Rundum geschlossene Zellenpacksäcke versprechen ein besonders geringes Gewicht und eine Packweise in einem Rutsch. Doch bewähren sie sich im Alltag? Ein Praxistest.
Testmodelle: Le Tube, Tube-Bag und ein klassischer Ozone Saucisse Light.

Seitdem Schirme mit Stäbchen in der Eintrittskante auf den Markt kamen, hat sich eine besondere Art von Packsack etabliert. Zellenpacksäcke dienen vor allem dazu, die stäbchenbewährten Zellöffnungen knickfrei zu sortieren und zu fixieren, um dann den Rest des Schirmes noch halbwegs geordnet in einen Stoffschlauch zu legen. Viele Schirme besitzen heute freilich so flexible Stäbchen, dass sie auch ganz traditionell gepackt werden könnten, ohne Schäden befürchten zu müssen.

Dennoch bieten Zellenpacksäcke einen weiteren großen Vorteil, der für ihren Einsatz spricht: Sie ermöglichen ein so raumsparendes wie schonendes Packen des Schirmes. Nach der Landung rafft man seinen Schirm einfach nur zur Rosette, legt den Schirm dann in dieser Form auf den ausgebreiteten Zellenpacksack, sortiert die Eintrittskante und zupft dann den Rest noch ein wenig zurecht, um ihn dann mit dem Stoffschlauch zu bändigen. Vor allem bei wenig Platz oder einem packunfreundlichen Untergrund (steinig, feucht, dreckig...) ist diese Methode Gold wert, weil man den Schirm nicht mehr ausbreiten muss und somit viel weniger Nässe und Dreck sammelnd über den Untergrund schleift.

Zellenpacksäcke haben freilich auch Nachteile: Sie sind in der Regel recht schwer, wiegen teilweise mehr als 500 Gramm. Zudem sind sie mit einem Reißverschluss oder Klickschnallen versehen. Das zwingt den Piloten dazu, genau aufzupassen, um nicht Leinen oder Tuch seines Schirmes aus Versehen einzuklemmen, was zu Schäden führen könnte.

Seit einigen Monaten gibt es nun eine neue Form von Zellenpacksack auf den Markt. Sowohl LeTube des französischen Anbieters Rock the Outdoor als auch der Tube-Bag von Skyman folgen einem ähnlichen Grundprinzip: Die Zellenpacksack ist von Anfang an längs geschlossen, muss also wie ein Schlauch über den Schirm gezogen werden. Beide Produkte wiegen nur knapp über 200 Gramm und sind so gebaut, dass kein Schirmtuch sich darin verhängen kann. Die klassischen Nachteile der Zellenpacksäcke sind also ausgeschlossen. Doch wie bewähren sie sich beim eigentlichen Packvorgang? Das habe ich in den vergangenen Wochen intensiver getestet, bin abwechselnd mit der einen, dann mit der anderen "Tube" zum Fliegen gegangen und konnte so vielerlei Erfahrungen im Packalltag - auch mit diversen Schirmen - machen.

Le Tube (Rock the Outdoor)

Le Tube schluckt den Schirm von der Eintrittskante her.
In Bild 2 und 3 von oben ist die Eintrittskante nur freigelegt,
um zu zeigen, wie gut fixiert sie bleibt.
Bauweise: Le Tube besteht aus einem langen Stoffschlauch aus glattem Nylontuch mit einem Einsatz aus dünnem, recht dehnbaren Lycra. An einem Ende ist ein flexibler Nylonring eingenäht, der die Öffnung aufspannt und auch gut als Griffhilfe dient.

Packweise: Beim Schirm wird als erstes die Stäbchen-Eintrittskante gut sortiert. Dann wird der zuvor etwas geraffte Le Tube mit dem Ring voran über die Eintrittskante gezogen. Im engen Schlauch mit der Lycra-Dehnfuge wird diese Zellordnung automatisch fixiert. Anschließend arbeitet man sich mit dem Ring Stück für Stück zur Hinterkante vor, wobei der Schirm vom Packschlauch gewissermaßen geschluckt wird. Mit der passenden Grifftechnik (hierzu gibt es ein gutes Demo-Video von Rock the Outdoor) geht das auch verhältnismäßig gut. Allerdings ist man als Packer gezwungen, immer mal wieder auf seinem Schirm zu knien, um den schon gepackten Teil des Schirmes beim Einschlauchen zu fixieren. Am Ende muss man stets noch die in der Hinterkante gesammelte Luft herauspressen, bevor der Rest des Schirmes auch noch im Schlauch verschwindet. Nun kann man den Schlauch von hinten aufrollen. Dank des sehr luftdurchlässigen Lycra kann die Luft dabei gut entweichen.

Packmaß: Le Tube ist recht schmal geschnitten und ergibt ein entsprechend schmales Päckchen (schmaler als die meisten Rucksäcke gebaut sind).

Le Tube: Kampf mit der Restluft im Schirm 
Was gefällt: Geringes Gewicht. Die Eintrittskante mit den Stäbchen bleibt wirklich gut sortiert und fixiert. Mit dem Ring als Pack- und Griffhilfe lässt sich Le Tube, wenn man die Technik einmal beherrscht, erstaunlich gut über den Schirm ziehen. Le Tube ergibt ein kleines Packmaß, v.a. für schmalere Rucksäcke interessant.

Was nicht gefällt: Beim Packen selbst liegt und schleift der Schirm ohne Schutzunterlage auf dem Boden. Die Packrichtung von vorne nach hinten am Schirm führt dazu, dass man stets Luft "einfängt" und durch den Stoff auspressen muss. Beim Packvorgang muss man aufpassen, nicht ungewollt kleine Steinchen o.ä. in den Schlauch einzuschaufeln. Der Schirm sitzt am Ende sehr stramm und kommt entsprechend knittrig wieder raus. Will man einen noch leicht feuchten Schirm zu Hause trocknen lassen, muss man Le Tube komplett abziehen, damit genügend Luft ans Tuch kann. (Das Lycra ist zwar sehr luftdurchlässig, doch durch die enge Packweise ist der Luftaustausch erschwert.)

Tube-Bag (Skyman)

Packen mit dem Tube Bag. Der weite Schlauch wird nach
dem Überstülpen per Reißverschluss komprimiert.
Bauweise: Der Tube-Bag ist ein weit geschnittener Stoffschlauch aus einem ziemlich luftdichten Nylonmaterial. Über einen längs eingesetzten Reißverschluss lässt sich der Umfang des Schlauches deutlich reduzieren und somit kompromieren.

Packweise:  Beim Tube-Bag kann man den Schirm wie gewohnt von hinten nach vorne einpacken. Es ist ratsam, zu Beginn die Eintrittskante grob Zelle auf Zelle vorzusortieren. Anschließend zieht man von hinten den (noch) weiten Schlauch über den Schirm. Ähnlich wie bei Le Tube arbeitet man sich dabei Stück für Stück vor und zuppelt den Schlauch abwechselnd oben und unten weiter. Ist man an der Eintrittskante angelangt, lässt die weite Öffnung des Tube-Bag noch ausreichend Platz, um die Stäbchen jetzt genauer geordnet aufeinander zu legen. Zum Schluss wird der Reißverschluss von hinten zugezogen und der Schlauch samt Schirm dadurch komprimiert. Die Luft lässt sich gut in Richtung Eintrittskante ausstreichen.

Packmaß: Der Tube-Bag packt rund vier Zentimeter breiter als Le Tube. Das recht luftdichte Obermaterial sorgt dafür, dass der Schirm, nachdem man in komprimiert hat, nicht so schnell wieder Luft zieht. Das Päckchen mit Schirm bleibt angenehm flach.

Beim Tube Bag lässt sich die Öffnung nicht so gut
greifen. Das Überziehen ist etwas hakelig.
Was gefällt: Geringes Gewicht. Durch die weite Öffnung und die Arbeitsrichtung von hinten nach vorne lässt sich der Schlauch locker über den Schirm ziehen und erst danach komprimieren. Zu Hause kann man den Schirm auch im Schlauchsack locker lagern, indem man den Kompressions-Reißverschluss einfach öffnet.

Was nicht gefällt: Beim Packen selbst liegt und schleift der Schirm ohne Schutzunterlage auf dem Boden. Ohne einen versteifenden Ring wie beim Le Tube lässt sich der Stoff nicht so gut greifen und weiterstreifen. Beim Ziehen des Schlauches über den Boden kann man ungewollt Dreck und Steinchen mit einschaufeln. Beim Schließen des Reißverschlusses muss man aufpassen, den Stoff des Packschlauches nicht einzuklemmen. Da die Hülle recht luftdicht ist, sollte man einen leicht feuchten Schirm zu Hause auch wieder ganz aus dem Schlauch holen. (Leider hat Skyman keinen luftigen Netzstoff als Einsatz unter dem Reißverschluss verwendet).

Le Tube vs. Tube Bag

Im direkten Vergleich haben beide Varianten ihre Stärken und Schwächen. Beim Le Tube ist der Packvorgang mit Hilfe des Ringes etwas einfacher als beim Tube Bag. Allerdings hat man stets mit der im Schirm eingeschlossenen Luft zu kämpfen. Hier entpuppt sich die Packrichtung und nachträgliche Komprimierung des Tube Bag als Vorteil. Die Möglichkeit der Skyman-Variante, den Schirm im Schlauchsack mit geöffnetem Reißverschluss auch in lockerer Form zu Hause zu lagern, spricht ebenso für diese Lösung. Unterm Strich würde ich dem Tube Bag wegen letztgenannter Eigenschaft knapp den Vorzug geben.

Tube-Lösung vs. klassischer Zellenpacksack

Packen ohne Gewürge mit einem klassischen Zellenpacksack.
Vergleicht man die Schlauchpack-Tuben mit klassischen Zellenpacksäcken, fällt mein Votum allerdings recht eindeutig für die klassische Variante aus. Die Möglichkeit, den Schirm direkt als Rosette auf den ausgebreiteten Zellenpacksack als Unterlage zu legen und somit schon beim Packen gegen Dreck und feuchten Untergrund zu schützen, schätze ich sehr. Das Einpacken gelingt damit im Alltag sauberer, schneller und schirmschonender (u.a. wird man nicht gezwungen, auf seinem Schirm zu knien). Zum Trocknen eines leicht feuchten Schirmes zu Hause kann man zudem einfach den Zellenpacksack öffnen und muss den Schirm nur etwas auflockern, ohne ihn ganz aus der Hülle nehmen zu müssen.

Einen nennenswerten Vorteil der Tube-Lösungen sehe ich nur im geringeren Gewicht - wobei ein "klassischer" Saucisse Light von Ozone auch nur rund 280 Gramm auf die Waage bringt. Für Hike&Fly-Fetischisten könnte der Tube-Bag von Skyman interessant sein, weil er weit genug geschnitten ist, um bei Bedarf behelfsweise als (nicht wasserdichter) Biwaksack zu dienen.

Ansonsten kann man mit Le Tube oder dem Tube-Bag am Landeplatz auch für Aufsehen sorgen (wer Aufmerksamkeit braucht). Allerdings habe ich von den Beobachtern meiner Packvorgänge der Schirme in Tuben am Ende eher bemitleidende Blicke geerntet. Niemand wollte sich beim Zuschauen vom Tube-Konzept überzeugen lassen.