Der französische Verband FFVL ist im Streit um strengere Sicherheitsregeln in eine größere strategische Krise geraten.

In 2023 versuchte die FFVL noch mit Postern wie diesem
das Thema Sicherheit bei den Piloten zu verankern.
// Quelle: FFVL

Bei der jüngsten Generalversammlung der Fédération Française de Vol Libre (FFVL) am 23. März wurde der Tätigkeitsbericht des Vorstands des FFVL nicht wie üblich angenommen, sondern von einer Mehrheit der Stimmberechtigten zurückgewiesen. Am Ende wurde dann sogar der komplette Vorstand abberufen – mit einer knappen Mehrheit von 54 Prozent der Stimmen. 

Gemäß der Satzung hätten der Präsident Jean-Louis Coste, der Generalsekretär Michel Joulot und der Schatzmeister Jean-Claude Benintende nun eigentlich die interimsmäßige Aufgabe, innerhalb von drei Monaten eine Sonder-Generalversammlung für die nötigen Neuwahlen zu organisieren. Doch alle drei traten mit Wirkung zum 1. April von ihren Ämtern zurück. 

Derzeit steht der FFVL somit ohne formelle Führung da. Nun soll ein Gericht einen Verwalter bestellen, der die Geschäfte des Verbandes bis zur Wahl eines neuen, rechtskräftigen Vorstands führen kann.

Sicherheit vs. Vol Libre?

Interessant sind die Hintergründe dieser Palastrevolte: Der FFVL-Vorstand hatte im vergangenen Jahr eine Neuorientierung der Verbandsarbeit angestoßen – mit einem starken Fokus darauf, die Sicherheit im Flugsport zu erhöhen. 

Einer der Auslöser war der auch in den Medien viel beachtete tödliche Unfall von Timo Leonetti bei einem Wettbewerb Mitte Juni 2024. Im Anschluss daran wurden alle Gleitschirmwettbewerbe in Frankreich wochenlang ausgesetzt, um neue Regeln im Rahmen des allgemeinen FFVL-Sicherheitsmanagementsystems SGS ("Système Global de Sécurité") zu erarbeiten. 

Zu den ersten Ergebnissen verschiedener Arbeitsgruppen gehörten deutlich strengere Sicherheitsauflagen nicht nur für Wettbewerbe, sondern auch für andere Aktivitäten auf Ebene der Clubs und den Flugschulen. Zum Beispiel wurden Nickübungen im Rahmen der Grundschulung stark eingeschränkt. 

An der Basis der französischen Gleitschirmszene führte das allerdings zu Unmut. Viele der Vorgaben wurden als kaum praktikabel und als regulatorische Gängelung des Vol Libre und der Arbeit in den Vereinen und Flugschulen angesehen. Diese Missstimmung entlud sich dann auf der Generalversammlung.

Spannend bleibt die Frage, wie sich ein künftiger, neuer FFVL-Vorstand zum Thema SGS positioniert. Denn der Ruf nach mehr Engagement beim Thema Sicherheit war beim FFVL auch laut geworden, weil  der Trend bei den Gleitschirm-Unfallzahlen in Frankreich nach oben weist. Im Hintergrund schwelt die Sorge, dass es künftig schwierig werden könnte, Flugaktivitäten noch bezahlbar zu versichern.