Die EAPR ist ab dem 1. August 2018 nicht mehr bei der DAkkS akkreditiert und darf somit keine LTF-Prüfungen von Gleitschirmen mehr durchführen. |
Der Grund: Die auf fünf Jahre befristete DAkkS-Akkreditierung der EAPR ist abgelaufen. Eine Erneuerung der Akkreditierung hätte laut Reusch ein Investment von rund 50.000 Euro bedeutet, für das "die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben" sei – sprich: zu teuer. Im Hintergrund dürften allerdings auch die personellen Entwicklungen rund um die EAPR eine Rolle spielen.
Guido Reusch übernahm vor zwei Jahren den Posten des Sekretärs der Herstellervereinigung PMA, also einer Art Geschäftsführer. Infolgedessen hatte er auch offiziell die Leitung der EAPR-Prüfstelle aufgegeben, um Interessenskonflikte auszuschließen. Im Frühjahr 2018 hatte dann allerdings sein Nachfolger bei der EAPR, Pascal Purin, überraschend seinen Posten als Leiter der Prüfstelle gekündigt (Lu-Glidz berichtete: EAPR im Umbruch). Vermutlich fehlte damit auch die Manpower, um eine zeitige Neu-Akkreditierung in die Wege zu leiten.
Nach Angaben von Guido Reusch wird die EAPR nun allerdings nicht komplett aufgelöst. Er will auch weiterhin spezifische Materialprüfungen für Gleitschirmhersteller auf Basis der EN-Normen anbieten. Nur die kompletten, LTF-konformen Gleitschirmtests gehören nicht mehr zum Angebot.
Jetzt stellt sich die Frage, wie es der DHV und Air Turquoise ihrerseits mit einer weiteren DAkkS-Akkreditierung halten werden. Beide Prüfstellen müssen im kommenden Jahr ebenfalls ihre Akkreditierung erneuern. Während der DHV-Vorstand schon beschlossen hat, diese Investition zu tätigen, hat sich Alain Zoller von Air Turquoise hierzu noch nicht offiziell positioniert. Allerdings hat er bisher selten einen Hehl daraus gemacht, dass ihm die hohen Kosten der Akkreditierung ein schmerzender Dorn im Auge sind.
Im Hintergrund laufen Gespräche – auch zwischen den Prüfstellen – wie man Qualität und Vergleichbarkeit der Tests sichern könnte, ohne dabei die hohen Overhead-Kosten einer Kontrollstelle wie der DAkkS in Kauf nehmen zu müssen. Eine kurzfristige Lösung ist dafür aber nicht in Sicht.
Der Rückzug der EAPR aus dem Prüfgeschäft bedeutet für DHV und Air Turquoise immerhin weniger Konkurrenz. Sie können mit neuen Aufträgen früherer EAPR-Kunden rechnen, was helfen sollte, die eigenen hohen Akkreditierungskosten zu rechtfertigen.
Interessant ist diese Entwicklung gerade auch mit Blick auf die Vorgeschichte: Denn ursprünglich war es Guido Reusch selbst, der sich vor über fünf Jahren als Lobbyist bei den Herstellern und beim Bundesverkehrsministerium dafür einsetzte, die Prüfstellen hinsichtlich der LTF-Konformität nicht mehr direkt vom deutschen Luftfahrtbundesamt (LBA), sondern von europäischen Normen-Prüflabor-Kontrolleuren wie der DAkkS beaufsichtigen zu lassen. Damals lag Reusch im juristischen Clinch mit dem LBA und musste mehrere Niederlagen vor Gericht einstecken (Lu-Glidz berichtete). Ohne den Systemwechsel hin zur DAkkS hätte er die EAPR als Prüfstelle für Gleitschirme (oder zumindest deren Leitung) damals schon aufgeben müssen. Dass er diesen Schlussstrich jetzt mit Hinweis auf die hohen Akkreditierungskosten der DAkkS zieht, ist eine besondere Ironie dieser Geschichte.
5 Kommentare
Ist gefühlsmässig kein großer Verlust. War halt ein typisches Eigentor !!
AntwortenLöschenTom
ich bin überrascht, wie billig die Akkreditierung ist. Als privatwirtschaftliches Unternehmen im landwirtschaftlichen Bereich bezahlen wir pro Jahr locker €12k für Zertifizierungen, und das bei vergleichsweise kleinem Volumen.
AntwortenLöschenEine separate Frage ist, wie gut und hilfreich der Wettbewerb zwischen Prüfinstanzen ist. Ich kenne die Lage im Sektor nicht, aber in anderen Sektoren führt der Wettbewerb ja oft zu einem Abwärtsdruck in der Qualität.
Danke für die Berichterstattung, auf jeden Fall.
Hans
Endlich mal wieder eine gute Nachricht.
AntwortenLöschenDann ist dieses Rumpelstilzchen endlich dort angekommen, wo es hingehört: In der Versenkung. Leider hat er den ganzen unnützen Overhead für die anderen nun schon produziert.
AntwortenLöschenLieber JN, das mit dem "Rumpelstilzchen" lasse ich mal als persönliche Meinungsbekundung so stehen. Allerdings dürfte das mit der Versenkung eher nur ein Wunschtraum von Dir sein. Guido Reusch bleibt als Sekretär der PMA und als Vertreter in diversen Gremien zu EN-Normen etc. der Szene durchaus erhalten und dürfte bei der einen oder anderen Entwicklung, u.a. in puncto Gleitschirmprüfungen, auch in Zukunft noch ein Wörtchen mitreden.
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