Kleiner und oho: Das XC Tracer Mini II GPS (links) im Größenvergleich zur Ur-Version des XC Tracer. // Foto: Lu-Glidz |
Das hängt mit einer technischen Besonderheit der XC Tracer zusammen: Neben der obligatorischen Druckdose zur Messung von Luftdruckdifferenzen, um daraus das Steigen oder Sinken abzuleiten, nutzen diese Varios noch eine Reihe weiterer Sensoren, um die Lage im Raum zu erfassen. Dazu zählen u.a. Gyroskop, Magnetometer, Beschleunigungsmesser und GPS. Verrechnet man diese Daten per raffiniertem Algorithmus mit den Luftdruckwerten, lässt sich besser und schneller erkennen, ob ein plötzlich veränderter Messwert der Druckdose vielleicht nur ein Ausreißer der Messelektronik darstellt oder mit echten Veränderungen des Flugpfades (Steigen / Sinken) einher geht.
Die XC Tracer besitzen auf dieser Basis eine extrem feine und nahezu verzögerungsfreie Ansprache. Gerade in schwachen Thermiken und an diffusen Thermikrändern ist das von Vorteil. (Genaueres zu den technischen Hintergründen der Multisensor-Variotechnik und dem Nutzen im Flug habe ich auf Lu-Glidz schon im Test zur ersten Version des XC Tracer geschrieben, dessen Lektüre ich zum besseren Verständnis nochmals empfehle).
Dem ersten XC Tracer hatte ich auf Lu-Glidz ein sehr gutes Urteil ausgestellt. Einer der wenigen Kritikpunkte war die Akkuleistung. Mit rund 14 Stunden Laufzeit sollte der Akku zwar jeden langen Flug durchhalten können. Doch wenn man das kleine Gerät auf mehrtägigen Reisen, gar für Hike-and-Fly abseits von Steckdosen nutzen wollte, müsste man sich um eine entsprechende Energieversorgung kümmern.
Schon mit dem XC Tracer II hatte Koni Schafroth diese Kritik entkräftet, indem er das Gerät in gleicher Größe um eine Solarzelle auf dem Deckel ergänzte. Sie liefert genug Strom, um den eingebauten LiPo-Akku für den Dauerbetrieb geladen zu halten. Mittlerweile hat der Schweizer Tüftler die komplette Elektronik weiter überarbeitet und dabei ein Kunststück vollbracht: Sein neuestes Gerät, der XC Tracer Mini II GPS, ist deutlich kleiner, kann und bietet aber das gleiche wie die "großen" Vorgänger.
Dazu zählen: Multisensor-Vario, ein GPS samt Flugaufzeichnung im igc- und kml-Format (beides parallel auf interner SD-Karte), Übermittlung der Messwerte per Bluetooth-Funkverbindung oder Datenkabel an Smartphones mit passender Flugsoftware (Flyme, XC-Track etc.) und eine relativ einfache, freie Programmierung der Vario-Töne, die sogar die Realisierung eines "Thermik-Schnüfflers" (s.u.) erlaubt.
In den vergangenen Wochen bin ich viele Stunden und Flüge mit dem XC Tracer Mini II GPS in der Luft gewesen, häufig im Parallelbetrieb mit dem Ur-XC Tracer. Dabei konnte ich im direkten Vergleich feststellen: In der Variofunktion und Sensibilität steht der kleine Nachfolger dem Vorgänger in nichts nach. Der Algorithmus zur Fusion der Sensordaten ist sogar noch etwas genauer geworden. Das zeigt sich vor allem in realistischeren Variowerten bei sehr schnellen Kurven und Steilspiralen , bei deren Einordnung der erste XC Tracer noch so seine Probleme hatte. Auch das Aufspielen neuer Firmware ist einfacher geworden. Die Bluetooth-Verbindung zu verschiedenen Smartphones klappte bei mir reibungslos (im Test mit der Flyme-App und LXWP0 als Protokoll).
Gelungenes Energie-Management
Besonders gespannt war ich auf das Energiemanagement. Sollte die kleine Hightech-Solarzelle tatsächlich ausreichen, um neben Vario auch GPS, Bluetooth- und Auswerteelektronik dauerhaft betreiben zu können? Koni Schafroth hat diese Aufgabe auch im Vergleich zu Konkurrenten wie dem LeGPSBip (s. Test auf Lu-Glidz) sehr überzeugend gelöst. Einmal pro forma per USB voll geladen, zeigte das Gerät bei mir fortan auch nach stundenlangen Flügen beim erneuten Einschalten stets immer einen Ladestand von mehr als 95 Prozent an. Das heißt: Im Flugalltag muss man sich um die Energieversorgung des Varios wirklich keine Gedanken mehr machen. Denn ein voll geladener Akku soll laut Herstellerangaben auch ohne Sonne noch ausreichend Energie für bis zu 20 Stunden Betrieb bieten. (Der kleine XC Tracer war bei mir auf dem Cockpit montiert, wo er in den meisten Fluglagen auch vom Sonnenlicht getroffen wird.)
Für die Helmmontage sind die XC Tracer übrigens nicht gedacht. Die sensible Lage-Elektronik würde durch das ständige Drehen des Kopfes nur irritiert. Die Lautstärke des XC Tracer Mini II GPS reicht aber völlig aus, um auch vom Cockpit aus ans Ohr zu dringen.
Wenn ich an diesem Gerät noch etwas kritisieren wollte, dann wäre es die etwas zu unauffällige Farbgebung des Gehäuses. Schwarzes Gehäuse plus schwarze Solarzelle könnten schnell dazu führen, dass man den XC Tracer leicht irgendwo im Gras übersieht und vergisst (wenn das Vario nicht eh fix am Cockpit oder am Gurtzeug gesichert ist). Ich würde mir eine hellere Signalfarbe wünschen. Zumal es beim Preis von 305 Euro doppelt weh tut, wenn man eine so gelungene Flugelektronik verliert.
Hinweis: Der XC Tracer Mini II GPS wurde mit für den Test freundlicherweise von Koni Schafroth zur Verfügung gestellt.
Exkurs: Thermik-Schnüffler
Der Thermik-Schnüffler ist eine Möglichkeit, die Nähe bzw. die Randbereiche einer Thermik oder auch Linien langsam steigender Luftmassen besser erkennen zu können. Dafür wird die Varioakustik so programmiert, dass sie schon bei einem verringertem Sinken des Gleitschirms (z.B. ab -0,5 m/s) anspringt und das mit charakteristischen Tönen kundtut, die sich eindeutig von klassischen Steig- und Sinktönen unterscheiden.
Lu-Glidz hatte schon für den ersten XC Tracer einen solchen Thermik-Schnüffler (Sniffer) programmiert. Dieser hat sich auch beim XC Tracer Mini II GPS bewährt, v.a. wenn es um das bessere Zentrieren sehr schwacher Thermikblasen geht. Da diese am Thermikrand häufig keine harten Übergänge aufweisen, hört ein klassisches Vario bei "Steigwerten" unter 0 m/s einfach nur auf zu piepen, was den Piloten vielleicht zu übertriebenen Steuerbewegungen verleitet, um in der Thermik zu bleiben. Der XC Tracer mit Thermik-Schnüffler liefert in solchen Bereichen allerdings noch differenzierte Infos. Sinnvoll nutzbar ist das aber nur, wenn man es als Pilot gelernt hat, sehr gleichmäßige Kreise zu drehen – ohne Schaukler und abrupte Bewegungen.
Die aktuelle Version des Lu-Glidz Thermik-Schnüfflers basiert auf folgenden Einstellungen für die Audioausgabe des XC Tracer (die Zeilen können einfach per Paste & Copy an die entsprechende Stelle in der txt-Konfigurationsdatei kopiert werden):
# create your own vario tone settings below
beepOnlyWhenFlying=yes
setVolume=2
dampingFactor=0.00
ClimbToneOnThreshold=-0.50
ClimbToneOffThreshold=-0.51
SinkToneOnThreshold=-2.00
SinkToneOffThreshold=-1.99
tone=-10.00,200,100,100
tone=-5.00,200,100,100
tone=-1.80,300,100,100
tone=-1.79,300,100,0
tone=-0.50,263,300,3
tone=-0.20,300,200,6
tone=0.19,345,100,10
tone=0.20,350,500,60
tone=1.00,440,500,60
tone=2.00,550,400,50
tone=3.00,694,250,50
tone=10.00,1800,150,70
Tipp: Wer die Klänge mal hören und mit den Einstellungen spielen will, kann die Zeilen auch einfach in den XC Tracer Vario-Sound und Config-File Editor von Thomas Ruf kopieren (links unten "Edit Config File" klicken und den Text ersetzen).
Der Thermik-Schnüffler ist eine Möglichkeit, die Nähe bzw. die Randbereiche einer Thermik oder auch Linien langsam steigender Luftmassen besser erkennen zu können. Dafür wird die Varioakustik so programmiert, dass sie schon bei einem verringertem Sinken des Gleitschirms (z.B. ab -0,5 m/s) anspringt und das mit charakteristischen Tönen kundtut, die sich eindeutig von klassischen Steig- und Sinktönen unterscheiden.
Lu-Glidz hatte schon für den ersten XC Tracer einen solchen Thermik-Schnüffler (Sniffer) programmiert. Dieser hat sich auch beim XC Tracer Mini II GPS bewährt, v.a. wenn es um das bessere Zentrieren sehr schwacher Thermikblasen geht. Da diese am Thermikrand häufig keine harten Übergänge aufweisen, hört ein klassisches Vario bei "Steigwerten" unter 0 m/s einfach nur auf zu piepen, was den Piloten vielleicht zu übertriebenen Steuerbewegungen verleitet, um in der Thermik zu bleiben. Der XC Tracer mit Thermik-Schnüffler liefert in solchen Bereichen allerdings noch differenzierte Infos. Sinnvoll nutzbar ist das aber nur, wenn man es als Pilot gelernt hat, sehr gleichmäßige Kreise zu drehen – ohne Schaukler und abrupte Bewegungen.
Die aktuelle Version des Lu-Glidz Thermik-Schnüfflers basiert auf folgenden Einstellungen für die Audioausgabe des XC Tracer (die Zeilen können einfach per Paste & Copy an die entsprechende Stelle in der txt-Konfigurationsdatei kopiert werden):
# create your own vario tone settings below
beepOnlyWhenFlying=yes
setVolume=2
dampingFactor=0.00
ClimbToneOnThreshold=-0.50
ClimbToneOffThreshold=-0.51
SinkToneOnThreshold=-2.00
SinkToneOffThreshold=-1.99
tone=-10.00,200,100,100
tone=-5.00,200,100,100
tone=-1.80,300,100,100
tone=-1.79,300,100,0
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tone=0.19,345,100,10
tone=0.20,350,500,60
tone=1.00,440,500,60
tone=2.00,550,400,50
tone=3.00,694,250,50
tone=10.00,1800,150,70
Tipp: Wer die Klänge mal hören und mit den Einstellungen spielen will, kann die Zeilen auch einfach in den XC Tracer Vario-Sound und Config-File Editor von Thomas Ruf kopieren (links unten "Edit Config File" klicken und den Text ersetzen).
7 Kommentare
Das GPSBip hat ja jetzt auch eine neue Firmware bekommen wo alle Sensoren verarbeitet werden. Da währe ein kleiner Nachtest oder am besten ein vergleich mit dem XC Tracer gar nicht schlecht!?
AntwortenLöschenStefan, beim LeGPSBip hat mich vor allem der elendig lange GPS-Fix gestört. Der wird sich durch die Einrechnung aller Sensoren auch nicht verbessert haben. Deshalb habe ich aktuell kein Interesse an einem Nachtest. Wenn freilich jemand anderes mal vergleichende Erfahrungen macht, ist ein Kommentar dazu gerne willkommen.
AntwortenLöschenMit meinem XC-Tracer (ich nutze noch immer einen aus einer der ersten Serien) bin ich technisch weiterhin sehr zufrieden, finde aber auch immer erwähnenswert, dass er als crowd-funding Projekt startete, in dem explizit versprochen war, den source code der Software öffentlich zugänglich zu machen. Ein Versprechen, das leider nie eingelöst wurde. :(
AntwortenLöschenHi Lucian, wenn man einen Visierhelm hat ist die Lautstärke im Vollgas mit einem schnellen Schirm schon beim Ur-Tracer grenzwertig gering. Ist der kleine in der maximalen Stufe (mindestens) gleich laut?
AntwortenLöschenJörg, im subjektiven Vergleich würde ich sagen, dass der Kleine auf höchster Stufe in etwa gleich laut ist wie der Ur-Tracer. Die empfundene Lautstärke hängt freilich auch immer von der Tonhöhe und der Ausrichtung der Schalllochöffnung zum Piloten ab.
AntwortenLöschenBei Vollgas achtest Du ja wahrscheinlich eher auf den Sinkton. Den solltest Du frequenzmäßig nicht zu tief einstellen, dann dringt er auch besser durch.
@Lucian: Der GPS-Fix beim GPS Bip geht zumindest mit aktueller Software sehr schnell, manchmal innerhalb weniger Sekunden, aber nie länger als eine Minute würde ich schätzen, also mehr als ausreichend schnell am Startplatz...
AntwortenLöschen@Floyd: Danke für den Hinweis. Vielleicht muss ich mir das GPSBip doch noch mal mit neuer Firmware anschauen.
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