Burnair ist als App in vielerlei Hinsicht hilfreich. Doch das Erfolgskonzept hat auch ungewollte Schattenseiten
An der Schwarzhanskarspitze gilt jetzt ein Flugverbot // Quelle: Burnair, F. Sonnweber, bearbeitet |
Einer der Auslöser dafür, dass die Schwarzhanskarspitze einen derart verstärkten Zulauf erlebte, dürfte die bekannte Flieger-App Burnair gewesen sein. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die inoffizielle Startmöglichkeit am Gipfel in die Datenbank der H&F-Startplätze aufgenommen wurde.
Weil immer mehr Gleitschirmflieger diese App nutzen, um zu guten Thermik- und Wetterprognosen passende Flugmöglichkeiten zu finden, werden manche Startplätze fast zwangsläufig aus einem Dornröschenschlaf erweckt, sobald sie in Burnair auftauchen. Andere erleben geradezu einen Boom.
Die blaue Verlockung
Auch aus anderen Regionen werden solche "Burnair-Effekte" kolportiert. Wenn in den Thermikprognosen der App Flugregionen mit besonders vorteilhaften Flugbedingungen farblich hervorgehoben werden, wirkt das wie ein Magnet.
Blaue Thermikregionen als Pilotenmagneten // Burnair, Screenshot |
Verstärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass an solchen Tagen zwangsläufig auch im Burnair-Livetracking in diesen Regionen besonders viele Gleitschirmsymbole auftauchen. Wer das aus der Ferne betrachtet, wird daraus den Rückschluss ziehen, dass so viele Flieger ja nicht irren können und dort tatsächlich die besten Bedingungen herrschen müssten. Die Bereitschaft, beim nächsten Mal ebenso dem von Burnair angefachten Hordentrieb zu folgen, steigt fast zwangsläufig.
Vermutlich ist dabei auch eine gehörige Portion FOMO mit im Spiel. Diese Fear Of Missing Out, die Angst, die vielleicht besseren Flugbedingungen der anderen zu verpassen, ist ja schon durch Social-Media tief in den Genen der Insta-Fliegergeneration verankert. Auch für Burnair gehört sie indirekt zur Basis des Geschäftsmodells. Selbst wenn die daraus erwachsenden Folgen ganz sicher nicht die Intention der Burnair-Macher ist.
Gibt es eine Lösung für dieses Dilemma? Im Grunde bliebe wohl nur die unpopuläre Option, die Informationstiefe von Burnair einzuschränken.
Der Startplatz Schwarzhanskarspitze ist aktuell übrigens noch immer bei Burnair gelistet. Nur wenn man ins "Kleingedruckte" der Gebietsbeschreibung schaut, findet man dort seit heute den Hinweis: "Die Gemeinde Forchach hat ein Startverbot verfügt".
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Anmerkung: Dieser Text soll kein Burnair-Bashing sein. Ich bin ein großer Fan der App und weiß deren Leistung und Vorteile gerade in der Aufbereitung von Startplatz- und Meteo-Daten für eine sicherheitsorientierte Beurteilung lokaler Flugbedingungen zu schätzen. Allerdings halte ich es für wichtig, auch die möglichen negativen Nebeneffekte solcher Angebote im Blick zu behalten. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung.
Wer Lu-Glidz seit den Anfängen des Blogs verfolgt hat, der erinnert sich vielleicht daran, dass ich selbst über Jahre hinweg jeden Freitag ein "Wochenendwetter" für meine fliegerische Heimat rund um die Eifel herausgegeben habe. Das war zu Zeiten als es noch kein Windy, kein Meteo-Parapente, kein Burnair o.ä. gab. Auch damals schon machte ich die Erfahrung, dass mein "Service", zu dem passende Startplatzempfehlungen gehörten, zuweilen eine stark lenkende Wirkung entwickelte. An manchen Tagen kam es zur regelrechten Überfüllung von Startplätzen, mit typischen Kommentaren wie: "Der Lucian hat doch geschrieben, dass es heute hier besonders gut geht."
Ich zog damals die Konsequenz daraus, die Wochenendwetterlage nur noch allgemein zu beschreiben, aber in den Posts keine expliziten Empfehlungen mehr zu geben. Später habe ich dann sogar ganz auf den Meteo-Service "Wochenendwetter" verzichtet und mich stattdessen verstärkt darauf verlegt, lieber mit Texten und Seminaren bei den Piloten die Fähigkeit zur eigenen Wetter-Einschätzung zu fördern.
Hast Du schon mal so einen Burnair-Effekt erlebt, wenn ein Hammertags-Blau in den Prognosen oder andere Infos in der App zu ungewohnt vollen Startplätzen führte? Siehst Du eine Möglichkeit, diese Kehrseiten solcher Info-Angebote abzumildern? Schreibe Deine Erfahrungen und Vorschläge in die Kommentare. (Wichtig: Gib dabei Deinen vollen Namen an. Anonyme Kommentare werden auf Lu-Glidz nicht freigeschaltet).
6 Kommentare
Fehler im Text und im Foto: Die Gemeinde kann kein Flugverbot verfügen - für die Lufträume ist in Österreich immer noch die AustroControl zuständig.
AntwortenLöschenDie Grundeigentümerin kann lediglich den Start von ihrem Grundstück verbieten (so wie es im letzten Absatz auch richtig steht.)
Pascal
Während sich an anderer Stelle redlich abgemüht wird, ein paar Gäste zu bekommen, werden an der Schwarzhanskarspitze Verbote ausgesprochen und du bringt Einschränkungen bei Burnair ins Spiel. Mir fehlt da ein gewisser Geschäftssinn. Ich bin in einer demokratischen Welt aufgewachsen, die nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert. Gelandet bin ich mittlerweile in einer Verbotsgesellschaft, die von Betonköpfen regiert wird. Vielleicht ist es ja auch eine Lösung, die kleinen nahegelegenen Gebiete zu fördern, in denen Gäste noch willkommen sind. Beispiel: Während die Preise in Bassano angezogen haben und der Umgangston unfreundlicher geworden ist, gibt es in Belluno und Feltre die gewohnte Gastfreundlichkeit. Dort freut man sich noch über Gäste und ist bemüht, das Angebot zu verbessern.
AntwortenLöschenEs kommt eben auch immer auf die „Gäste“ an. Wenn diese dann im Tal kreuz und quer in die hohen Wiesen landen kommt sowas dabei raus.
LöschenZumal es in Österreich einfach keine generelle Außenstarterlaubnis gibt. Auch wenn dies von vielen so verstanden wird.
Marc, Du adressierst doch hier ein ganz anderes Thema. Das hat damit nichts zu tun. Die Diskussion wäre: Können Schwarzhaskarspitzen-Flieger besser fliegen, als z.B. Oberstdorf-Flieger. Das wäre so, als wolltest du das Autofahren in München verbieten, weil du der Meinung bist, dass die Stuttgarter kein Auto fahren können.
LöschenDu scheinst dir da eher etwas zusammen zu reimen, Josef.
LöschenDieses Startverbot an der Schwarzhanskar und evtl. bald noch an weiteren Bergen in der Umgebung kommt ausschließlich duch wildes Außenlanden und einfliegen in empfindliche Wildgebiete.
Diese Berge sind und waren noch nie ausgewiesene Start-/Landeplätze bzw. Fluggebiete.
Die Berge wurden gerne von wenigen Einheimischen für gelegentliches Hike&Fly genutzt und durch die "Überschwemmung" und Missachtung einfachster Grundregeln beim Hike&Fly wird es immer mehr Einschränkungen geben...
Sehr geehrter Herr XXXXX,
AntwortenLöschendas Starten (Fliegen) von der "Schwarzhanskarspitze" bzw. von der "Mahd" ist bis auf Weiteres untersagt.
Als Ersatz bieten sich die offiziell genehmigten Start- und Landeflächen an der Jöchlspitze an.
Somit können sie das Gleitschirmfliegen im schönen Lechtal weiterhin genießen.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgermeister Karl Heinz Weirather
buergermeister@forchach.gv.at
www.forchach.at
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