Helikopter erzeugen beim Geradeausflug eine markante Wirbelschleppe in der Luft. Sie ist in der Regel stärker als bei Flugzeugen ähnlicher Größe. Wehe dem, der hinein gerät.

Die Nachlauf-Turbulenzen eines Helikopters. // Quelle: skybrary.aero
Am 23. Juni 2016 ereignete sich am Landeplatz Wasserauen unterhalb der Ebenalp in der Schweiz ein ungewöhnlicher Unfall. Ein Flugschüler im Landeanflug erlitt sprichwörtlich aus heiterem Himmel einen starken Klapper. Er stürzte ab und zog sich erhebliche Verletzungen zu.

45 Sekunden zuvor war in der Nähe des Landeplatzes ein Helikopter zu einem Rettungseinsatz gestartet. Sein Flugpfad führte etwas seitlich des Anflugweges der Gleitschirme am Landeplatz entlang. Zum Zeitpunkt des Absturzes war der Heli dann schon deutlich entfernt, doch ein kürzlich veröffentlichter Report der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST, die bei solchen Flugunfällen ermittelt, kommt zu dem Schluss: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Gleitschirmflieger in die sogenannten Nachlauf-Turbulenzen des Helikopters geraten, was den Absturz bedingte.

Der Fall führt ein Phänomen vor Augen, das vielen Piloten nicht unbedingt bewusst sein dürfte: Auch Helikopter erzeugen bei ihrem Flug kräftige Wirbelschleppen. Und diese wirken sich nicht nur als sogenannter Downwash nach unten aus. Der Rotor hinterlässt in der Luft auch starke Verwirbelungen, die er wie zwei gegenläufig rotierende Kegel hinter sich her zieht (s. Grafik).


Leeseitig ist es besonders gefährlich

Die Nachlauf-Turbulenzen von Helikoptern können sich mitunter minutenlang auswirken. Messungen ergaben: Vor allem beim Langsamflug eines Helis (40 - 80 Knoten) sind sie besonders stark und deutlich ausgreifender als zum Beispiel bei Flächenflugzeugen ähnlicher Größe. Die Wirbel dehnen sich mit der Zeit aus und sinken dabei typischerweise ab (wobei sie in thermischer Luft auch mal nach oben gemischt werden können). Zudem werden sie mit dem vorherrschenden Wind verfrachtet.

Wer also beim Gleitschirmfliegen auf Helikopter im nahen Luftraum trifft, sollte auf der Hut sein – vor allem wenn man sich etwas unterhalb und auf der Lee-Seite des Pflugpfades des Helikopters befindet.

Die Wirbelschleppen-Problematik ist ein weiterer Grund dafür, warum Gleitschirme bei Rettungs-Einsätzen eines Helis schon aus eigenem Sicherheitsinteresse unbedingt das Weite suchen sollten. Hat ein Helikopter eine Flugregion verlassen, ist es ratsam, in Ruhe einige Minuten abzuwarten, bevor dort wieder gestartet und geflogen werden kann.

Besonderes Augenmerk sollte man auf das Problem der Helikopter-Wirbelschleppen beim Küstensoaren legen. Häufig wählen Hubschrauberpiloten dort einen Flugpfad, der in relativ geringer Höhe parallel zur Küste weit draußen übers Wasser führt. Durch die glatte Wasseroberfläche begrenzt, bilden sich rollende Luftwirbel, die dann durch den Seewind typischerweise zur Küste hin getragen werden. Auch hier gibt es immer wieder anekdotische Berichte von Gleitschirmpiloten, die deutlich nach einem Heli-Vorbeiflug im ansonsten laminaren Küstenwind plötzliche, scheinbar unerklärliche und starke Turbulenzen erlebten.


Hinweis: Der oben erwähnte Unfallbericht der SUST war kürzlich noch als Schlussbericht Nr. 2335 unter folgender Adresse als pdf abrufbar: https://www.sust.admin.ch/inhalte/AV-berichte/2335_D.pdf. Aktuell ist er dort nicht verfügbar. Es ist aber davon auszugehen, dass er bald in einer überarbeiteten Fassung wieder eingestellt wird.