Wetterbesonderheiten in Algo
Die Region ist i.d.R. stark vom Azoren-Hoch beeinflusst, wenn nicht gerade mal ein Tief mit seinen Frontausläufer die Gegend quert. Da der Kern des Hochs meist im Westen oder Nordwesten liegt, herrschen in Algo typischerweise Winde aus Nord bis Südost vor. Allerdings liegt die Region noch so nah an der Küste, dass im Tagesverlauf, wenn sich die Landmassen erwärmt haben, der Seewind bis dorthin vordringt und seinen Einfluss geltend macht. Er fällt durch die Täler ein, weshalb bei Algo am Nachmittag der Wind häufig auf West bis Nordwest dreht. Durch die wilde Topographie prägt sich der Seewind lokal freilich immer anders aus. In Ronda beispielsweise bläst er eher aus Süd. Außerdem erfasst er i.d.R. nur die tieferen Luftschichten bis etwa 1500m, kann über Gebirgszügen oder dahinter aber auch höher reichen. Diese wechselnde Windsituation rund um Algo ist für den lokal unerfahrenen Flieger häufig mit Überraschungen verbunden, schon allein weil der Windversatz beim Kurbeln deutliche Sprünge aufweisen kann. Wer sich davon nicht aus dem Konzept bringen lässt, kann mit Hilfe des Seewindes tolle Streckenflüge entlang von Konvergenzlinien machen oder bei geschickter zeitlicher und räumlicher Planung Dreiecke schließen, bei denen jeder Schenkel mit Rückenwind geflogen wird! Allerdings verlangt die richtige Einschätzung der Lage viel Erfahrung. Es lohnt sich, immer wieder das Wissen der Locals anzuzapfen.
Beachten sollte man in jedem Fall, dass Algodonales viel westlicher liegt als Deutschland - bei gleicher Uhrzeit. Dementsprechend springt die Thermik mindestens 1-2 Stunden später an und erreicht erst am späteren Nachmittag ihr Maximum. Zu frühes Losfliegen vom Berg erhöht das Absaufrisiko!
Kommen wir nun zu den einzelnen Startplätzen. Die Nummerierung entspricht derjenigen in der Karte (s.o.). Auf den Fotos (draufklicken zum Vergrößern) habe ich Start- und Landeplätze z.T. mit den Kürzeln SP und LP markiert. Hier gibt es noch die passende kmz-Datei für Google-Earth zum download (oder direkt in Google-Maps anschauen).
1 - Levante [SO/SW, 1020m, GPS N36° 53' 54", W5° 23' 37"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgiUYyzm45o76OxEWwJYp3yXalO0kApcUDmxkFBu67gcCIjdGkXLSiWzjYDfF9L5TYBjnWmBIDTFsg1pvZBSEN4aJjLzTh_leDcDEcwU_ZUI2msvGvI-q0f1TW58NMOmSg63RGCvQ/s400/algo-levante-sp-lp.jpg)
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLMsOFlIx3O9U-Noyj4FlHnYTQmvoWuEbQ3DEQflitj0UrS49Z-37z3HawJSbEkJ3zinLJtE_cxPRHtTu3IYSEIt2tZBXZzsaM9p0NcAMrzmDYLjqkZU4QKo1y0pgqof_9tiRP_A/s200/algo-levante-sp-sued.jpg)
Als Landeplatz des Levante dient ein Feld in der Ebene links unterhalb des SO-Startes [400m, GPS N36° 53' 36.56", W5° 22' 0.56"] - neben einem weißen Gehöft. Er ist im Gleitflug problemlos zu erreichen. Am Nachmittag trägt es über den Feldern häufig noch besonders gut - über einen verlängerten Landeanflug braucht man sich nicht zu wundern.
2 - Poniente [SW, 900m, GPS N36° 53' 41", W5° 24' 58"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEipaAd0qp1L-1XYCXAHjzidCrF_Myb3Lre885m2tzK_GfZlzIbbaXKofGrR_cN4Ro-iEJqgdlNehjQXaBLZ0x0TMmsa7jKV81Oe9VPd8X2wjBrvQCWiSuXGSjN6tZ8K_du_YPjwCg/s320/algo-poniente.jpg)
Die größeren Streckenflüge vom Mogote starten häufig hier und gehen dann Richtung Olvera (O) oder Ronda (SO). Vor einem Start sollte man stets auch die Windfahne auf dem Kamm hinter dem Startplatz beachten. Sie zeigt an, ob man tatsächlich Wind von vorne hat oder vielleicht in einen Leerotor startet.
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3 - Lijar-Nordwest [NW, 860m, GPS N36° 54' 07", W5° 24' 44"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioOutUFPiEmY9ACSofCNc8on1CQve9ERXOLKyEccoMeBnKgmZZHRlA7KQQiGcXw9nQ848AYG6vlG9nRlqWHn054KF5S-AhivwqG7QV8XbZ2R9sJKbG7OynAlaafeuortqpj5LaGA/s400/algo-poniente-NW.jpg)
4- Montellano [NO, 510m, GPS N37° 0' 19", W5° 32' 50"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiniuoYdmjRSTPorc5z_lrWsBoFQjDkDCYUIxMCc2n8DjnHb4_7D7NQtNw8xD4SmLdD_RM0xBG3QWfbEVlxUUzkYk2Cm-7RInHV81jIPtyOpool8gWLxj_DySA35vJ7PnGEGhQ4pw/s320/montellano-kante.jpg)
Am Montellano gibt es zwei Startplätze. Einer oben an der Kante (SP1), der zweite deutlich tiefer auf einem vorgelagerten Hügel oberhalb des Landeplatzes [330m, GPS N37° 0' 32", W5° 32' 31"]. Der tiefere SP2 wird v.a. bei stärkerem Wind genutzt. Mit etwas Überhöhung und Geschick kann man sich nach hinten an den eigentlichen Hang versetzen lassen und aufsoaren. Bei echtem Starkwind ist es allerdings empfehlenswert, früh genug die Ohren anzulegen und wieder Höhe zu vernichten, um nicht ungewollt über die obere Kante verblasen zu werden.
Das Ziel kleinerer Soaring-Streckenflüge ist typischerweise der Turm auf dem vorgelagerten konischen Hügel im Osten (Foto: www.ganterfly.de). Bei guter Thermik ist der Montellano idealer Ausgangspunkt für größere Streckenflüge. Drachenflieger schaffen es von dort häufiger bis zur Küste (~100 km).
5 - El Bosque [W, 700m, N36° 45' 15", W5° 29' 23"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJRCwltct7I0_6H_KPrOnHH17afNvhvsYyTT20Kvqx2KF_3-XQxMzlld_-zoPYHPNwd8Ms8xH6293hBSZP6E7s6D8KhHY4xDYMejMF-_jcsMhpZX6Q28uxZ4rac2F0rHdY5N72Aw/s320/algo-elbosque.jpg)
Die Streckenflugmöglichkeiten von El Bosque aus sind etwas beschränkt. Normalerweise fliegt man nach Norden den Hang entlang, um schließlich den Sprung über die Ebene nach Algodonales zu probieren. Ein Flug direkt Richtung Osten über die Sierra de Grazalema sollte man nur bei sehr guten thermischen Lagen und großer Höhe wagen. Das Relief dort ist sehr schroff und für mindestens 15 km gibt es keine vernünftige Landemöglichkeit.
6- Ronda la Vieja [NW, 900m, GPS N36° 50' 19", W5° 14' 17"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhziwlBY94hNo1_zUXNPRSvRKFGMqRArH1vtQAUMXRk-_T7cntt5DwuB71h7EBjn5SnqMF_6AlwVZAcIQIalcFO4bnweaXB38km3Kq4uJOemCM7m5YVTgGdm52DVucuwtzcoztutg/s320/algo-rondalavieja-SP.jpg)
Für Streckenflüge wird Ronda la Vieja eher selten als Ausgangspunkt genutzt. Umso häufiger enden hier manche luftigen Ausflüge vom Mogote aus in einem genüsslichen Abendsoaring. Durch die hohe und exponierte Lage ist Ronda la Vieja recht anfällig für Starkwind. Eine tiefer gelegene Alternative ist Teba (8).
7 - Cañete la Real [S-SO, 730m, GPS N36° 56' 44", W5° 1' 12"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3qySB3K9wRu0JKRxXakw88drzImeKAFFnL7UjEJSgNv5Oxl3TivySVhFJQQvSS2HoP7NWx4ljBYlTm4PNCbyO-F_Fodzj02JPbwkiuCLFG30MBlFE1J2T5uBTRRlL_o7VKNrITA/s320/algo-canete.jpg)
Der Startplatz befindet sich direkt an der Felskante beim Friedhof von Cañete, ist kurz und steil und nichts für Anfänger. Wer mit mehr Sicherheitsreserven in die Luft kommen will, kann hinter dem Friedhof den Hang 60 Höhenmeter bergauf wandern. Dort sind sanfter geneigte Startflächen zu finden. Gelandet wird auf den unbestellten Feldern am Fuß des Hanges. Wer mit etwas Höhe den Sprung über die Taldüse östlich vom Startplatz schafft, dem stehen am nächsten Hügel nochmals 1,5 km Prallhang zur Verfügung. Landschaftlich sehr reizvoll!
8 - Teba [NW, 580m, GPS N36° 58' 47", W4° 55' 35"]
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhm5Jwd8dE7kRm-WvNi4hv5IxL1X6tvm0k6AbFHAsRJ9OK1MU-VVx3T3qIh-FLApr2fHXE-otbNym54h0wfXpSzfyH30Uskx7IQSdOos8oVCB47wthF7NtglexYzr9TzzfdNIAqig/s320/algo-teba.jpg)
Der zweite Startplatz, östlich des Ortes, ist vom Anblick her wenig attraktiv, weil man direkt an einer Müllhalde startet [580m, GPS N36° 59' 21", W4° 54' 53"]. Allerdings steigt dahinter der Berg noch weiter an, so dass man zum einen bei stärkerem Wind mit größeren Sicherheitsreserven soaren kann, zum anderen auch thermisch leichter Anschluss findet. Alternativ kann man den Hang hinauf wandern und den Schirm auf einem felsenfreien Wiesenfleck aufziehen.
Teba ist v.a. fürs Soaring geeignet und bietet an der Kante deutlich mehr Platz als etwa Ronda la Vieja (5). Das Streckenfliegen ist etwas problematisch, weil man sich schon unter dem Luftraum C des Flughafens Málaga befindet. Man sollte in der Einflugschneise nicht höher als ~1800m MSL aufdrehen.
Weitere Tipps
Wer nach dieser Fluggebiets-Beschreibung gerne mal nach Algodonales fahren möchte und nach passenden Unterkunftsmöglichkeiten sucht, dem empfehle ich, Kontakt mit Gerhard Ganter aufzunehmen. Gerardo, wie ihn die Spanier rufen, ist das Urgestein der Fliegerszene von Algo. Er war vor Jahren der erste, der einen Drachen mit Mauleseln auf den Mogote schleppte, um aus dem Gestrüpp heraus zu starten. Dass die Startplätze heute so gut ausgebaut sind, ist u.a. seiner Initiative zu verdanken. Gerardo bietet Gastpiloten in Algo Zimmer, Appartements und sogar ein komplettes Haus an. Infos zu Ausstattung und Preisen sowie weitere Serviceangebote rund ums Fliegen in Algo findet man auf seiner Homepage www.ganterfly.de.
Wer auf eigene Faust nach Algo reist, dem sei ein Besuch in JJ's Sports Bar angeraten. Johan, der holländische Besitzer, spricht gut Deutsch. Das JJ's ist der klassische (internationale) Piloten-Treffpunkt, wo man nicht nur im Internet die neuesten Wetterprognosen checken kann, sondern auch schnell Kontakt mit anderen Fliegern bekommt, um z.B. Fahrgemeinschaften zu den Startplätzen zu bilden.
Am Ende noch ein Anregung: Algodonales gilt zwar als ideales Winterfluggebiet, doch nach Auskunft von Gerardo fliegt es sich dort das ganze Jahr über sehr gut. Im Sommer wird es zwar sehr heiß, aber es ist eine trockene Hitze, die den Körper angeblich nicht so belastet. Mittags geht's in der Luft sportlich zu. Doch weil sich der Erdboden über den Tag stark und tief aufheizt, bleibt am Abend noch lange eine Restwärme erhalten, die für sehr sanfte, großflächige Thermik sorgt. Die spanischen Piloten nennen dieses Phänomen colchón. Es ist ein einmaliges Erlebnis, bei Sonnenuntergang auf dieser Warmluft-Matratze gemeinsam mit den großen, aber friedlichen Geiern am Poniente zu kreisen.
8 Kommentare
Hallo Lucian,
AntwortenLöschenda ist ja wirklich alles drin, was der Flieger braucht. (Einschließlich guter Erinnerungen...)
Viele Grüße,
Hartmut
Super Bericht, danke Lucia...
AntwortenLöschenGrüße
Siggi
Hallo Lucian,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deine Mühe und die
geniale Beschreibung!
Allzeit schöne Flüge!
Gruß
Bernd (el Zorro)
ja hi Lucian,
AntwortenLöschenalles supie. Das Fluggebiet, das Wetter, die Flüge und vor allem dein Bericht mit den erstklassigen Info's. Die Mühe hat sich gelohnt und ich habe vieles beherzigt.
Dank dir. Sonnige Grüße aus dem Süden. Gaschy
Hi Lucian,
AntwortenLöschenVery nice article. We're planning to go there in 2 weeks. I'm very excited, what i read from your words it won't be very easy to make some triangles.... B.t.w. the links are not up to date anymore, could you provide me some (especially meteo) who are?
Thanks and regards,
Larz
Top! Vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenHi Lucian.
AntwortenLöschenDanke für die tolle Zusammenfassung. Hast du auch eine Info wo man aktuelle windmesswerte von Stationen auf Bergen bekommt? Gruß
@Anonym: Ich war schon länger nicht mehr in Algo. Aber so viel ich weiß, gibt es leider keine installierten Wetterstationen auf den Hauptstartplätzen. Man muss also auf die Vorhersagen vertrauen (z.B. bei Windy oder direkt hier für Boden und Höhenwind: www.civalgodonales.com/meteo).
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