Der DHV hat erstmals eine Jahreshauptversammlung online absolviert. Die Veranstaltung ging samt digitalen Wahlen glatt und schnell über die virtuelle Bühne.
Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst verkündet das Endergebnis der Wahl zum DHV-Technikvorstand. // Quelle: Screenshot |
Der Vorteil: Es dürfte die kürzeste Jahreshauptversammlung in der DHV-Geschichte gewesen sein, bei der trotzdem alle nötigen Formalia abgehandelt wurden. Der Nachteil: Die soziale Komponente, die informellen Gespräche der Teilnehmer kamen zwangsläufig sehr kurz, auch wenn in Pausen zusätzliche Zoom-Gesprächsräume zugänglich waren.
Die wichtigsten News in Kürze:
Der Haushalt des DHV für 2019 war mit leichtem Gewinn nahezu ausgeglichen und der Vorstand wurde dafür entlastet. 2020 dürfte, allen Corona-Unsicherheiten zum Trotz, auch mit leichtem Plus abschließen. Für 2021 sind im Haushalt rund 3,7 Millionen Euro an Ausgaben vorgesehen.
Der DHV ist mit Wirkung zum 31.12.20 aus dem Deutschen Aeroclub ausgetreten, vor allem weil man sehr unzufrieden war mit der Lobbyvertretung in Luftraumfragen. Alternativ ist der DHV hier nun eine Kooperation mit den Segel- und Modellflugverbänden eingegangen. Für die Vergabe der FAI-Sportlizenzen (bisher über den DAeC) wurde eine eigene Regelung gefunden.
Die Zahl der tödlichen Unfälle deutscher Piloten liegt in diesem Jahr mit bislang vier deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Ein möglicher Grund (laut DHV-Geschäftsführer Robin Frieß): Die häufig unfallträchtige Frühjahrszeit mit sehr thermik-, aber auch turbulenzträchtigen Ostlagen fiel in die Zeit des ersten Corona-Lockdowns.
Als Nachfolger des scheidenden Dieter Münchmeyer wurde Manfred Vaupel zum neuen DHV-Technikvorstand gewählt.
Für 2021 ist eine Rückkehr zum regulären Wettbewerbsbetrieb geplant. Es gibt (noch) keine corona-begründeten Absagen.
3 comments
Lebensrettendes Flugverbot durch DHV-Geländesperrung! Weniger Tote durch Corona! - Zur Aussage von Robin Frieß über die Unfallentwicklung 2020.
AntwortenLöschenRobin Frieß nennt den „Lockdown“ als Grund für die „unterdurchschnittliche“ Zahl von nur 4 tödlichen Unfällen 2020 durch die Vermeidung der thermisch-turbulenten Ostlagen im Frühjahr bei GS-Unfällen. Zuerst einmal eine Korrektur: Seit Samstag haben wir leider 5 tödliche Unfälle, nachdem in Schongau ein weiterer GS-Flieger abgestürzt ist.
Da nicht der Lockdown zu einem Flugverbot in der Frühjahrsthermik geführt hat, sondern vielmehr die Geländesperrung des DHV (soviel Präzision muss sein!), klingt es nach einer nachträglichen, zusätzlichen Rechtfertigung der DHV-Entscheidung: Sie hat (scheinbar) Leben gerettet.
Denkt man das zu Ende, könnte und müsste der DHV übrigens jedes Jahr Leben retten, wenn er bei gefährlichen Wetterlagen nicht nur wie bisher seine Wettereinschätzungen online stellen, sondern gleich die Gelände sperren würde. (Wir wissen ja: „Jedes Leben zählt, Verantwortung für andere, Solidarität“ usw.)
Robins These ist schon mal insofern falsch, als er etwas mehr als 8 Monate 2020 (Januar bis Mitte November abzgl. Seilbahnschließungen und Geländesperrung) mit 12 Monaten anderer Jahre vergleicht. Merke: Verglichenes muss auch vergleichbar sein! Hochgerechnet auf 12 Monate läge 2020 dann eher im (unteren) Durchschnitt.
Zum Thema „turbulente Lagen im Frühjahr“ weisen die Statistiken des DHV über die Jahre 2010 – 2019 Folgendes aus (alle Zahlen gerundet):
Tödliche Unfälle gesamt: 96
- davon durch Turbulenzen / Starkwind 31 (31%)
Tödliche Unfälle im Früjahr (Januar bis Mai): 40 (42%)
- davon durch Turbulenzen / Starkwind 13 (14%)
Tödliche Unfälle im Ausland: 62 (65%)
- davon bei organisierten Reisen (geschätzt): 32 (32%)
- davon durch Turbulenzen / Starkwind ca. 27 (28%)
(Die Schätzung der organisierten Reisen beruht auf den nicht immer vollständigen Angaben in Unfallberichten, sowie der Nennung „typischer“ Flugsafariziele, z.B. Lanzarote, Norditalien, Südafrika, Chile, Spanien etc., die als Unfallländer genannt werden.)
Der Frühjahrseffekt scheint zwar auffällig, allerdings entsprechen 5 Monate (Januar bis Mai) ziemlich genau 42 % von 12 Monaten, so dass sich die angebliche Häufung tödlicher Unfällen eher als Annahme ohne Beweis entpuppt. Vergleicht man gar die Zahl der turbulenz- und windbedingten Unfälle im Früjahr, so handelt es sich nur um ca. 14%!
Weitaus augenfälliger ist aber der Zusammenhang mit Gleitschirmreisen ins Ausland. Gerade in den letzten Jahren ist der Anteil der tödlichen Unfälle im Ausland enorm gestiegen (2019: 81%, 2018: 77%; 2017: 75% 2016: 100 % (!), nur in 2 Jahren, 2011 und 2013, waren weniger als die Hälfte aller tödlichen Unfälle im Ausland). Dabei gibt es interessante Schnittmengen, z.B. dass überproportional viele Frühjahrs-, und/oder turbulenz-/ starkwindbedingte Unfälle sich im Ausland ereignen, und dass diese sich wiederum sehr gleichmäßig über alle Jahreszeiten verteilen, was eher gegen die einfache Theorie vom „lebensrettenden Flugverbot“ des DHV im Frühjahr spricht.
Es könnte durchaus sein, dass Urlaubseuphorie, selbstauferlegter Urlaubsdruck („jetzt bin ich schon mal da, jetzt fliege ich auch“) und die scheinbare Sicherheit fliegerischer Betreuung („die bringen mich in jedem Fall in die Luft, wo ich mich allein nicht mal auszulegen traue“) eine weit größere Rolle beim tödlichen Unfallgeschehen spielen als turbulente Ostwindlagen im Frühjahr. Und dass damit Corona mit seinen Begleiterscheinungen (Reisewarnungen, Einreiseverbote, Absagen von GS-Reisen durch die Veranstalter, Quarantänedrohung etc.) mehr zur geringeren Zahl von tödlichen Unfällen beigetragen hat als das Flugverbot des DHV im Frühjahr!
Günther Widmann, Oberreute
Günther, mir scheint, dass Du da einiges hineininterpretierst. Ich habe die Hauptversammlung selbst nicht miterlebt, aber zumindest aus Lucians Beitrag lese ich nicht heraus, dass der DHV sich damit rühmt, Leben gerettet zu haben und damit versucht, die Geländesperre nachträglich zu rechtfertigen. Robin Frieß hat offenbar lediglich eine mögliche Erklärung dafür geliefert, dass die Zahl der tödlichen Unfälle bislang in 2020 unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.
AntwortenLöschenTim Meyer (Frankfurt)
Danke Tim. Genau so sehe ich es auch.
AntwortenLöschenAllgemein kann man aber auch sagen: Bei der niedrigen Zahl der Toten pro Jahr (im Verhältnis zu den Abertausenden an realisierten Flügen) wird es es eh schwer sein, aus der Statistik einen nach wissenschaftlichen Maßstäben "signifikanten" Zusammenhang mit einzelnen Einflussfaktoren wie z.B. Wetterlagen, Lockdown, Ausbildungsstand, Schirmklassen oder was auch immer herauszulesen. Es bleibt spekulative Küchentisch-Statistik.
Die von Robin sinngemäß geäußerte Empfehlung, dass Piloten allgemein durchaus gut beraten wären, bei trocken-turbulenten Ostlagen im Frühjahr eigene Flugvorhaben lieber etwas konservativer anzugehen, kann man aber ruhig so stehen lassen.
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