Der Tenor 2 light von Phi ist ein leistungsstarker Low-B-Allrounder mit schönem Handling und gutem Durchzugsvermögen.
Dreifarbiges 3-Streifen-Design des Phi Tenor 2 light // Alle Fotos: Lu-Glidz. Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Ansicht |
[Wer noch keine Erfahrung mit der Testweise von Lu-Glidz hat, dem empfehle ich die Interpretationshilfe für Schirmtests zu lesen! Mir geht es nicht darum, Schirmen eine Gesamtnote zu geben, sondern die verschiedenen Eigenschaften und Besonderheiten möglichst nachvollziehbar zu beschreiben. Was wem wie wichtig ist, liegt am Ende im Auge des Betrachters und hängt mit eigenen Vorlieben und auch Erfahrungen zusammen. Bedenke auch: Ich teste immer nur eine Größe mit einem Typ von Gurtzeug im oben angegebenen Gewichtsbereich. Ein anderes Setting könnte auch ein abweichendes Verhalten ergeben!]
Der Tenor war der zweite Schirm (nach der Symphonia), den Hannes Papesh für seine Eigenmarke Phi konstruierte. Im Lu-Glidz Test von 2018 schnitt er gut ab, vor allem mit Blick auf die hohe Endgeschwindigkeit und das ansprechende Handling. Allerdings zeigte der Tenor aufgrund seiner Bremsanlenkung und etwas höheren Flächenbelastung auch die Tendenz, im Kurvenflug ein wenig zu graben. In schwachen, engen Thermiken konnte man sich mit dem Schirn etwas schwerer tun.
Bei der zweiten Auflage des Tenor, die ich nun in der Leicht-Variante testen konnte, stand für Phi die Arbeit an diesen Kritikpunkten im Pflichtenheft. Vom Grundkonzept her wurde nur wenig geändert. Die Zellenzahl (50) und die Streckung (5,14) sind identisch. Der Schirm bekam aber etwas mehr Fläche und eine leicht geänderte, weniger außenbetonte Bremsanlenkung.
Technische Daten |
Selbst beim Design ist wenig geändert: Die schrägen Streifen im Außenflügel sind beim Tenor 2 nun dreifarbig unterteilt.
Als Stoff verwendet Phi für die Leichtvariante durchweg doppelt-beschichtetes Porcher Skytex 27. Beim "normalen" Tenor 2 ist es ein Mix aus den mechanisch stabileren Myungjin 30D und 20 D sowie Skytex 40. Der Gewichtsunterschied liegt am Ende bei rund 1,3 kg (bei der von mir getesteten Größe 21). In der Leichtversion kommt die Größe 21 auf nur 3,3 kg.
Starten:
Die Startvorbereitungen sind einfach. Der Beleinung mit nur zwei Stammleinen pro Seite ist sehr übersichtlich. Die dünnen Galerien verlangen allerdings einen etwas genaueren Blick.
Landen:
Bremsen:
Die Bremsgriffe lassen sich gut greifen, auch mit einer halben Wicklung. Der Vorlauf der Bremse liegt im üblichen Bereich von rund 10 cm.
Die Kappe des Tenor 2 light ist gut abgespannt und arbeitet nur wenig in sich, auch wenn sie nur zwei Stammleinen pro Seite besitzt. Wenn es mal zu kleineren Entlastern am Außenflügel kommt, werden die für den Piloten aber durchaus spürbar. Den Tenor 1 hatte ich da noch als etwas standhafter in Erinnerung. Vermutlich zeigt sich hier auch einfach der Charakter der Light-Version. Leichtere Schirme sind in der Regel etwas "rascheliger".
Der Tenor 2 light bietet wie sein Vorgänger ein harmonisches Kurvenverhalten. In einem Punkt ist er sogar etwas gefälliger geworden: Der Schirm bohrt nicht mehr so schnell weg. Allerdings ist er damit auch einen Ticken weniger agil als der Tenor 1 oder ein Ion 6.
Thermikeigenschaften:
Eine der Stärken beim Thermikflug des Flügels liegt darin, dass der Tenor 2 ruhig und eindeutig hin zur Thermik zieht und auch Steiglinien sehr gut folgt. Für Schirme in diesem Segment der B-Klasse ist diese Eigenschaft sogar herausragend. Man sollte als Pilot dem Schirm vertrauen und ihn einfach fliegen lassen.
Allerdings war der Beschleuniger mit dem Tragegurt R04 meines Testers schwer zu treten. Bei dieser Tragegurt-Variante übernehmen nicht kugelgelagerte Beschleuniger-Rollen die Seilführung, sondern leichte Low-Friction-Ringe. Dieses Setup ist unangenehm schwergängig. Wer im Flug tatsächlich häufiger mit dem Beschleuniger auch aktiv fliegen möchte, der sollte die von Phi alternativ angebotenen Tragegurtvarianten R01 oder R07 ins Auge fassen. Beim R07 ist dann auch die BC-Steuerung effizient möglich.
Ohrenanlegen:
Steilspirale:
Nicken:
Rollen:
Packen:
Hier habe ich nix auszusetzen. Die Näherei von Phi (Aerodynamics in Sri Lanka) ist für sauberes Arbeiten bekannt.
Fazit:
Starten:
Der Tenor 2 light füllt schnell über die gesamte Spannweite. |
Nicht so richtig anfreunden konnte ich mich mit dem bei meinem Testschirm verbauten Tragegurt (Phi R04). Der C-Gurt erweist sich bei dieser Variante als verdrehfreudig. Man muss beim Aufnehmen der Bremsen immer besonders darauf achten, dass nicht versehentlich eingedreht sind. Zudem kleben die Haltemagnete beider Tragegurtseiten gerne aneinander. Hier würde ich die bei vielen Herstellern mittlerweile eingesetzten "Snap-Lock" Halterungen bevorzugen.
Das eigentliche Starten mit dem Tenor 2 ist einfach – bei schwachen wie starken Bedingungen. Gerade die Leichtversion bildet schon mit nur wenig Impuls im Nu eine gut gespannte Vorderkante aus und steigt dann als Block ohne Hänger nach oben.
Man sollte aber darauf achten, die A-Leinen nicht zu verkürzen, sonst beschleunigt der Schirm im oberen Drittel und entwickelt, wie schon der Tenor 1, einen deutlichen Zug nach vorn. Das könnte weniger geübte Piloten überraschen. Lässt man die Kappe nur mit sanfter Führung steigen, bleibt das Vorschießen auch bei stärkerem Wind gut kontrollierbar.
Der Kobra-Start ist mit dem Tenor 2 light einfach. Hier spürt man schon eine gewisse Rollfreudigkeit der Kappe. Die Kehrseite davon ist, dass der Schirm dem unaufmerksamen Piloten schneller mal etwas zur Seite abkippen kann. Der Charakter lädt zu Groundhandling-Spielchen ein.
Landen:
Der Schirm flart im Vergleich zu anderen Schirmen mit ähnlicher Streckung erstaunlich gut. Die Bremsen sind allerdings so lang, dass es schwer fällt, die Strömung schnell komplett abreißen zu lassen, ohne zusätzlich zu wickeln.
Bremsen:
Tragegurt des Tenor 2 light |
Die Bremsanlenkung der Hinterkante ist gegenüber dem Vorgänger leicht verändert. Die Bremsspinne greift mit etwas kürzeren Raffbändern sehr gleichmäßig und weniger außenbetont an. Eine Folge davon ist, dass man etwas mehr Bremseinsatz braucht, um beim Tenor 2 die gleiche Agilität zu erreichen wie beim Tenor 1. Auch sind die Bremskräfte, vor allem zu Beginn, im Vergleich etwas höher. Dennoch würde ich den Tenor 2 light von der Bremslast her als angenehm bezeichnen und im Mittelfeld seiner Klasse einordnen.
Kappenfeedback:
Im Roentgenblick sind die schmalen Streifendiagonalen gut erkennbar. |
Das Kappenfeedback erreicht den Piloten des Tenor 2 light sowohl über die Tragegurte, als auch über die Bremse. Die Sprache des Schirmes habe ich als etwas differenzierter erlebt als noch beim Tenor 1. Die Botschaften sind gut verständlich.
Besonders gefallen haben mir die eindeutigen und differenzierten Rückmeldungen des Schirmes beim Einflug in Aufwinde. Hier zieht das Profil sanft nach vorn, zugleich steigt der Bremsdruck etwas an. Das liefert eindeutige Hinweise, um die Lage eines Steigzentrums zu orten.
Besonders gefallen haben mir die eindeutigen und differenzierten Rückmeldungen des Schirmes beim Einflug in Aufwinde. Hier zieht das Profil sanft nach vorn, zugleich steigt der Bremsdruck etwas an. Das liefert eindeutige Hinweise, um die Lage eines Steigzentrums zu orten.
Überhaupt entwickelt Schirm allgemein einen spürbaren Zug hin zu den Thermiken und richtet sich gut an konvergenten Strömungen aus. Den Schirm fliegen lassen, lautet hier die Devise. Er zeigt einem gern, wo es hoch geht.
Kurvenflug:
Leichte Raffbänder an der Hinterkante |
Bei Bedarf kann man gut die Technik des Brake-Shiftings einzusetzen (Bremse nach innen versetzt ziehen, um den Außenflügel stärker anzubremsen), um den Extra-Kurvenkick zu bekommen.
Es ist sinnvoll, die Außenbremse im Kurvenflug zumindest auf Kontakt mit einzusetzen. Der Tenor 2 gehört zu den Schirmcharakteren, bei denen man viel der Feinsteuerung im Kurvenflug mit der Außenbremse erledigen kann, während die Innenbremse gewissermaßen eingeloggt bleibt.
Der Schirm spricht gut auf Gewichtsverlagerung an. Wer etwas mehr Agilität verlangt, sollte es erst einmal mit deutlicher Gewichtsverlagerung probieren.
Thermikeigenschaften:
In der Thermik habe ich den Tenor 2 als angenehm zu fliegenden Flügel erlebt, der bei Bedarf auch eng gekreist werden kann. Das klassische "Flachkurbeln" ist allerdings eher nicht sein Ding.
Im schwachen Steigen lässt der Tenor 2 Fortschritte gegenüber seinem Vorgänger erkennen. Er ist aber immer noch kein Steigwunder, v.a. wenn man den Schirm eher im oberen oder gar erweiterten Gewichtsbereich belastet fliegt.
Eine der Stärken beim Thermikflug des Flügels liegt darin, dass der Tenor 2 ruhig und eindeutig hin zur Thermik zieht und auch Steiglinien sehr gut folgt. Für Schirme in diesem Segment der B-Klasse ist diese Eigenschaft sogar herausragend. Man sollte als Pilot dem Schirm vertrauen und ihn einfach fliegen lassen.
Im Thermikkreis hält der Schirm eine eingestellte Kurvenlage gut bei. Dadurch lassen sich Thermiken effizient auskurbeln, ohne viel korrigieren oder nachdrücken zu müssen. Die Pitchdämpfung der Kappe ist ausgeprägt, sodass auch zerrissene Bärte relativ entspannt zu fliegen sind.
Beschleuniger:
Wie schon der Tenor 1 gehört auch der Tenor 2 zu den schnelleren Schirmen in seinem Klassensegment. 14 km/h über Trimm habe ich als Topspeed gemessen, das ist vergleichbar mit einem Ion 7. So ein Wert ist sonst eher im Bereich der High-B-Schirme zu finden. Bis Halbgas bleibt die Polare des Schirmes angenehm flach.
Die Low-Friction-Ringe machen den Beschleuniger unnötig schwergängig. |
Beschleunigt, vor allem bei Vollgas, kommt der Tenor 2 schnell mal ein wenig ins Rollen, was Leistung kostet. Man kann das reduzieren, indem man die Schränkung des Außenflügels durch leichten Zug an den C-Gurten erhöht, was allerdings die Topspeed reduziert.
Die Ohren des Tenors sind schon aufgrund des Leinenlayouts mit nur zwei Stammleinen pro Seite von Anfang an sehr groß, das Sinken entsprechend stark ausgeprägt. Da sind leicht mehr als 3,5 m/s erreichbar. Dabei bleiben die Ohren ruhig und schlagen nicht.
Anders als beim Test des Tenor 1 öffnen die Ohren des Tenor 2 light nun spontan und nicht mehr verzögert. Vielleicht ist das aber auch wieder ein Effekt des leichteren Tuches...
Steilspirale:
Mit dem Tenor lässt sich die Steilspirale erstaunlich schnell einleiten und gut kontrollieren. Gibt man die Bremsen frei, ist die Aufrichtetendenz im Vergleich zum Tenor 1 etwas stärker ausgeprägt.
Nicken:
Beim induzierten Nicken zeigt der Schirm eine deutliche Nickdämpfung. Er lässt sich nur schwer weit aufschaukeln und entsprechend leicht wieder einfangen.
Rollen:
Im Gegensatz zum Nicken ist der Schirm um die Längsachse wie sein Vorgänger recht rollfreudig. Man kann ihn allein mit Gewichtsverlagerung gut aufschaukeln.
Packen:
Das geht problemlos und einfach. Es empfiehlt sich aber, die recht steifen Stäbchen der Vorderkante aufeinander zu legen. Da die Stäbchen kurz ausfallen, gibt es bei der Faltung keinerlei Probleme. Vom Packmaß her fällt der Tenor 2 light angenehm kompakt aus. Eine gute Kombi fürs Hike-and-Fly.
Qualität:
Streifendiagonalen und Leinenanlenkung auf Mylarverstärkung. |
Die an der Krafteinleitung ausgerichteten Streifendiagonalen und Mylarverstärkungen auf den Leinenansatzpunkten versprechen eine gute Lastaufnahme und Formstabilität. Alle von mir geprüften Nähte waren tadellos und die Leinen ordentlich eingeschlauft.
Fazit:
Der Tenor 2 light ist eine gelungene Evolution der bereits sehr ansprechenden ersten Tenor-Generation. Es ist ein kompakter Low-B-Allrounder mit schönem Handling, guter Leistung aber auch Speed. Es ist ein runder Schirm, mit dem man seine ersten und auch weiteren XC-Erfahrungen sammeln kann. Der spürbare "Zug nach vorn" des Profils ist da sehr hilfreich und lässt schon ein wenig das Feeling sportlicherer Schirme aufscheinen. Nur im schwachen Steigen kann auch der Tenor 2 immer noch keine Wunder vollbringen, weshalb ich ihn wie den Vorgänger nur bedingt als Flachland-Schirm empfehlen würde. Mit Blick auf den erweiterten Gewichtsbereich könnte die Light-Variante dafür umso mehr auch Hike-and-Fly-Interessierte ansprechen, die einen unkompliziert startenden, kompakt packbaren Schirm für den Aufstieg und Abflug vom Berg und mehr suchen.
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… kannst Du bei Lu-Glidz nicht. Der Blog ist unabhängig und werbefrei und steht damit nicht unter dem versteckten Einfluss von Herstellern. Das dürfte auch in den ehrlich-differenzierten Schirmtests deutlich werden. Diese sind freilich mit einigem Aufwand verbunden, wie auch die gesamte aktuelle Berichterstattung über die Gleitschirmszene.
Wenn Dir Lu-Glidz etwas bringt, dann sei bitte so fair, das zu honorieren. Denn um die professionelle Arbeit daran fortsetzen zu können, benötige ich die Hilfe meiner Leserinnen und Leser.
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Danke! Dein Lucian
3 Kommentare
Servus! Genau den gleichen Schirm bin ich einige Tage im Tannheimer Tal geflogen. Ich bestätige hiermit alles, was Du getestet hast, Lucian. Auch ich fand die Magnete an den Tragegurten nervig. Für einen geneigten Käufer: Auf jeden Fall schauen, ob man damit klar kommt oder eben eine andere Variante bestellen. Der Schirm ist auf jeden Fall in der Luft auch sehr gut zu sehen.
AntwortenLöschenWas meinst du mit "Durchzugsvermögen"?
AntwortenLöschenDurchzugsvermögen = Ein Schirm der sich nicht bei jeder Gelegenheit aufstellt, sondern einen gewissen Drang nach vorne zeigt
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