte unterschiedlich groß. Bei der Container-Größe M misst sie 20x12 cm. Das reicht für ein Vario á la XCTracer Maxx oder Skytraxx 2.1 plus ein Smartphone, wobei letzteres in aufrechter Position etwas über die Platte hinaussteht. (Achtung: Das Smartphone sollte die Sicht auf und den Weg zum Rettergriff  nicht behindern).
Wer fürs Smartphone ein Zusatzakku braucht, kann diesen in eine kleine Tasche stecken, die mittig am Bauchgurt festgenäht ist. Von dort reicht ein 50 cm langes Ladekabel als Verbindung. (Tipp: Das Kabel erst nach dem Start am Smartphone einstecken, bei den ruckartigen Bewegungen des Startlaufs kann es seine Position kaum halten. Ich empfehle Kabel mit Winkelsteckern an beiden Enden).
Die Ausrichtung der Cockpitplatte zum Piloten ist übrigens sehr gut, die Instrumente sind sehr gut ablesbar.

Zweite Außenhülle des Protektors, hier gefüllt
mit einem Daunenschlafsack. Das ergäbe immer
noch eine gewisse Dämpfungswirkung.
Protektor: Zur Auswahl stehen ein Schaumstoff- oder ein aufblasbarer Protektor mit 18 cm Dicke. Der aufblasbare Protektor ist gemäß LTF/EN mit einem Verzögerungswert von 36g getestet worden (pdf). (Hinwies: Dieser Wert sollte man bei aufblasbaren Protektoren nicht auf die Goldwaage legen, weil er stark davon abhängt, welche Luftdruck tatsächlich im Protektor herrscht, und dafür gibt es keine Norm! Allerdings liefert der Test immerhin die Bestätigung, dass der Protektor normalerweise funktionieren sollte).
Aufgeblasen wird der Protektor mit dem Mund über einen Schlauch, der am linken Schultergurt aus dem Gurtzeug herausgeführt ist. Als Verschluss liefert Bogdanfly einen simplen, mit einer dünnen Schnur gesicherten Plastikstöpsel. Der ist in der Praxis etwas fummelig zu bedienen. (Tipp: Ich habe mir bald  als Ersatz ein leichter verschließbares Ventil besorgt, wie es bei den Luftprotektoren von Karpofly (heute: Pokfly) oder Woody Valley verwendet wird. Dieses passt auch auf den Schlauch des Bogdanfly).
Im entleerten Zustand ermöglicht der Protektor ein angenehm kleines und flaches Packmaß des Gurtzeugs. Dadurch wird einiges an Volumen für anderes im Rucksack frei bzw. es wird möglich, einen kleineren Rucksack zu verwenden. Gerade beim Reisen ist das von Vorteil.
In einem Punkt sehe ich den Bogdanfly-Protektor etwas kritisch. Das verwendete Material (PVC) ist spürbar temperaturempfindlich. Bei Kälte wird es deutlich steifer und sicher auch spröder. Im Winter bei Minustemperaturen muss man aufpassen, dass man das Gurtzeug nicht zu eng faltet, um stabile Knick- oder gar Bruchstellen zu vermeiden, da dort sonst kleine Löcher und Risse entstehen können. Bogdan selbst empfiehlt fürs Fliegen in sehr kalten Bedingungen besser den Schaumstoffprotektor zu nutzen. (Tipp: Zur Reparatur kleiner Leckstellen kann man spezielle, zuschneidbare Klebe-Patches von Tear-Aid verwenden. Für PVC muss es Tear-Aid "Type B" sein).
Der Protektor kann herausgenommen und der Platz dann als zusätzliches Gepäckfach genutzt werden. Dafür wird mit dem Gurtzeug gleich eine passende zweite Innenhülle geliefert (s. Foto).

Kleines Staufach in der Kalotte des Beinsacks,
hier gefüllt mit einem leichten Zellenpacksack.
Im Flug: Eine der spannendsten Phasen beim Flug mit einem Liegegurtzeug ist der Ein- und Ausstieg in den Beinsack. Das gelingt beim Bogdanfly weitgehend ohne Probleme, zumindest wenn man die etwas schwerere Stoffvariante gewählt hat. Dann wird der Beinsack nicht so weit nach hinten geblasen, als dass man schon mit den Händen danach fischen muss.
Für den leichteren Einstieg ist es von Vorteil, wenn man die kleine Stautasche, die in der Spitze des Beinsackes sitzt (s. Bild), auch nutzt. Wenn man dort hinein z.B. den Innenpacksack des Schirmes steckt, reicht das Gewicht davon aus, um den Beinsack in gut erreichbarer Hängeposition zu halten. Ich musste beim Einstieg in den Beinsack so zumindest nie die Hände zu Hilfe nehmen. (Aber Achtung: Man sollte nicht zuviel Gewicht in diese Tasche packen. Sonst schlägt das Fußbrett beim Startlauf empfindich in die Waden. Zudem erhöht sich durch die gesteigerte Hebelwirkung das Risiko, bei einem Klapper eingetwistet zu werden.)
Die Sitzposition im Bogdanfly würde ich als mittel-aufrecht bezeichnen. Durch das sitzbrettlose Hängemattenprinzip fühlt man sich gewissermaßen rundum gehalten. Die vom Stoff geformte Sitzschale liegt eng an, was ich als angenehm empfinde. Ob korpulentere Piloten mit breiteren Hüften das vielleicht schon als "bedrückend" erleben, kann ich nicht beurteilen.
Die Rückenstütze ist erstaunlich gut, wenn auch nicht überragend. Ich habe mit dem Gurtzeug auch vielstündige Flüge gemacht, ohne Rückenprobleme zu bekommen. Allerdings musste ich mit der Einstellung des Gurtzeugs immer wieder etwas herumprobieren, bis ich eine wirklich angenehme fand. 
Der aufgeblasene Protektor übernimmt übrigens zumindest einen Teil der Funktion eines Sitzbretts, indem er das Gurtzeug etwas versteift. Das ermöglich eine ganz passable Gewichtsverlagerung. Dennoch würde ich das Bogdanfly vom Fluggefühl her nur als mäßig agil bezeichnen. Fürs Streckenfliegen, auch in Kombination mit rollfreudigeren Schirmen, ist das aber recht angenehm.
Der Luft-Protektor hat noch eine zweiten positiven Stütz-Effekt. Man kann im Gurtzeug auch gut aufrecht sitzend fliegen (z.B. beim Landeanflug), ohne in der Hängematte "haltlos" nach vorne zu rutschen. Das ist bei manchen Gurtzeugen dieser Bauart sonst zuweilen ein Problem.

Blick in den Beinsack mit Beschleuniger.
Das dehnbare Lycra des Beinsacks wird
am Boden durch einen zusätzlich
eingezogenen Nylonstoff geschützt.
Beschleuniger: Das Bogdanfly besitzt einen zweistufigen Beschleuniger aus Gurtband. Er ist am Fußbrett rechts und links mit Gummiseilen abgespannt. Die Umlenkungsrollen des Beschleunigers an der Hüfte sind kugelgelagert. Damit ist der Beschleuniger gurtzeugseitig angenehm leichtgängig.
Allerdings hat die Ausführung der Gummi-Abspannnung einen kleinen Haken. Wenn man die erste Stufe des Beschleunigers mit dem rechten Fuß tritt, schiebt sich die linke Abspann-Gummileine gerne hinten über die Fersenlasche des linken Schuhs und hält sie somit gefangen. Man muss dann erst den Schuh "befreien", um die zweite Stufe treten zu können. Das kann zuweilen lästig sein bzw. macht es erforderlich, beim Beschleunigen mit dem linken Fuß gezielt mitzuwippen, um die Ferse aus der verfänglichen Position zu bringen. Diese Technik ist dann auch Gewöhnungssache.

Blick ins große Rückenstauffach. Es
sitzt im Inneren des Bürzels. 

Stauraum: Einer der entscheidenden Punkte für ein Gurtzeug, das auch für mehrtägige H&F-Touren taugen soll, ist der Stauraum. Und hier hat das Bogdanfly einiges zu bieten, selbst wenn man den Protektor nicht gleich ausbaut.
Schon die Rückentasche ist vergleichsweise voluminös und fasst rund 30 Liter. Dort ist auch eine kleine Tasche für eine Trinkblase samt Durchführung für den Schlauch am rechten Schultergurt. 
Hinzu kommt vorne unter der Sitzfläche eine "Ballasttasche" mit rund 2,5 Liter Volumen. Der Platz reicht aus z.B. für ein ultraleichtes Einmannzelt oder einen Kocher plus Gaskartusche.
Eine tolle Idee Bogdans ist die Integration einer weiteren Tasche vorne in der Kalotte des Beinsackes, wie weiter oben schon beschrieben. Wem all das noch nicht ausreicht, der kann zusätzlich das Protektorfach für weiteres Gepäck nutzen. Das Fach ist im Gurtzeug gut von unten hinterm Beinsack über ein Klett und dann noch einen Reißverschluss zugänglich. Hat man nur wenige Dinge, die man zusätzlich unterbringen muss (z.B. einen dünnen Schlafsack oder Zeltstangen), so kann man sie flach unter den noch nicht aufgeblasenen Protektor schieben. Der Protektor wird dann beim Aufblasen den verbleibenden Raum ausfüllen, wodurch das Gepäck gleich mit fixiert wird.

Ballastfach unter der Beinauflage, hier gefüllt
mit Jetboil-Kocher plus großer Gaskartusche. 
Wer richtig viel Platz braucht, kann den Protektor komplett ausbauen und das frei werdende Volumen nutzen, um alles mögliche in den Schwerpunkt unter den Piloten zu packen. Bogdanfly liefert dafür zu jedem Gurtzeug eine Extra-Hülle in genau der Form des Protektors. Sie kann man füllen und an dessen Stelle schieben. Insgesamt kommt man so auf rund 60 Liter Stauraum (ist bei einem Crash aber deutlich schlechter geschützt). 
Für Kleinkram, Snacks oder Kamera gibt es noch drei weitere, per Reißverschluss verschließbare Taschen, die im Flug gut zugänglich sind. Eine jeweils links und rechts an der Außenseite und eine mittig am Bauchgurt angebracht.
Einen wichtigen Hinweis noch zur Gurtzeugversion mit Bürzel: Bei dieser befindet sich die große Rückentasche innerhalb des Bürzels. Der Bürzel wird mit einem langen Reißverschluss auf einer Seite geschlossen. Die Tasche im Inneren besitzt einen weiteren Reißverschluss und ist von Form und Volumen her baugleich mit der des Gurtzeugs ohne Bürzel. Das Befüllen des Rückenfaches im Inneren des Bürzels ist allerdings etwas erschwert bzw. fummelig. Wer für Hike-and-Fly Abenteuer häufiger mit mehr Gepäck rechnet, wird mit der bürzellosen Version des Gurtzeuges sicher besser zurecht kommen.

Bürzel: Das Bogdanfly kann mit und ohne Heckbürzel bestellt werden. Der Bürzel wird über zwei Staudrucköffnungen an den Seiten gefüllt. Das funktioniert recht schnell, und der Bürzel steht dann erstaunlich steif und flattert so gut wie nicht (wenn der Pilot in normaler Flugposition im Gurtzeug sitzt).

Packmaß: Ein großer Vorteil des Bogdanfly, zumindest in der Variante mit aufblasbarem Protektor, ist das geringe Packvolumen. Um eine Vorstellung zu bekommen: Optimal gefaltet und mitsamt der Rettung an passender Stelle positioniert, erhält man  ein Paket, das gerade mal so hoch ist wie drei Kartons eines Pizzalieferdienstes. In Kombination mit einem Leichtschirm bekommt man so seine Ausrüstung samt Helm in einen 60 Liter-Rucksack. Und selbst für ernsthafte Mehrtages-Touren per Hike-and-Fly, die zusätzliche Ausrüstung erfordern, sollte dann in vielen Fällen ein 90-Liter-Rucksack völlig ausreichend sein.

Stabiler Cordura-Stoff an der Unterseite.
Qualität: Hier spielt Bogdanfly in einer gehobenen Liga. Alle Nähte des Gurtzeugs, sowohl bei den Stoffen wie den Leinen, sind sauber und passend ausgeführt. Die Materialien, v.a. die stabilere Oxford-Variante des Stoffes, sind wertig. Am Boden des Gurtzeugs kommt sogar stabiles Cordura zum Einsatz. Ich habe auch nach fast einem Jahr mit häufigen Einsätzen so gut wie keine sichtbaren Gebrauchs- bzw. Abnutzungsspuren gefunden (allerdings auch nie eine schlechte Landung mit dem Gurtzeug hingelegt).
Insgesamt gibt es bautechnisch selbst nach längerem Praxiseinsatz nur wenig zu kritisieren. Das gesamte Konzept wirkt bis hin zu einzelnen Details sehr gut durchdacht. Einzig die Kälte-Empfindlichkeit des aufblasbaren Protektors und der fummelige Stöpselverschluss sehe ich als Manko. Und unter Sicherheitsaspekten ist die Retteraufhängung in den Hauptkarabinern auch nicht ideal.
Lobend sei noch erwähnt: Zum Gurtzeug erhält man nicht nur den zweiten passenden Innenpacksack fürs Protektorfach. Man bekommt auch Abschnitte des Außenstoffes sowie vom Lycra-Stoff, falls mal Reparaturen nötig sein sollten. 

Preis: Der Preis eines Bogdanfly bemisst sich an der gewählten Stoff- und Ausstattungsvariante, der Karabinerwahl etc. Mit Versandkosten kann man mit rund 650 bis 850 Euro rechnen (ohne Gewähr, aktuelle Preislisten sind bei Bogdanfly zu erfragen). Vom Preis-/Leistungsverhältnis her ist das Bogdanfly damit konkurrenzlos günstig, ohne erkennbare Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Im Gegenteil.


Fazit: Das Bogdanfly Cocon kann ich als Gurtzeug v.a. für Hike-and-Fly-Touren, aber auch für Flugreisen, bei denen es auf leichtes Gepäck ankommt, durchaus empfehlen. Es glänzt mit vielen durchdachten und praktischen Details, einem großen und variablen Stauraum und einem ausreichend guten Sitzkomfort. Trotz seines geringen Gewichts ist es (zumindest in der Variante mit stabilerem Oxford-Stoff) sehr stabil und wird auch einen etwas raueren H&F-Alltag überstehen. Wer das Gurtzeug vornehmlich für Hike and Fly einsetzen will, dem würde ich, des Packkomforts wegen, zur Version ohne Bürzel raten. Wer das Bogdanfly so schick findet, dass er es als Allrounder für alle Flüge verwenden möchte, der sollte überlegen, ob das systembedingt erhöhte Risiko einer Retteraufhängung in den Hauptkarabinern tatsächlich zu den eigenen Ansprüchen an die Sicherheit eines Gurtzeugs in allen Fluglagen passt.


Nachtrag vom 22.12. 21: Bogdan hat mir in einer Email als Rückmeldung auf diesen Test mitgeteilt, dass der aufblasbare Protektor mittlerweile aus einem angepassten, kältebeständigen Material besteht. Die Problematik des Sprödewerdens soll damit nicht mehr bestehen. Ältere Protektoren wurden und werden kostenfrei ausgetauscht. 


Hinweis: Das Bogdanfly Cocon ist nicht im normalen Gleitschirmhandel erhältlich, sondern nur per Direktbestellung bei Bogdanfly. Dafür sollte man entweder per Email (bogdanfly [ät] gmail dot com) oder per Messenger (via Facebook) mit Bogdan Kontakt aufnehmen. Man erhält dann ein pdf mit der aktuellen Material- und Farbauswahl sowie der Preisliste, um anhand dessen seine Wahl zu treffen. Da sich die Gurtzeuge mittlerweile einer recht regen Nachfrage erfreuen, muss man u.U. mit etwas längeren Lieferzeiten rechnen. 


Hast Du schon bis hierhin gelesen?

Dann hat Dich dieser Test mit all seinen Details offensichtlich interessiert. Vielleicht habe ich Dir ja auch ein wenig bei Deiner nächsten Gurtzeugentscheidung geholfen – und sei es nur mit Anregungen dafür, worauf Du dabei achten könntest. Hast Du Lust, vielleicht etwas zurückzugeben?

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