Der Beat 2 von Phi ist ein besonders ausgewogener Mid-B, der einfach erfliegbare Leistung mit einem angenehm direkten Handling kombiniert
 

Phi Beat 2 // Foto: Phi

Die hier beschriebenen Eindrücke zum Phi Beat 2 habe ich bei Flügen und Groundhandling-Sessions in der Eifel sowie den Vogesen gewonnen. Geflogen bin ich den Beat 2 in der Größe 23 (83-103 kg) mit rund 93-95 kg Startgewicht. Als Gurtzeuge nutzte ich ein Swing Connect Race Lite und ein Bogdanfly Liegegurtzeug. Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Phi zur Verfügung gestellt.


[Wer noch keine Erfahrung mit der Testweise von Lu-Glidz hat, sollte zuerst die Interpretationshilfe für Schirmtests lesen!]


Als ich vor vier Jahren den ersten Beat von Phi getestet habe, war ich schon sehr angetan. Ein Mid-B mit einem sehr ausgewogenen Verhältnis von Leistung, Komfort und Handling. Einzig das vergleichsweise hohe Gewicht und das etwas schleppende Startverhalten bei Nullwind störten mich ein wenig. Nicht von ungefähr war die später erschienene Leichtversion des Beat dann auch die bevorzugte Wahl vieler Piloten.

Technische Daten
(klick ins Bild
zum Vergrößern)

Nun hat Phi den Beat überarbeitet und sich dabei u.a. diese Kritikpunkte im Pflichtenheft vorgenommen. Herausgekommen ist ein Schirm, der beim ersten Blick in die technischen Daten sehr nah dran ist am Vorgänger. Die Streckung ist mit 5,3 ebenso identisch wie die Zellenzahl (56), die projizierte Streckung  (3,88) und die Fläche. Schaut man dann aber im Gegenlicht auf Details in inneren Aufbau, so fallen markante Unterschiede auf. 

Der Beat war ein Schirm, der mit gleich sechs Querzugbändern in Kappenbreite ungewöhnlich massiv abgespannt war. Im Vergleich dazu ist der Beat 2 mit nur noch zwei Vektorbändern und zwei davon v-förmige abspreizenden Verstärkungen regelrecht ausgeräumt. Auch die Anzahl der Diagonalen ist deutlich reduziert. Während beim Ur-Beat noch jede nicht aufgehängte Rippe von zwei Seiten abgespannt war, ist das beim Beat 2 auf jeweils nur eine Seite mit Diagonalen reduziert. Offenbar hat sich Phi beim Beat 2 deutlich mehr Zeit genommen, um die inneren Strukturen zu optimieren.

Stäbchen an Ober-
und Untersegel.

Am Ende fällt auch das Kappengewicht um fast ein halbes Kilogramm geringer aus, auch wenn beim Beat 2 die Eintrittskante stärker verstabelt ist. Sie weist nun profil-stützende Stäbchen sowohl am Ober- als auch am Untersegel auf. Beim Vorgänger waren Stäbchen nur am Obersegel zu finden. Hinzu kommen stützende Miniribs in der Zellmitte an der Front. An der Hinterkante sucht man Miniribs hingegen weiterhin vergebens. 

Als Stoffe verwendet Phi beim Beat 2 Myungjin 20D und Skytex 40 anstelle des Skytex 32 beim Beat 1. Das könnte der Haltbarkeit zugute kommen.

Mein Tester des Beat-2 hatte noch klassische Tragegurte ohne dedizierte C-Steuerung. Phi entwickelt nach eigenen Angaben derzeit ein neues Tragegurtmodell, mit dem der Beat 2 künftig standardmäßig ausgeliefert werden soll. Bei diesem werden B- und C-Ebene für eine effiziente Tragegurt-Steuerung miteinander gekoppelt. Eine Besonderheit: Für die C-Steuerung soll man entweder in eine vorhandene Bandschlaufe zwischen B und C oder alternativ auf einen quersitzenden und höhenverstellbaren Griff am C-Gurt greifen können. Das bleibt den Vorlieben des Nutzers überlassen. Wann der neue Tragegurt eingeführt wird, war beim Schreiben dieses Tests noch unklar. 


Starten
Das Starten mit dem Beat 2 ist problemlos und geradezu vorbildlich. Die ummantelten, farbcodierten Stammleinen (je drei pro Seite) fallen beim Sortieren gut auseinander. Nur die Galerien aus dünnem Aramid sind zuweilen etwas hakelig. Lobenswert ist die eindeutig und gut sichtbar in orange abgesetzte Stabilo-Leine (das war beim Beat 1 unübersichtlicher).

Den Beat 2 zieht man vorwärts wie rückwärts am besten nur mit den inneren A-Gurten auf. Dann steigt er sehr spurtreu. Die Eintrittskante steht dank der nun auch im Untersegel vorhandenen Stäbchen gut vorgespannt da. Die Kappe füllt so auch schnell in ganzer Breite und verhält sich dann als homogen gespannter Block. Sogar das Aufziehen nur mit Körperimpuls (ohne Griff an die A-Gurte) gelingt problemlos. 

Während der Beat 1 sich bei Nullwind noch etwas schwer tat und ein paar Schritte mehr geführt und gefüllt werden wollte, gibt es hier beim Beat 2 nichts mehr zu beanstanden. Auch ein Kobra-Start verlangt keine besonderen Tricks.


Gutes Flare-Verhalten
bei der Landung

Landen:
 
Prima. Der Schirm gleitet gut und zeigt ein für einen Mid-B erstaunlich ausgeprägtes Flare-Verhalten, d.h. er setzt Energie gut in Höhe bzw. Gleitstrecke um.


Bremsen: 
Der Beat 2 hat einfach aufgebaute, aber gut zu greifende Bremsgriffe, die auch bei halber Wicklung keine störenden Druckpunkte am Handballen entwickeln. Die Magnetbefestigung ist flach gehalten und trägt wenig auf. 

Der Bremsvorlauf beträgt etwas mehr als 10 Zentimeter. Den dann einsetzendem Bremsdruck würde ich im üblichen Steuerbereich als "mittel" bezeichnen. Das wird auch auf längeren Flügen nicht anstrengend, vermittelt aber schon das Gefühl, den Flügel an der Hand zu haben. Nach unten raus bleibt der Stallpunkt vom Gefühl her etwas schwammig. 

Die Bremswege erscheinen anfangs etwas lang. Man muss schon zehn Zentimeter über den Bremsvorlauf hinaus ziehen, bevor die Kappe reaktiver wird. Dann aber erweist sich der Schirm als erstaunlich agil, ohne zu graben. Der erforderliche Steuerbereich für alle weiteren Manöver ist vergleichsweise kurz für diese Klasse. Es ist wie bei einer Servolenkung, die nach einem soften Bereich deutlich direkter wird. 

Wenn man sich an die etwas tiefere Grundbremsstellung im Kurvenflug einmal gewöhnt hat, wird man die weitere Bremsabstimmung als ausgewogen bis sogar etwas sportlich empfinden. 


Kappenfeedback: 
Wie eingangs schon beschrieben ist der Beat 2 intern deutlich ausgeräumter und weniger stark abgespannt als der Beat 1. Trotzdem weist die Kappe immer noch eine erstaunlich hohe Querspannung auf. Im Vergleich ist der Beat 2 aber einen Ticken mitteilsamer geworden, was ich als Vorteil sehe. Unterm Strich strahlt der Schirm noch immer ein hohes Maß an Kompaktheit und Ruhe aus. Ganz selten einmal, dass die Kappe am Thermikrand raschelt

Das Feedback der Kappe kommt hauptsächlich über die Tragegurte. Die Bremsen sind aber im Vergleich zum Beat 1 etwas mitteilsamer geworden. Als Pilot hat man das Gefühl, alle relevanten Luftströmungen übermittelt zu bekommen, ohne ein ständig nerviges Geschnatter.


Der Beat 2 liegt satt in den Kurven. 
Kurvenflug: 
Schon beim Beat 1 empfand ich das Kurvenverhalten als gelungen. Der Beat 2 hat davon nichts verloren. Ist der Bremsvorlauf einmal rausgezogen, wird das Kurvenhandling geradezu spielerisch. Der Schirm lässt sich leicht in alle gewünschten Schräglagen bringen, wobei er diese spurtreu beibehält, ohne dass man ständig gegen eine Tendenz zum Aufrichten ankämpfen muss. So lässt sich der Beat 2 auch sehr eng kreisen. 

Unter den mir bekannten Mid-B gehen nur der Advance Theta ULS (Testbericht folgt noch) und der UP Kibo X in diesem Punkt noch etwas direkter zur Sache. Beide sind aber auch allgemein etwas sportlicher abgestimmt und tendieren schon in Richtung High-B.

Der Beat 2 fühlt sich in allen Schräglagen wohl und verträgt die verschiedensten Steuertechniken: schwacher oder starker Gewichtseinsatz, mehr oder weniger Außenbremse, Brake-Shifting und sogar negative Gewichtssteuerung (nach außen lehnen im schwachen Steigen). Durch diese Vielseitigkeit fühlt man sich als Pilot unterm Schirm schnell zuhause.


Im Röntgenblick sind die
v-förmigen Querzugbänder
zu erkennen.

Thermikeigenschaften: 
Die gute Kurvenlage wirkt sich auch positiv auf den Thermikflug aus. Einmal in Kreisradius und Schräglage eingestellt, zirkelt der Schirm ohne größeren Korrekturbedarf wie mit einer Autozentrierfunktion nach oben. Die (nach langem Vorlauf) direkte Bremsansprache ermöglicht zudem ein schnelles Nachziehen in engen Steigkernen. Auch dank der homogenen Kappenspannung setzt der Schirm solche Steuerimpulse auch in verquaster Luft willig um. 

Beim Einfliegen in die Bärte bleibt die Kappe weitgehend neutral über dem Piloten. Manchmal entwickelt sie einen leicht spürbaren Zug nach vorn, dieser bleibt aber ohne Überraschungsmomente.

Die hohe Nickdämpfung des Profils entlastet den Piloten auch beim Rausfallen aus der Thermik. Ein geringfügiger Abfangimpuls reicht aus, um wieder in den Normalflug überzugehen. Der Schirm behält ausreichend Dynamik, um ohne "Gedenksekunde" wieder auf neue Steuerimpulse zu reagieren.

Auch im schwachen Steigen ist der Beat 2 eine Bank. Um sehr flach zu kreisen, kann man das Gewicht nach außen verlagern, ohne dass der Schirm dabei schwammig wirkt. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass solche besonderen Steuertechniken i.d.R. gar nicht nötig sind. 


Beschleuniger: 
Der Beschleuniger des Beat 2 besitzt große Ronstan-Rollen und ist angenehm leicht zu treten. Er lädt geradezu dazu ein, ihn auch regelmäßig zu nutzen. Ich konnte einen Geschwindigkeitszuwachs von +12 km/h über Trimm erfliegen. Das ist geringfügig über dem Beat 1 und ein guter Wert für einen Mid-B. Nur der Nova Ion 7 weist eine größere Speed-Range auf.

Vor allem aber ist der gesamte Geschwindigkeitsbereich gut nutzbar. Selbst bei Fullspeed bricht die Leistung noch nicht markant ein. Das dürfte auch an den mit Stäbchen gestützten Zwischenrippen in der Front liegen, wodurch das Segel an der Eintrittskante auch bei höherem Tempo sauber steht. Positiv sei auch vermerkt, dass der Beat 2 im Gas keine störende Rolltendenz entwickelt.

Bei solchen Speeder-Qualitäten hätte ich mir durchaus einen Tragegurt mit integrierte BC-Steuerung gewünscht. Bei meinem Tester war noch einer klassische Variante ohne dieses Feature verbaut. Wie oben beschrieben plant Phi allerdings, den Beat 2 künftig mit einem Tragegurt auszuliefern, der sogar verschiedene Griffpositionen für die Steuerung über die hinteren Tragegurte ermöglicht.


Ohrenanlegen: 
Durch die Konstruktion mit drei Stammleinen pro Seite werden die Ohren beim Beat 2 nur mittelgroß. Sie legen sich aber sauber an und schlagen nicht, was ich für eine effektive Nutzung auch in stressigen Situationen für wichtig erachte. Die Ohren öffnen allerdings sehr deutlich verzögert. Als Pilot muss man einen oder mehrere ordentliche Bremsimpulse geben, damit die Außenflügel wieder komplett entrollen. 


Steilspirale: 
Raff-System der Bremse

Die Einleitung der Steilspirale empfand ich als etwas weniger direkt als beim Beat 1, was die meisten Piloten als angenehmer empfinden dürften. Der Schirm kippt anfangs nur graduell ab und lässt sich dann in Schräglage und Sinkgeschwindigkeit geradezu spielerisch einstellen. Der Aufrichte-Impuls ist vorhanden, man muss aber nicht dagegen ankämpfen. Bei kräftigeren Spiralen sollte man mit einem Beat 2 schon wissen, wie man diese aktiv ausleitet. Der Schirm dreht etwas nach. 


Nicken: 
Die Pitch-Dämpfung des Beat 2 habe ich als etwas stärker ausgeprägt empfunden als beim Vorgänger. Dennoch ist sie keine Spaßbrense. Die Kappen lässt sich bei Bedarf noch immer gut aufschaukeln, um die Dynamik für Manöver nutzen zu können. Der Beat 2 würde ich auch als gut geeignet für den Einstieg ins Akro-Training ansehen.


Rollen: 
Die Roll-Agilität der Kappe ist für einen Schirm dieser Klasse erstaunlich hoch. Das passt zu seinen gewissen Freestyle-Qualitäten. Dennoch wirkt der Beat 2 im Flugalltag überhaupt nicht nervös oder hibbelig. 


Streifendiagonalen und
Nähte der Leinenaufhängung
auf Mylar

Packen: 
Das Packen des Beat 2 geht problemlos. Die Stäbchen in der Front sind allerdings etwas steifer als beim Vorgänger, weshalb man stärker auf ein sauberes Zelle-auf-Zelle-Format achten sollte. Da das Innenleben mit weniger Querzugbändern auskommt und auch sonst ausgeräumter ist, bleibt das Packmaß deutlich unter dem des Beat 1. Es ist vergleichbar mit dem anderer Semi-Light-Schirme in dieser Klasse.


Qualität: 
An der Nähqualität von Kappe und Tragegurt gibt es nichts zu meckern. Auch im Inneren sind die Nähte der Leinenaufhängungen sehr sauber ausgeführt. Bei den Streifendiagonalen liegen die Rip-Stop-Verstärkungen in Zugrichtung, was den Verzug der Stoffe deutlich reduzieren dürfte.


Fazit: 
Mit dem Beat 2 ist Phi das Kunststück gelungen, einen schon als weitgehend "rund" empfundenen Schirm im Detail nochmals zu verbessern. Der zweite Beat hat nun erst Recht die Qualitäten einer Eierlegenden-Wollmilch-Sau (EWS). Mit dem Begriff "EWS-Technologie" bewarb Nova vor Jahren, als Hannes Papesh noch für diese Marke konstruierte, seine damaligen Ion-Modelle. Im Vergleich dazu legt der Beat 2 die Latte mittlerweile um einiges höher. Das entspannt und mühelos erfliegbare Leistungspotenzial bei zugleich fein dosierbarer Agilität machen den Beat 2 zu einem besonders ausgewogenen Allrounder im Mid-B-Sektor. Gewünscht hätte ich mir nur, dass der Vorlauf der Bremsen etwas kürzer ausfällt, bevor das crispe Kurvenhandling einsetzt. Aber das ist letztendlich mehr eine Gewöhnungssache als ein echter Schwachpunkt. Mit dem im Vergleich zum Vorgänger verbesserten Startverhalten sowie dem reduzierten Gewicht und Packmaß ist der Beat 2 nun auch für Hike-and-Fly-Enthusiasten empfehlenswert (erst Recht in der Leichtversion).


Hinweis: Die Leichtversion Beat 2 light ist auch schon auf dem Markt. Bei diesem besteht die gesamte Kappe aus Porcher Skytex 27 double coated. Die Gewichtseinsparung liegt, abhängig von der Größe bei, +/- 1 kg. Inwieweit die Leichtversion in ihrem Fluggefühl von der Normalversion abweicht, kann ich mangels eigenen Vergleichstests nicht sagen. 



Einen Phi Beat 2 gewinnen...

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