Der Knight von Triple Seven wird vom Hersteller als Mid-B-Schirm positioniert. Unterm Strich wirkt er wie ein gereifter, etwas entschärfter Nachfolger des High-B Rook 2.  
Der Triple Seven Knight stellt sich beim Start sauber über den Piloten. // Foto: Lu-Glidz
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Triple Seven Knight habe ich in circa acht Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen (Thermik, Soaring, Starkwind am Boden) rund um die Eifel gewonnen. Geflogen bin ich den Knight in der Größe MS (75-95 kg) mit rund 92 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Triple Seven zur Verfügung gestellt.

Die slowenischen Brüder Urban und Aljaz Valic vertreten mit ihrer Marke Triple Seven die Philosophie, in den verschiedensten Schirmkategorien A-D jeweils mit die leistungsstärksten Modelle am Markt platzieren zu wollen. Interessant wird dieser Anspruch, wenn man ihn auf einen Schirm anwendet, der laut Marketing eigentlich in der Mitte der Klasse platziert sein soll.

Der Knight ist ein solcher Fall. Triple Seven bezeichnet ihn als einen Mid-B. Doch beim Vergleich der technischen Grunddaten mit anderen "typischen" Mid-B-Vertretern wie Ion 4, Tequila 4 oder Epsilon 8 zeigt sich schon, dass der Schirm etwas höher angesiedelt sein könnte. Er besitzt etwas mehr Streckung, ein paar mehr Zellen. Im Grunde ähnelt der Knight von den Daten her einem Mentor 3 (gleiche Streckung, gleiche Zellenzahl). Soweit zur ersten Einordnung.

Auch in anderen Bereichen zeigt sich der Leistungsanspruch von Triple Seven. Der Leinensatz – mit sehr dünnen PPSL-Stammleinen und noch dünneren, unummantelten Aramid-Galerien, dazu ebenso dünne, weitgehend unummantelte Bremsleinen – ist in dieser Form der "rassigste", der mir bisher bei einem sogenannten Mid-B-Schirm zwischen die Finger gekommen ist.

C-Wires einmal nach außen gekehrt. Über den
Leinenansatzpunkten formen sie Gibus-Archs.
// Foto: Lu-Glidz
Weitere Details wie eine ausgeprägte Shark-Nose mit gekreuzten Stäbchen sowie Miniribs an der Hinterkante kann man heute schon zum Standard rechnen. Doch im Inneren der Kappe realisierte Triple Seven eine ganz eigene Bauform: Der Knight besitzt auf beinahe allen Profilrippen lange C-Wires zur Abstützung des Hinterflügels. Diese reichen von der B-Ebene bis über die D-Ebene hinweg. Das Besondere dabei ist, dass die dicken, relativ weichen Nylondrähte nicht wie bei anderen Schirmen direkt unter dem Obersegel sitzen, sondern mehr zum Untersegel hin auf die Rippen genäht sind. Dabei sind sie mehrfach wellenförmig geschwungen.

Jeweils über den B-/C-/D-Leinenansatzpunkten bilden sie hohe Bögen, die ähnlich wie Gibus-Archs die Zugkräfte der Leinen besser verteilen, während die geraden Anteile  dazwischen zusätzlich ein Stauchen des Profils verhindern. Ob dies das Geheimnis hinter der auffallend dynamischen Thermikannahme und des sehr direkten Handlings des Knight ist? Es spielt vermutlich zumindest eine Rolle dabei. Alle weiteren Details zum Flugverhalten des Knight nun im folgenden Test.

Starten: Der Knight ist vorwärts wie rückwärts ein guter Starter. Von Anfang an spreizt sich die Kappe in voller Breite und steigt dann als Block nach oben. Dafür reicht, auch in schwachen Bedingungen, nur wenig Zug auf den inneren A-Leinen. Der Aufstieg erfolgt im Vergleich mit anderen Mid-B-Schirmen recht schnell. Vor allem bei stärkerem Wind erweist sich der Knight dann als etwas anspruchsvoller für den Piloten. Gilt es doch das kurze Fenster des korrekt getimten Abbremsimpulses genau zu treffen, um ein Vorschießen oder gar Aushebeln zu verhindern. Zumal der Schirm dann im Hangaufwind auch gleich einen deutlichen Zug nach vorne entwickelt (eine Eigenschaft, die sich auch beim Thermikbiss zeigt). Da lassen andere Schirme dem Piloten etwas mehr Zeit. Bei Starkwind würde ich den Knight sogar als anspruchsvoller als den Rook 2 einschätzen. Hier macht sich die stärkere Versteifung des Hinterflügels bemerkbar. Über die C-Ebene lässt sich der Knight in steifer Brise nicht mehr ganz so einfach stallen, im Windfenster halten und korrigieren wie sein "größerer" Bruder.
Im Gras werden die dünnen und größtenteils grauen Leinen
des Knight nahezu unsichtbar. // Fotos: Lu-Glidz
Wenig gefallen hat mit beim Startprocedere der Leinensatz des Knight. Die A- und B-Stammleinen sind zwar ummantelt und farblich markiert, doch auf der C-Ebene sowie in allen Galerien setzt Triple Seven auf leistungsoptimiert dünne, unummantelte Aramid-Leinen. Das Hauptproblem dabei ist, dass diese Leinen alle in einem einheitlichen Anthrazit-Grau gehalten sind. Im Gras oder auf Geröll liegend werden sie nahezu unsichtbar. Selbst der Großteil der Bremsleine ist aus dem gleichen Material. Da dieser Leinentyp zudem die Tendenz zeigt, gerne etwas zu hakeln und schnell kleinere Schlaufen zu bilden, müsste man eigentlich doppelt genau hinsehen; nur sieht man eben wenig.
Den Leistungsdrang in allen Ehren – aber ich finde, dass Triple Seven hier dem Aspekt der Sicherheit beim Starthandling etwas zu wenig Gewicht beimisst, gerade wenn man das durchschnittliche EN-B-Käuferklientel im Blick hat.

Landen: Völlig unproblematisch. Man sollte allerdings darauf vorbereitet sein, dass der Knight Geschwindigkeit sehr gut in Höhe umsetzt und eine lange Flare-Strecke erlaubt. Zudem hat der Knight sehr lange Bremswege bis zum Abriss. Bei engen Toplandungen ist das freilich ein wichtiges Sicherheitsplus.

Die Bremsleinen laufen beim Knight etwas
holperig durch den Keramikring. Der Mantel
zeigt schnell leichte Abnutzungsspuren.
Bremsen: Die Bremsen des Knight greifen recht früh. Sie sind nicht ganz so knapp eingestellt wie die des Tequila 4. Doch dafür fällt der nachfolgend nötige Zugweg für alle üblichen Steuerbelange angenehm kurz aus. Der Knight lässt sich in fast allen Lagen mit 10-30 cm Zugweg pilotieren. Da werden auch Piloten, die von einem EN-C absteigen, wenig zu klagen haben.
Der Bremsdruck des Knight liegt im mittleren Bereich und ist von Anfang an etwas deutlicher zu spüren als beim Rook 2.
Suboptimal empfand ich die Führung der Bremsleine. Nachdem Triple Seven zuletzt beim Rook 2 einige Probleme mit den Bremsrollen hatte, sind beim Knight nun keramische Führungsringe verbaut. Leider sind diese so bemessen und zudem mit nur kurzer Verbindung so steif am Tragegurt befestigt, dass die Bremsleine in der Regel mit deutlich spürbarer Reibung über den Rand der Ringe läuft. Das passiert vor allem wenn der Pilot die Bremsen nicht stoisch nah am Tragegurt entlang führt, sondern mit etwas breiterer Armhaltung steuert. Bei meinem Testschirm zeigten sich an der Bremsleine entlang des typischen Zugbereiches schon erste Ausfransungen des Mantels als Abnutzungsspuren. Ob das auf Dauer nicht nur optisch störend, sondern auch in puncto Sicherheit ein Manko darstellen könnte, wird die Zeit zeigen müssen. Zumindest sollte man das im Auge behalten.

Der Knight besitzt eine gut abgestimmte Kappenspannung. Über die
Tragegurte bekommt der Pilot ein gut interpretierbares Bild
der umliegenden Luftströmungen. 
Kappenfeedback: Der Knight gehört im Rund der (angeblichen) Mid-B-Schirme zu den mitteilsameren Charakteren. Im Vergleich zum etwas hibbeligen Rook 2 ist die Kappe zwar spürbar ruhiger und ermöglicht ein entspannteres Fliegen, was Umsteiger sicher zu schätzen wissen werden. Die Arbeitslast für den Piloten ist deutlich geringer. Dennoch ist die Dämpfung, wenn man das nicht nur innerhalb des 777-Kosmos vergleicht, eher auf dem Niveau anderer High-B-Schirme.
Über die Bremsen erhält der Pilot nur wenig Informationen über die Kappe. Dafür liefern die Tragegurte ein sehr gut interpretierbares Bild über die umliegenden Luftströmungen.
Der Knight zieht eindeutig zum Steigen hin. Das ist eine beeindruckende Eigenschaft, die dem Piloten gerade in schwachen Bedingungen zugute kommt. Schon bei meinem ersten Flug mit dem Knight hat mich der Schirm in diesem Punkt überaus positiv überrascht. Mein Vario war ausgefallen, und so musste ich die nur schwach vorhandene Thermik allein nach "Popometer" zentrieren. Mit dem Knight gelang mir das auf Anhieb. Und auch später bestätigte sich immer wieder, dass der Schirm eindeutige und intuitiv gut verständliche Signale liefert.

Kurvenflug: Hier liegt eine weitere Stärke des Flügels. Wie der Rook 2 ist der Knight von der Kurvencharakteristik her ein Alleskönner. Von flach bis steil lässt sich über die Bremse jede gewollte Schräglage einstellen und mit wenigen Korrekturen auch halten. Beim Knight muss man nicht ständig gegen eine Aufricht-Tendenz ankämpfen, sondern kann herrlich gleichmäßig durch den Himmel carven. Die Außenbremse muss dabei in der Regel nur auf Kontakt gehalten werden, der Schirm zeigt keine Tendenz zum Graben.
Sehr angenehm ist, wie der Knight auf Gewichtsverlagerung anspricht, ohne dabei nervös "rollig" zu sein. In Kurven lässt sich der Schirm sehr oft allein mit einem kurzen Gewichtskick nachdrücken, ohne dass man leistungsmindernd die Bremse nachziehen müsste. Solche Feinheiten des Handlings beherrschen nur wenige andere B-Schirme in vergleichbarer Weise.

Thermikeigenschaften: Hier kann der Knight abermals punkten. Der Schirm ist ein wahrer Klettermaxe, vor allem in schwachen Bedingungen. Die Kappe zieht eindeutig zur Thermik hin. Bei stärkeren Bärten springt und beißt sie manchmal geradezu in den Schlauch. Einen weniger erfahrenen Piloten könnte dieser scharfe "Thermikbiss" zuweilen überraschen und sogar recht heftig vorkommen. Ein Grund mehr, den Knight unterm Strich eher den sportlicheren B-Schirmen zuzuordnen.
Hat man sich einmal im Schlauch platziert, glänzt der Knight mit einem prächtigen Thermikverhalten. Der Schirm zeigt eine Art Autozentrierfähigkeit, vergleichbar mit der Mentor-Baureihe. Man braucht kaum Korrekturen, um den Schirm auf einer homogenen Kreisbahn zu halten. Auch das dürfte zu den auffallend guten Steigqualitäten beitragen. Will man im Steigkern den Schirm ein wenig steiler stellen, reicht häufig allein eine etwas stärkere Gewichtsverlagerung. Das ist sehr effizient!
Um mit dem Schirm sehr flach zu kreisen, kann man das Gewicht auf die Außenseite verlagern. Der Knight spricht auch dann noch gut auf die Innenbremse an und zeigt einen vertrauenserweckenden Durchzug in den Kurven.

Große, kugelgelagerte Beschleunigerrollen – da macht
es Spaß ins Gas zu treten. 
Beschleuniger: Der Beschleuniger ist mit großen kugelgelagerten Rollen ausgestattet. Bis etwas über Halbgas lässt er sich angenehm treten und halten. Danach blockiert eine Kugel den Flaschenzug. Im anschließenden "Kickdown-Modus" steigen die Kräfte spürbar an.
Voll beschleunigt kommt der Knight auf rund 10 bis 12 km/h über Trimmspeed. Damit erreicht er nicht ganz das Tempo des Rook 2 oder anderer sportlicher High-B-Schirme.
Die Polare bleibt aber über die gesamte Beschleunigungsstrecke auffallend flach, was für eine real gut nutzbare Leistung des Schirmes spricht. Da muss sich der Knight keineswegs vor den auf dem Papier "höher" angesiedelten Konkurrenten verstecken. Zumal der Schirm auch voll beschleunigt eine hohe Flugruhe sowie Spurtreue zeigt und kein störendes Rollverhalten entwickelt. Ganz so wie man es sich von einem Kilometerfresser wünscht.

Ohrenanlegen: Das geht beim Knight völlig problemlos über den geteilten A-Gurt, mit üblichen Sinkwerten um die 3 m/s. Die Ohren bleiben dabei sehr stabil und ruhig, ohne zu schlagen. Die Öffnung erfolgt etwas verzögert, ein Bremsimpuls hilft. Auch mit angelegten Ohren ist der Knight sehr gut über Gewicht steuerbar (das macht er deutlich besser als noch der Rook 2).

Steilspirale: Die Einleitung erfolgt überschaubar in 1-2 Umdrehungen. Auch nach dem Abkippen bohrt der Flügel nicht wild drauflos, sondern lässt sich gut kontrollieren und auf die gewollte Sinkgeschwindigkeit einstellen. Gibt man die Bremse frei, kommt die Aufrichttendenz leicht verzögert, aber spürbar.

Nicken: Der Knight ist hier etwas gedämpfter als der Rook 2, nimmt aber die Energie nicht so schnell raus wie z.B. ein Ion 4. Ich empfand diese Einstellung als einen sehr gelungenen Kompromiss zwischen Flugruhe und Handling.

Rollen: Anders als der Rook 2 lässt sich der Knight sehr gut über Gewichtsverlagerung aufschaukeln. Hier reagiert er auch deutlich sensibler als der Ion 4 oder der Buzz Z5, von der Agilität vergleichbar mit der Mentor-Reihe. Dennoch findet er angenehm schnell wieder zur Ruhe zurück. Abermals ein lobenswerte Abstimmung.

Packen: Der Knight ist nicht nur in der Eintrittskante, sondern auch im Hinterflügel stark mit Nylondrähten "verkabelt". Es handelt sich allerdings um ein dickeres, weiches Material, das ziemlich biege-unempfindlich ist. So lässt sich der Schirm problemlos packen, erreicht aber freilich keine Mini-Maße, sondern guten Durchschnitt. Er sollte mit üblichen Wendegurtzeugen keine Probleme bereiten. Das Gewicht der getesteten Größe MS lag bei knapp 5 kg.

Der dünne Leinensatz des Knight. Das unummantelte Grau der C-Ebene
findet sich auch in allen Galerien und der Bremsspinne wieder.
Qualität: Die Konstruktion und Nähqualität des Knight ist tadellos. Auch im Inneren der Kappe finden sich einige gut durchdachte bautechnische Lösungen. Da gibt es nichts zu meckern.
Abstriche muss man nur beim nutzer-unfreundlichen Leinensatz machen. Die grauen Galerien und die Bremsleine, die zum großen Teil auch nur grau daherkommt, sind wegen ihrer schlechten Sichtbarkeit sicherheitstechnisch eine Zumutung. Hier wäre Triple Seven gut beraten, die Produktion umzustellen und ein zumindest auffälliger gefärbtes Material einzusetzen.

Fazit: Der Knight ist ein sehr interessanter Allrounder im B-Sektor. Von Triple Seven als Mid-B positioniert, braucht sich die Kappe in der Luft keineswegs vor der High-B-Klasse zu verstecken.  Und in puncto Handling und Thermikbiss können sich manche der höher eingestuften und gestreckteren Schirme vom Knight sogar noch eine Scheibe abschneiden. Allerdings stellt der Knight auch Anforderungen an den Piloten, die etwas höher als bei seinen aktuellen Mid-B-Konkurrenten liegen. Es ist kein Schirm, den ich Aufsteigern und Piloten mit wenig Airtime als erstes in die Hand drücken würde. Zumal man dem Leistungspotenzial, das er bietet, beim Umgang mit dem etwas hakeligen, dünnen und schwer sichtbaren Leinensatz immer wieder auch negativen Tribut zollen muss. Unterm Strich wirkt der Knight eher wie ein gereifter, kompakterer, etwas entschärfter Nachfolger des Rook 2. Vor allem dessen Klientel dürfte am Knight schnell Gefallen finden.


Hinweis: Den Knight gibt es mittlerweile auch in einer Leichtvariante als K-light. Diese Fassung, bei der das Segel größtenteils aus Skytex 27er statt Dominico-Tuch besteht und der Tragegurt ebenfalls erleichtert wurde, kommt mit rund einem Kilogramm weniger Gewicht daher und dürfte eine interessante Alternative für Hike-and-Fly und reiselustige Piloten sein.

Nachtrag, 23.10.: In der ersten Version dieses Schirmtests hatte ich beklagt, dass die Bremsleine des Knight etwas zu dünn ist und deshalb je nach Wickeltechnik etwas unangenehm in die Finger einschneiden kann. Laut Angaben von Triple Seven wird mittlerweile in der Serie aber eine etwas dickere Bremsleine verwendet.

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