Die Meteo-Seite Windy.com bietet neuerdings weltumspannende Satellitenbilder des Wettergeschehens. Es ist eine perfekte Ergänzung für die aktuelle Wetterbeurteilung.
Satelliten-Bild im visuellen Spektrum in der Windy-Darstellung. // Quelle: Windy.com

Gehörte Windy bislang schon zu den interessantesten Meteo-Seiten im Internet, da man dort fast alle relevanten Infos für eine gute Wetterbeurteilung und Flugwetterprognose findet, so hat sie jetzt noch ein wertvolles Upgrade erhalten: Zu den Prognosen verschiedener Modelle sowie einem aktuellen Regenradar gesellen sich seit kurzem auch noch aktuelle Bilder von Wettersatelliten. Die gibt es nahtlos fast weltumspannend (ohne die Polregionen) und in nahezu Echtzeit. Man muss dafür nur aus den Windy-Variablen die Anzeige "Satellit" wählen. Die Darstellung lässt sich dann sogar animieren – für die letzten 2, 6 oder 12 Stunden.

Interessant ist das zum einen als eine Art Validitäts-Check für die Modellprognosen. Denn anhand der Satellitenbilder lässt sich schnell überprüfen, ob die Wetterprognosen der Modelle halbwegs im Rahmen liegen. Dafür schaltet man in Windy einfach zwischen der Satellitenbild-Darstellung und der Variable "Wolken" hin und her (wichtig: darauf achten, dass dabei die gleiche Uhrzeit eingestellt ist). Liegen die realen, im Sat-Bild zu sehenden, markanten Wolkenbänder ähnlich wie sie von dem gewählten Wettermodell für die gleiche Zeit prognostiziert werden, dann kann man den Prognosen für die nächsten Stunden durchaus Vertrauen schenken. Gibt es hingegen größere Diskrepanzen, dann sollte man die Prognosen mit Vorsicht genießen. Die reale Wetterküche nimmt dann mitunter einen anderen oder zumindest zeitlich versetzten Verlauf.

Ein Tipp: Es kann hilfreich sein, zwischen den verschiedenen Meteo-Modellen in Windy zu wechseln, um für die zeitnahe Prognose (nächsten 3-6 Stunden) jenes für sich zu wählen, das dem Ist-Zustand des Sat-Bildes aktuell am nächsten kommt.

Die Sat-Bilder helfen auch bei der aktuellen Wetter-Beurteilung: Wo herrscht dichte Bewölkung, wo ist es aufgelockert? Wie schnell ziehen Wolkenbänder oder Fronten herein? Wo entwickeln sich mögliche Gewittertürme? etc.

Wie man bei der Sat-Bild-Analyse vorgehen kann, werde ich demnächst auf Lu-Glidz etwas genauer beschreiben. Hier nur eine kurze Einführung:

Bei Windy gibt es drei Darstellungsoptionen: Visible, Infra und Infra+. Visible steht für ein Sat-Bild im "sichtbaren" Spektrum (siehe Beispiel oben). Es basiert auf dem von den Wolken reflektiertem Licht. In der Darstellung von Windy erscheinen sehr dichte und hochreichende Wolken in weiß. Wolken aus den unteren Stockwerken werden sandfarben angezeigt. Hoch liegende, dünnere Cirrus-Bewölkung wiederum ist als blau-silbriger Schleier dargestellt.

Das gleiche Bild wie oben in der Darstellungsvariante Infra+.
Die eingefärbten Bereiche zeigen besonders kalte, hochreichende
Wolken. // Quelle: Windy.com
Die Optionen Infra und Infra+ liefern Bilder aus dem Infrarot-Spektrum (IR). Dargestellt wird die Wärmestrahlung, die jeweils von der Wolkenoberseite ausgeht. Das ist im Grunde nichts anderes als die Temperatur am Wolken-Top.

IR-Sat-Bilder sind in Grautönen gehalten. Dabei gilt die Regel: Je dunkler das Grau, desto wärmer, je heller und zu weiß tendierend, desto kälter ist es am Wolken-Top. Da die Temperatur in der Atmosphäre mit der Höhe abnimmt, werden sehr hoch reichende Wolken natürlich am hellsten im Infrarot-Bild aufscheinen. Bodennähere Bewölkung hingegen sind dort als deutlich grauere Flatschen zu erkennen.

Bei Infra+ kommt allerdings etwas Farbe ins Spiel. Hier sind die höchsten und damit kältesten Wolken, in denen Temperaturen von unter -30°C herrschen, künstlich eingefärbt. Und zwar in einem Farbspektrum von blau bis rot. Dabei gilt (anders als es die Farbgebung allein vermuten ließe) eine umgekehrte Zuordnung: d.h. blaue Zonen sind in diesem Fall weniger kalt als rote.

Hilfreich ist die Infra+ Variante, weil man dort sehr schnell erkennen kann, wo sich besonders hoch reichende Schauer- und Gewitter-Wolken befinden. Bei einer Temperatur von -30° C beginnen Wolken in der Regel deutlich zu vereisen und Niederschlag zu bilden. Je kälter der Wolkentop erscheint (grün-gelb-rötlich in der Infra+ Darstellung), desto höher sind die Wolken schon aufgeschossen und desto heftiger kann es daraus regnen oder gar hageln.

Durch die Zeitraffer-Funktion lässt sich in Windy sehr gut die Entwicklung und die Verlagerung von Gewitterzellen oder sogar ganzer Fronten erkennen. An unsicheren, labilen Tagen kann es durchaus ratsam sein, kurz vor einem Start nochmals die Sat-Bilder zu checken, um sich ein aktuelles Bild der Lage zu machen.

Derzeit stehen die Sat-Bilder nur für die Desktop-Version von Windy zur Verfügung. In naher Zukunft sollen sie aber auch in der Windy-App Einzug halten.