Die europäischen Wettermodellierer des ECMWF haben eine interessante Kehrtwende ihrer Politik verkündet: Die Daten sind jetzt im großen Stil frei zugänglich

Bei ECWMF sind jetzt Hunderte Meteo-Charts frei abrufbar. 
// Quelle: ECMWF, Screenshot

Unter Gleitschirmfliegern dürfte diese News vor allem jene aufhorchen lassen, die schon echte Meteo-Nerds sind. Doch es sind gute Nachrichten für alle! 

Das Wettermodell bzw. die Modellkette des europäische Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen ECMWF gilt derzeit als das Beste, wenn es darum geht, die globalen Wetterentwicklungen über drei Tage hinaus im Blick zu behalten. Allerdings waren bisher viele der Detailrechnungen nur bezahlenden Meteo-Diensten vorbehalten. Ottonormalnutzer bekamen davon im Internet nur wenig zu sehen. Das ist ab sofort anders.

Die ECMWF-Zentrale hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass sie fortan auf Open Data setzt. Anstatt nur wenige ausgewählte Grafiken (Charts) der Öffentlichkeit frei zur Verfügung zu stellen, sind es jetzt jeden Tag Hunderte, die man auf der ECMWF-Website unter Opencharts abrufen kann.

Viele davon sind sehr spezielle Produkte für Meteorologen, die einem ungeübten Nutzer bei der Flugwetter-Prognose kaum weiterhelfen oder zusätzliche Einsichten liefern. Etliche der relevanten Daten waren zudem auch schon z.B. auf der Meteo-Website Windy.com gut aufbereitet abrufbar.

Wer im großen Katalog stöbert, wird aber einige Charts finden, die einem bisher nicht im freien Web zur Verfügung standen und zur Planung von Flugabenteuern durchaus hilfreich sein könnten.


Ensembles und Wahrscheinlichkeiten

Eine der Besonderheiten von ECWMF ist, dass neben dem Hauptlauf des Modells (dessen Daten dann z.B. über Windy verfügbar sind) auch rund 50 weitere Modellläufe mit kleinen Variationen in den Ausgangsdaten gerechnet werden. Meteorologen sprechen hier von einem Ensemble (ENS). Und so findet man in den ECMWF-Charts z.B. Bodendruckkarten mit den Ergebnissen all dieser sogenannten Ensemble-Mitglieder nebeneinander im Briefmarkenformat (Postage Stamps). 

Die Karte der Niederschlagswahrscheinlichkeit
zeigt, wo es am ehesten trocken bleibt.
Beim Blick darauf geht es weniger um feine Details, als um das große Bild: Je einheitlicher die Briefmarkenmotive der Ensembles auch am 3., 4., 5. usw. Tag der Prognosen noch aussehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine solche Großwetterlage auch tatsächlich eintreffen wird. Das kann zum Beispiel bei der Auswahl von Flugregionen abseits von Tiefdruckzonen helfen.

Interessant sind auch manche der Charts, die Wahrscheinlichkeiten (Probabilities) für bestimmte Wetterphänomene angeben. Ein Beispiel wäre "Probabilities: Multi-Day Precipitation". Hier kann man sich z.B. anzeigen lassen, in welchen Regionen Europas für die Vorhersagetage 5-7 oder 5-10 die Wahrscheinlichkeit größer als 95% ist, dass so gut wie kein Niederschlag fällt (<0,1 mm). Da Niederschlag in der Regel unsere Flugvorhaben vereiteln, kann es helfen, vorausschauend jene Regionen im Blick zu behalten, die am ehesten trocken bleiben dürften.