Der französische Anbieter von Flugwetterprognosen ändert die Grundlage seiner Modellrechnungen.

Neues Grundmodell, neuer Zuschnitt: Bei Meteo-Parapente werden
die Ostalpen nicht mehr erfasst. Dafür sind die Wetterdaten des
Vorhersagegebietes genauer und aktueller.
Meteo-Parapente hat sich in den vergangenen Jahren mit seinen fein aufgelösten Wind- und Thermikprognosen zu einer der beliebtesten Wetterseiten für Gleitschirmflieger entwickelt. Kürzlich gab es auf der Seite eine grundlegende Veränderung. Die präsentierten Wetterdaten basieren nicht mehr auf dem globalen GFS-Modell, dessen Output im 25 km Raster mit einem WRF-Modell mit einer Auflösung von 2,5 km fein gerechnet wird. Vielmehr kommen die Daten nun direkt aus dem Modell Arome des französischen Wetterdienstes Meteo France. Dessen Modellraster liegt bei 1,3 km.

Die Umstellung beruht auf einer kleinen Sensation. Jahrzehntelang hatte Meteo France die gleiche Politik wie andere europäische Wetterdienste verfolgt und die Daten seiner steuergeld-finanzierten Wettermodelle anderen Nutzern nur gegen teure Bezahlung überlassen. Nicolas Baldeck, der Kopf hinter Meteo-Parapente, hatte stets dagegen gewettert. Er gründete eigens ein Non-Profit-Unternehmen, Open-Meteo-Foundation, das sich für den freien Zugang zur Wetterdaten einsetzt. Mit seinen Ideen wurde er auch beim Chef von Meteo France vorstellig - und irgendwie muss seine Überzeugungsarbeit auf fruchtbaren Boden gefallen sein. Denn seit kurzem stellt Meteo France die Arome-Daten registrierten französischen Nutzern tatsächlich frei zur Verfügung.

Für Nicolas kam dieser Schritt gerade recht. Meteo-Parapente stand in seiner alten Version finanziell auf tönernen Füßen und eventuell sogar vor dem Aus. Die regelmäßigen Läufe des WRF-Modells verlangten eine hohe Rechenkapazität. Eine Zeit lang hatte Meteo-Parapente einen Sponsor für den Betrieb der nötigen Server-Cluster, doch vor kurzem sprang dieser ab. Nicolas sah sich genötigt, die nötige Rechenleistung als Cloud-Computing zuzukaufen. Doch bei Kosten von 36 Euro pro Tag für eine Wetterseite, die vollkommen freizügig ist und selbst keine direkten Einnahmen generiert, wäre er schnell an seine privaten finanziellen Grenzen gestoßen.

Arome nimmt ihm diese Sorgen. Die feinen Modellrechnungen erfolgen alle bei Meteo France. Meteo-Parapente benötigt jetzt nur noch einen einfachen Server, um die jeweils neuesten Modellwerte aus der Datenbank zu ziehen und grafisch als zoombare Wind-, Thermik- und Wolkenkarten aufzubereiten.

Für die Nutzer von Meteo-Parapente bringt die Umstellung Vor- und Nachteile. Der Hauptnachteil ist ein engerer regionaler Zuschnitt der von Arome gelieferten Daten. Meteo-Parapente deckt nicht mehr den kompletten Alpenbogen ab, sondern reicht im Osten nur noch bis zum Zillertal. Auch Teile von Ostdeutschland und Bayern werden vom Arome-Modell nicht mehr erfasst (s. Grafik oben). Da Arome zudem das Wetter jeweils nur 30 Stunden in die Zukunft rechnet, sind auch die Thermikprognosen von Meteo-Parapente entsprechend limitiert.

Die Vorteile liegen in einer erhöhten Genauigkeit. Während Meteo-Parapente auf GFS-Basis nur Eingangsdaten im 25 km Raster erhielt und diese dann interpolieren und auf das feinere WRF-Raster runterbrechen musste, bezieht das Arome-Modell von Anfang an deutlich feiner und zeitnäher erhobene Messdaten lokaler Wetterstationen mit ein. Darunter sind auch solche, die nicht nur den Bodenwind, sondern auch das Höhenwindfeld mit spezieller Radartechnik (Lidar) erfassen. Das ist eine Besonderheit des Arome-Modells. 

Meteo France hat Arome hauptsächlich dafür entwickelt, konvektive Starkregen-Wetterlagen besser erfassen und vorhersagen zu können. Von dem dafür betriebenen Aufwand sollten freilich auch die Thermik- und Windprognosen profitieren. Zumal Arome viermal am Tag neue Daten liefert.

Aktuell fehlen auf Meteo-Parapente noch einige zuvor vorhandene Karten, etwa zur Thermikstärke, dem Durchschnittswind  oder Regengebieten. Nicolas hat noch nicht die Zeit gefunden, die entsprechenden Parameter auf die neue Datengrundlage anzupassen. Das soll in den nächsten Wochen nach und nach geschehen.

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