Kevin Philipp kam dem Tod sehr nahe. Wenig später wurde er Schweizermeister im Acro-Gleitschirmfliegen.
Kevin Philipp mit seiner Goldmedaille als Schweizermeister im Acrofliegen 2022. // Quelle: K. Philipp |
Der 34-jährige Schweizer trainierte im spanischen Organyá das Acro-Fliegen. Bei einem Twisty-Misty – eigentlich ein Standardmanöver für Kevin – verbremste er sich und fiel in die Leinen seines Schirms. Dieser verdrillte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem unfliegbaren Bündel. Kevin fiel wie ein Stein vom Himmel.
Er zog seinen Rettungsschirm, der aber nicht öffnete; er zog einen zweiten Retter, der sich noch im Container ebenfalls in den Leinen verfing. Erst in letzter Sekunde gelang es ihm, das Retterpaket von Hand aufzureißen. Der Notschirm konnte seinen freien Fall Sekunden vor dem Aufschlag gerade noch abbremsen. Kevin blieb unverletzt.
Das beeindruckende Video von dem Absturz ging nicht nur in sozialen Medien viral, sondern schaffte es auf allen Kontinenten der Welt sogar in diverse TV-Nachrichten. Was dort freilich keine Erwähnung mehr fand, ist das, was wenige Wochen später geschah. Dem Tod gerade erst von der Schippe gesprungen, gewann Kevin die Schweizer Acro-Meisterschaft.
All das wird nochmals in ein anderes Licht gerückt, wenn man auch noch eine Vorgeschichte hört. 2017 hatte Kevin einen Gleitschirm-Unfall, der ihn mit einem zertrümmerten Lendenwirbel zum Paraplegiker machte. Wochenlang hatte er kein Gefühl in beiden Beinen und musste befürchten, ein Leben lang im Rollstuhl zu sitzen. Mit viel fremder Hilfe und einem eisernen Willen kämpfte er sich aber langsam zurück. Vier Jahre später konnte er erstmals wieder richtig rennen. Der Acro-Titel ist da mehr als nur die Krönung einer Flugleidenschaft.
Von all dem und noch mehr erzählt Kevin in dieser 91. Folge von Podz-Glidz.
Er zog seinen Rettungsschirm, der aber nicht öffnete; er zog einen zweiten Retter, der sich noch im Container ebenfalls in den Leinen verfing. Erst in letzter Sekunde gelang es ihm, das Retterpaket von Hand aufzureißen. Der Notschirm konnte seinen freien Fall Sekunden vor dem Aufschlag gerade noch abbremsen. Kevin blieb unverletzt.
Das beeindruckende Video von dem Absturz ging nicht nur in sozialen Medien viral, sondern schaffte es auf allen Kontinenten der Welt sogar in diverse TV-Nachrichten. Was dort freilich keine Erwähnung mehr fand, ist das, was wenige Wochen später geschah. Dem Tod gerade erst von der Schippe gesprungen, gewann Kevin die Schweizer Acro-Meisterschaft.
All das wird nochmals in ein anderes Licht gerückt, wenn man auch noch eine Vorgeschichte hört. 2017 hatte Kevin einen Gleitschirm-Unfall, der ihn mit einem zertrümmerten Lendenwirbel zum Paraplegiker machte. Wochenlang hatte er kein Gefühl in beiden Beinen und musste befürchten, ein Leben lang im Rollstuhl zu sitzen. Mit viel fremder Hilfe und einem eisernen Willen kämpfte er sich aber langsam zurück. Vier Jahre später konnte er erstmals wieder richtig rennen. Der Acro-Titel ist da mehr als nur die Krönung einer Flugleidenschaft.
Von all dem und noch mehr erzählt Kevin in dieser 91. Folge von Podz-Glidz.
Die Podz-Glidz Folge #91 "In letzter Sekunde" mit Kevin Philipp ist auf Soundcloud zu hören. Du kannst das Audio über das Pfeilsymbol neben dem Button "Share" im Player auch als mp3-Datei herunterladen. Zudem kannst Du Podz-Glidz direkt in Deinem Podcatcher abonnieren: Itunes, Spotify, Google-Podcast, Podcast.de, RSS-Feed etc.
Weiterführende Links:
- Kevins Absturzvideo
- Kevins Youtube-Kanal
- Kevins Flüge im XContest
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8 comments
Was für eine wahnsinnige Geschichte.
AntwortenLöschenHallo Lucian,
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen spannenden Podcast. Ich bin ein großer Fan deiner Arbeit und habe großen Respekt vor den Leistungen von Kevin. Was ich etwas vermisst habe, war die Problematik des Retterwurfes. Ich bin mir unsicher, aber hätten die Würfe eventuell konsequenter und besser erfolgen können?
Dies würde ich gerne mal zur Diskussion stellen.
Vielen Dank
Hey Friedrich. Man kann sicher immer etwas besser machen. Aber schau dir einfach mal das Video des Absturzes an. Wenn man so mit seinem Schirm und Leinen verwickelt ist, ist es m.E. müßig über mangelnde Technik o.ä. zu spekulieren. Das ist eine abnormale Flug- und Notlage, in der Schema F sowieso nicht funktioniert. Ich denke, dass Kevin mit dem Geistesblitz, die Rettung letztendlich von Hand aufzureißen, am Ende das einzig verbleibende Richtige getan hat. Diese Option sollte man sich merken...
LöschenHallo Lucian,
AntwortenLöschenWas mich verwirrt hat, ist die Selbstverständlichkeit zweier misslungenen Rettungswurfversuche.
1. Die Problematik, dass der Conainer bzw. der Rettergriff eine Streckung der Leinen vom Retterungsgerät verhindert wurde bei uns bereits im Retterwurftraining beobachtet und m.W. dem DHV mitgeteilt. Diese Problematik hat leider tödliche Konsequenzen in der Praxis und sollte deshalb genauer beobachtet werde, ob z.B. der Klett vom Griff die Leinen verklebt bzw. der Abstand Griff-Container. Je länger, desto schneller kann sich der Griff mit seiner Verbindungsleine um die ungestreckten Rettungsleinen wickeln und eine Öffnung behindern.
2. Was meint Kevin in seinem 2. Retterwurf, als beim Öffnen bereits mehrfach Leinen über dem Retter lagen? War die Rettung im Containerfach mehrfach umwickelt, also Stichwort Größe Rettungsgerät vs. Containergröße und Wandern des Rettungsgerätes?
Die manuelle Rettungsöffnung ist zweifelsohne ein Geistesblitz, meine Frage zielt mehr darauf ab, was der Handlungskette vorausgegangen war und ob dies einfach so hinzunehmen ist/sei.
Wie gesagt, einfach mal das Video anschauen, dann wird die Verwicklungssituation klarer. Und ja, man kann sicher immer etwas besser machen, aber wenn man im Schirm hängt, sind schnell irgendwelche Leinen im Weg. Da können sich auch kurze Rettergriffe sein verhängen .
LöschenKommentar Teil 1
LöschenIch habe mir deine Worte zu Herzen genommen und mit dem Fluglehrer und Experten der Rettwurfproblematik, Herrn Stephan H. das Video mehrfach angeschaut und analysiert. Die Ergebnisse unserer Analyse stellen eine Lesart dar und dürfen gerne diskutiert werden. Weitere mögliche Lesarten und Lerneffekte sind willkommen.
1. Aus der externen Kamera wird ersichtlich, dass der Pilot sich in Bauchlage befindet und der Schirm senkrecht nach oben windet. Dabei dreht sich der Pilot um die Langsächse, jedoch sind augenscheinlich die G-Kräfte gering (im Vergleich zu Spiralen, etc.)
2. In Sekunde 15 wird ersichtlich, dass das Gurtzeug eine Verbindungsleine zwischen Rettergriff und Innencontainer von 40-50cm hat. Diese Länge ist unserer Ansicht nach viel zu lang und widerspricht dem Grundsatz ‚So kurz wie möglich und so lang wie nötig‘. Mit dieser ultralangen Verbindungsleine ist es erschwert, einen ausreichenden Wurfimpuls zu geben. In der K-Prüfung wäre diese 1. Verbindungsleine schlicht durchgefallen.
Ein möglicher Lösungsansatz wäre hier, die Verbindungsleine im Notfall zu wickeln. Uns ist bewusst, dass dies kompliziert und vom Piloten evtl. zu viel verlangt. Dafür gibt es eigentlich auch die K-Prüfung!
3. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der rechte Pilotenarm durch die Tragegurte eingeklemmt. Aus diesem Grund ist er gar nicht ausreichend handlungsfähig die Rettung kraftvoll wegzuschleudern. Hier zeigt sich auch, dass der Leitsatz des DHV’s ‚Mit Kraft die Rettung weit schmeißen.‘ ebenso nicht anwendbar oder gar unbrauchbar ist. Viel wichtiger wäre es, erst zu überlegen und dann weise zu handeln. Solche eine komplizierte Stellung wie diese ist gewiss nur äußerst schwer in einem Retterwurftraining trainierbar, jedoch stellen wir zu Diskussion, ob nicht erst der Arm befreit werden sollte, bevor geworfen wird. Erstaunlicherweise passiert dies später im Video, als in Sekunde 24 der Pilot durch einen hohen Ellbogen seinen rechten Arm befreien kann. Wäre diese Aktion vor dem ersten Retterwurf erfolgt, wären die Erfolgschancen höher gewesen.
Hieraus könnte möglicherweise abgeleitet werden, dass vor dem Retterwurf jeder Pilot sich die Frage der eigenen Handlungsfähigkeit stellen sollte, da ein ungenügender Wurf in die eigene Kappe die Handlungsfähigkeiten nicht erhöht.
Hierbei spielt die fehlende Zentrifugalkraft eine Rolle: Das reine Loslassen der Rettung, wie in diesem Video erkennbar, führt zum Retterfrass. Der Pilot hätte die Kräfte für die Streckung der Retterleinen selber durch einen Wurf erzeugen müssen.
Theoretisch wäre in solch einer Lage auch denkbar, den Wurf nach einer Übergabe mit der linken Hand in die Horizontale auszuführen.
Kommentar Teil 2
Löschen4. Der Container wurde falsch eingebaut und die Aufhängung ist an der falschen Seite. Ein Container muss stets mit der langen Seite eingeschoben werden, damit er sich mit minimalen Kräften auslösen lässt. In dem Video wurde die Rettung jedoch mit der kurzen Seite eingeschoben. Dies erhöht die Gefahr des Verkantens und reduziert ebenso die Wurfkraft. Auch hier hätte in unseren Augen die K-Prüfung Alarm schlagen müssen!
Das Resultat ist ersichtlich, dass die erste Rettung sich nicht vom Piloten entfernt, sondern stattdessen mit dem Piloten gen Boden schwebt. Dabei wird die Rettung vom drehenden Gesamtsystem eingewickelt, was eine spätere, selbstständige Öffnung erschwert.
5. In Sekunde 26 greift der Pilot mit der linken Hand zur zweiten Rettung, jedoch greift er den Griff hinter dem Körper, wo die Kraft sehr gering ist. Mit der rechten Hand scheint er nachzugreifen, was prinzipiell eine gute Idee ist, da auch hier die Verbindungsleine ultralang ist (K-Prüfung!). Anschließend wäre es sinnvoll gewesen, die Rettung unter den Körper zu nehmen, um Sie anschließend mit links (entgegen der Drehrichtung und unter Ausnutzung der Rotation) nach links horizontal rauszuwerfen. Diese würde eine Maximierung des Beschleunigungweges bedeuten und eine Öffnung begünstigen. Anscheinend verhängt sich jedoch der 2. Rettergriff in der dem linken Acro-Handle. Dies ist gut in Sekunde 32 im Standbild ersichtlich. Inwieweit Acro-Handles diesbezüglich ein Hindernis darstellen, könnte weiter untersucht werden.
6. Mittlerweile ist die Höhe gering und die erste Rettung baumelt unerreichbar im Rücken des Piloten. Die zweite Rettung ist noch in Griffweite und der Pilot entscheidet sich, den Innencontainer abzuziehen. Dazu greift er mit der linken Hand die Rettungsleinen und zieht mit rechts den Container weg, worauf sich der Retter entfaltet. Das Aufreißen ist nachvollziehbar, jedoch die Öffnung des zweiten Rettungsschirmes dann Glückssache, da dieser sich auch bereits um den Schirm zu wickeln beginnt. Eine Handlungsempfehlung in diese Richtung bleibt zu hinterfragen. Aus unserer Sicht wäre es vernünftiger, die Rettung zu werfen, um eine Streckung der Leinen zu erreichen.
Weiterhin ist zu beobachten, dass die erste, ungeöffnete Rettung erst durch den Fangstoß vom aufgehenden Retter sich öffnet, und zwar nach unten (Trägheit). Ihre Entfaltung ist angesichts der geringen Höhe nur rudimentär.
Wir sind dankbar, dass dieser Zwischenfall so glimpflich endete und dank der Veröffentlichung die Möglichkeit bietet, aus solchen Situationen zu lernen. Auch wenn diese Situation sehr speziell ist, zeigen sich grundlegende Mängel auf, die unseren Umgang mit der Retterproblematik verbessern können:
Länge der Verbindungsleine
Verwicklung des Rettergriffs mit den Retterleinen
Die Frage der Handlungsfähikeit – Erst denken um anschließend zu handeln als Leitlinie.
Problematik Acro-Handles
Fragen der Ausbildung hinsichtlich Retterwurftrainings
Es bleibt zu wünschen, dass sich die Verbände und Hersteller den Problematiken hinwenden um unseren geliebten Flugsport sicherer werden zu lassen.
Zum Thema der (zu) langen Rettergriff-Verbindungsleinen empfehle ich die Lektüre von:
LöschenDas Retter-Verfängnis
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