Vor zwei Tagen veröffentlichte ich auf lu-glidz ein Video von Flybubble Paragliding, in dem gezeigt wird, wie man am Übungshang üben kann, den Stallpunkt seines Schirmes zu finden. Hierzu erreichten mich gleich mehrere Zuschriften per Mail von erfahrenen Fliegern und sogar Fluglehrern. Aus ihren Zeilen spricht, zusammenfassend gesagt, blankes Entsetzen. Denn was da im Video so spielerisch gezeigt wird, ist ein Manöver, das für einen Piloten bei falscher Einschätzung seiner Erfahrung und den Flugbedingungen schnell gefährlich werden kann.
Einen Schirm am Rande des Stallpunktes stabil zu halten, erfordert viel Fingerspitzengefühl und vor allem eine laminare Anströmung. Jede kleinere (thermische) Böe kann den Anstellwinkel sehr schnell so verändern, dass die Strömung an der stark angebremsten Kappe komplett abreißt und der Schirm selbst bei sofort freigegebenen Bremsen nicht mehr anfährt. Da der Schirm nun nach hinten kippt und mehr Fläche in den Wind stellt, wird der Pilot unweigerlich mit nach hinten gerissen. Eine kontrollierte, stehende Landung auf den Füßen ist da nicht mehr möglich. Der Pilot wird auf den Rücken fallen, was auch aus einem Meter Höhe zu gefährlichen Verletzungen und Wirbelbrüchen führen kann. Mit anderen Worten: Solche Beinahe-Abriss-Landungen sollte man in der Praxis möglichst vermeiden. Denn auch was neun Mal gut geht, kann beim zehnten Mal immer noch schmerzhaft enden.
Wer dennoch diese Grenze seines Schirmes austesten möchte, sollte auf möglichst sichere Rahmenbedingungen achten: ein laminarer, böenfreier Wind und ein weicher Untergrund. So etwas ist am ehesten an Küsten mit Sanddünen zu finden. Doch auch dort gilt: Man sollte sich mit großem Respekt sehr vorsichtig und in der geringstmöglichen Höhe an den Stallpunkt herantasten.
So gehts
3 Kommentare
Hallo Lucian,
AntwortenLöschengrundsätzlich erfliegt jeder Pilot seinen Stallpunkt, und zwar bei jeder Landung. Von daher sollte also jeder wissen, wie sein Schirm reagiert, und mit entsprechendem Fingerspitzengefühl (wie von Dir auch gesagt) am Übungshang testen können, wie weit man auf der Bremse gehen kann. Man kann ja auch mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben und den Stallpunkt suchen.
Es gilt doch generell, dass "für einen Piloten bei falscher Einschätzung seiner Erfahrung und den Flugbedingungen" Gleitschirmfliegen "schnell gefährlich werden" kann.
Warnungen sind angebracht, führen aber im Übermaß zu einer "Vollkaskomentalität" beim Fliegen ("Ich mache alles so, wie mein Fluglehrer sagt, dann kann mir nichts passieren"). Auch bei anderen Übungen am Übungshang kann man sich aber doch auch verletzen.
Dein Blogbeitrag richtet sich an ausgebildete Flieger, die wissen sollten, wo Gefahren zu erwarten sind. Daher halte ich eine eigene "Sicherheitsmeldung" im Nachgang zu Deinem Artikel und dem Video für völlig überflüssig.
Bitte berichte weiter wie bisher, auch gerne mal über kontroverse Themen und mit eigener Meinung. Lass' Dir nicht reinreden!
Viele Grüße,
Boris
..., dem schließe ich mich an. Die ganze Übung kann man auch rückwärts machen, dann fällt man am Anfang nicht gleich auf den Rücken ------ und "bloß nicht die Bremsen loslassen" (bei C-D Steuerung á la Mike Küng, wurde ich von der Lehrmeinung über das "gefährliche Verhalten" deutlich eingeschüchtert. Habe aber dennoch bei Starkwind so weitergemacht und finde es sicherer. Es gibt auch andere Lehrmeinungen und das ist gut so.
AntwortenLöschenBoris. Klar stallt jeder Pilot seinen Flügel bei der Landung, aber das ist schon noch etwas anderes, als den Schirm quasi in der Luft stehend bei stärkerem Wind kurz vor dem Abriss zu halten. Wer da noch nicht ein bisschen Erfahrung mit und Gefühl für seinen Schirm hat, könnte sich vielleicht etwas arglos verleiten lassen etwas auszuprobieren, bei dem manche Schirme nicht gerade fehlerverzeihend sind. Lu-glidz lesen auch viele Anfänger und Wenigflieger. Für die ist so ein Sicherheitshinweis durchaus sinnvoll. Jeder Pilot bringt andere Talente mit. Manch einer auch das Talent zur Grobmotorik.
AntwortenLöschenIch finde es gut, wenn über solche Themen offen diskutiert wird, also Chancen und Risiken. Das öffnet auch die Augen dafür, was alles geht und wo die Grenzen liegen.
Ich werde auch in Zukunft solche Videos posten, keine Sorge.
Kommentar veröffentlichen
Kommentare werden von Lu-Glidz moderiert und deshalb nicht immer sofort freigeschaltet. Es gelten folgende Kommentarregeln:
1. Nicht anonym: Auf Lu-Glidz werden nur Kommentare veröffentlicht, die mit einem kompletten Realnamen (Vor- und Nachname) gekennzeichnet sind. Trage dafür beim Anlegen des Kommentars im Feld "Name/URL" einfach Deinen Namen ein. Das Feld "URL" kannst Du frei lassen. Solltest Du stattdessen "Anonym" wählen, musst Du wenigstens am Ende des Kommentars Deinen Namen schreiben. Sonst wird der Kommentar nicht erscheinen.
2. Sachbezogen: Kommentare müssen das jeweilige Thema des Posts bzw. der schon vorhandenen Kommentare betreffen. Sie müssen respektvoll formuliert sein. Sie dürfen keine persönlichen Beleidigungen oder Anspielungen auf die (politische) Gesinnung anderer enthalten.
Hinweis: Die Freigabe von Kommentaren kann sich u.U. um einige Stunden verzögern. Auch ich bin nicht 24/7 online.