Die Kaltluftwalze einer aufziehenden Front hat in Ölüdeniz etliche Piloten im Flug erwischt. Laut Berichten haben alle überlebt. 

Gleitschirmflieger im Sturm über Ölüdeniz.
// Quelle: Video auf haber16.com

Es sollen mindestens zehn Tandempiloten mit Passagieren plus etliche Solo-Piloten gewesen sein, die sich am 4. Mai gegen Mittag in der Luft befanden, als ein plötzlicher Windsprung die türkische Küste erfasste. Es kursieren Filme in den sozialen Medien und auf Youtube, die das Heranrauschen einer walzenartigen Wolke am Startplatz im türkischen Ölüdeniz zeigen. Andere erfassten die Szene vom Boden aus. Dort sind Schirme zu sehen, die in heftigen Turbulenzen mit angelegten Ohren rückwärts fliegen.

Man muss schon von viel Glück im Unglück sprechen, dass es zu keinen tödlichen Abstürzen kam. Lokalen Berichten nach, die unter anderem vom Cross Country Magazin aufgegriffen wurden, landeten alle Piloten zwar wild im Siedlungsgebiet und in den Bäumen am Berg verteilt, einige kamen am Rettungsschirm herunter. Es sind aber nur Verletzungen unterschiedlichen Grades inklusive Knochenbrüchen zu beklagen. 

Regenradar missachtet

Anrückender Sturm
im Regenradar.
// Quelle: Ventusky.com

Der Vorfall wird einmal mehr für Diskussionen sorgen, vor allem über den sogenannten Lemminge-Effekt. Denn der Sturm war angekündigt und sein Heranrücken im Regenradar, aber auch live sichtbar.

Schon am Vormittag gab es Böen von über 40 km/h. Als der Wind am Mittag aber etwas abflaute, starteten die ersten Tandempiloten – vermutlich um kein Geschäft zu verlieren. Solo-Piloten taten es ihnen gleich. Sie alle sollten ihre Unbedachtheit bitter büßen.

Als direkte Reaktion auf den Vorfall ordnete der Gouverneur der Region auch für den Folgetag wegen des weiter herrschenden Schlechtwetters ein Flugverbot an.

Hilfreiche Registrierung 

Als hilfreich bei den notwendigen Rettungsaktionen hat sich die in Ölüdeniz verpflichtende Registrierung jedes Fluges durch die Piloten erwiesen. Das System sieht vor, dass sich jeder Pilot nach der Landung wieder online austragen muss. Anhand der Listen konnten die Behörden leichter eingrenzen, wer noch vermisst wird.

Was kann man daraus lernen? Einen Flug vor heranrückendem Regen, selbst nur ein schneller Abgleiter, sollte man besser unterlassen – selbst wenn andere sich noch gut- oder gottgläubig in die Luft schwingen. Die mit dem Regen ausfließende Kaltluft kann den Wind vorauseilend von jetzt auf gleich deutlich und sehr böig anschwellen lassen. 

Im März hatte es einen ähnlichen, viel diskutierten Vorfall am Gaisberg bei Salzburg gegeben. Auch dort waren Tandempiloten mit Passagieren trotz anrückender Regenfront noch gestartet und dann im Flug von der Kaltluftwalze überrascht worden (siehe die ausführliche Aufarbeitung auf Lu-Glidz: Unfall mit Ankündigung und Unfall mit Ankündigung 2).