Der Streckenflugsaison 2018 im brasilianischen Sertao ist zu Ende. Trotz eines Stelldicheins von Top-Piloten ist der Streckenflug-Weltrekord nicht gefallen. Aber die Taktik passte schon mal.

Parallelstart am Seil, um dann im Doppelpack auf Strecke zu gehen.
// Quelle: Aaron Durogati, Facebook-Video, Screenshot
Oktober und November gelten als die wichtigsten Flugmonate im trockenen Nordosten Brasiliens. Vom Südost-Passat angetrieben, hoffen dann viele Piloten ihre persönlichen Streckenrekorde zu brechen – oder vielleicht sogar den Weltrekord.

In diesem Jahr gab es ein großes Stelldichein der internationalen Top-Piloten, die alle darauf hofften, an dem "einen" Rekordtag in die Luft zu kommen, an dem alle äußeren Bedingungen für einen extrem weiten Flug passen.

Erstmals setzten dabei die meisten Flieger, die auch den Weltrekord im Blick hatten, auf den Windenstart (siehe auch auf Lu-Glidz: "Jagd auf die 500+X"). Anders als bei Hangstarts, z.B. in Quixadá oder Patú, bei denen man durch die Kompression am Hang schnell mit allzu heftigem Wind zu kämpfen hat, kann man am Seil über flachem Land auch bei einer kräftigen Brise relativ sicher in die Luft kommen.

Leider spielte in diesem Jahr der Wind den Piloten nicht so richtig in die Karten. Für brasilianische Verhältnisse wehte er an vielen Tagen zu schwach oder zumindest nicht konstant genug, um ausreichend hohe Schnittgeschwindigkeiten zu erzielen. Dennoch standen am Ende der zwei Streckenflugmonate sieben 500er von unterschiedlichen Piloten in den Büchern. Michael Sigels Flug über 551 km wurde sogar bei der FAI als neuer Streckenflugrekord "freie Strecke über drei Wendepunkte" eingereicht.


Die Zwillinge der Lüfte

In Relation zu den vergleichsweise windschwachen Bedingungen waren allerdings einige sehr erfolgreiche Streckenflüge dabei. Auffällig dabei die Taktik: Viele Piloten gingen durch den parallelen Einsatz von zwei Abrollwinden gewissermaßen als Doppelpack in die Luft und flogen dann auch große Teile der Strecken gemeinsam. Besonders eindrucksvoll demonstrierten Aaron Durogati und Primoz Susa die Kunst des Teamfliegens. Sie starteten gemeinsam, sie landeten gemeinsam, und am Ende hatten sie in der Summe von fünf Flügen über jeweils weit über 400 km nur einen Unterschied von 0,07 Punkten aufzuweisen. Diese Luftzwillinge hätten einen "Doppelrekord" durchaus verdient.

Interessantes gab es auch von den Tagen mit schwächerem Wind zu vermelden. Hier versuchten sich vor allem einige Schweizer Piloten im Dreiecksfliegen über dem brasilianischen Flachland. Herausragend dabei ein 258-km-FAI-Dreieck von Dominik Welti, bei dem er ebenfalls über weite Strecken mit Daniel Rissi als Flügelmann unterwegs war. Im Rückblick sagt Dominik sogar: "Rein fliegerisch ist das Dreieck anspruchsvoller. Die pro-Kilometer-Leistung ist beim Dreieck größer."

Wer einen kleinen Eindruck von der Rekordjagd im Sertao gewinnen will, der kann folgende zwei Videos anschauen.

"Brasile" von Aaron Durogati zeigt Impressionen vom Windenstart, dem gemeinsamen Kurbeln und der Landung eines weiten Streckenfluges.




Die zweite, etwas ausführlichere Doku auf Youtube zeigt die Streckenjagd der Schweizer XC-League-Piloten.