Noch sieht das Wetter nicht danach aus, doch für den Deutschen Wetterdienst hat die Thermiksaison pünktlich mit dem "meteorologischen Frühlingsanfang" zum 1. März begonnen. Denn ab sofort gibt es wieder täglich das Segelflugwetter auf www.wetter.com. Es ist ein guter Anhaltspunkt, um gute Streckenflugtage zu erkennen.

Um das Verhalten der Thermik für die Bonn-Eifeler-Region besser abschätzen zu können, sollte man allerdings stets sowohl den regionalen Bericht für Nordrhein-Westfalen (EDDL) als auch für Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland (EDDF) studieren. Denn dieses Fluggebiet liegt ziemlich auf der Grenze, so dass man häufig den realen Zuständen am nächsten kommt, wenn man beide Einschätzungen für sich zusammenreimt.

Zweite Sache, die es zu beachten gilt: Segelflieger benötigen stärkere und breitere Thermik, um sich für längere Streckenflüge in den Himmel schrauben zu können. Da sollte die Thermik schon über 1500m MSL hinaus reichen und die Atmosphäre in diesen Schichten am besten Temperaturgradienten von über 0,8°C pro 100m aufweisen. Dann heißt es im Segelflugwetterbericht "gute bis sehr gute Thermik" (s. Thermikgüte). Doch für Gleitschirmflieger, die nicht erst auf 600m hoch geschleppt werden, sondern vom 300m Hügel starten, sind solche Tage nicht immer die besten. Wenn der Temperaturgradient so stark ist, geht es bodennah meist extrem bockig zu und die Bärte sind sehr eng (sie werden erst über 600m breiter). Der Thermikeinstieg ist dann nicht jedermanns Sache.

Andersherum heißt das aber auch: Wenn im Segelflugwetterbericht nur von "mäßiger" Thermik die Rede ist, verbergen sich dahinter für Gleitschirmflieger oft mit die besten Tage. Die bodennahe Thermik löst weniger heftig und eher in etwas breiteren Blasen ab. Wenn die Basis dennoch bis auf 1500m oder mehr hinauf reicht, sind angenehme wie weite Streckenflüge drin. Übrigens: Ein gemütlich steigender Bart, der durch den Wind versetzt wird, bringt einem beim Kurbeln bis zur Basis häufig schon mehr Streckengewinn, als wenn man in einem starken Bart senkrecht nach oben gebeamt wird, und man anschließend diese Höhe - bei ebenso kräftigem Sinken (!) - nur noch abgleiten kann, weil man keinen Anschluss mehr findet!

Ein wertvoller Bestandteil des Segelflugwetterberichtes sind auch die Hinweise auf die (thermische) Böigkeit des Bodenwindes. Wenn im Segelflugwetter vor kräftigen Böen gewarnt wird, sollte man dies als Gleitschirmflieger doppelt ernst nehmen und die Lage am Startplatz lieber etwas länger und genauer analysieren, bevor man sich in die Lüfte schwingt. Manchmal wird es sicherer sein, am Boden zu bleiben oder erst später am Nachmittag zu starten - häufig gerade auch dann, wenn der Segelflugwetterbericht von "sehr guter" Thermik schwärmt.